CHRONIK 1970-1979
1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1994
1970
Tag der offenen Tür |
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Der erste „Ausflug“ des Jahres führte vom 20. - 28. Januar sechs Piloten
mit ihren Maschinen ins schottische Lossiemouth um der dort beheimateten
809. Squadron der
Royal Air Force einen
Besuch abzustatten. Der Austausch erfolge allerdings einseitig, sodass
keine englischen Maschinen nach Jagel kamen.
Mit einem großen
Zeremoniell wurde am 13. März Bundespräsident,
Dr. Heinemann auf dem Fliegerhorst Jagel begrüßt. Er nutzte
den Marinefliegerhorst als Durchgangsstation um anschließend weiter nach
Flensburg zu fahren.
Aus Anlass der Beförderung zum Kapitän zur See veröffentlichten die „Kieler Nachrichten“ das Portrait eines „Deutschen Geschwaderkommodore“. Hierbei wurden die menschlichen, soldatischen und künstlerischen Eigenschaften von KptzS Reger herausgestellt.
Im
April fand in Jagel wieder ein „TAC EVAL“ (Geschwaderüberprüfung auf
NATO-Ebene) statt, welches mit der Abschlußnote „gut“ benotet wurde.
Soldaten der
Horstsicherungsstaffel, des H-Stabes, der San-Staffel und der Kfz-Staffel
nahmen am 21. Juli für das MFG1 am 4-Tage-Marsch im holländischen Nijmegen
teil. Ein Offizier, sieben Unteroffiziere und 17 Mannschaften trainierten
für dieses „Erlebnis“ bereits seit April. Das Endergebnis konnte sich
sehen lassen. Von den 350 angetreten Teams der NATO-Partner, belegte das
Team MFG1 nach 180km den 2. Platz unter den teilnehmenden Bundeswehrteams
und den 4. Platz in der Gesamtwertung.
Im Vorwege des Tags
der offenen Tür gab das Geschwader am 31. Juli einen Empfang für Vertreter
der umliegenden Gemeinden und Offizieren benachbarter Einheiten.
Der Tag der offenen
Tür am 2. August wurde dann zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ca.
65.000 - 70.000 Zuschauer auf dem Marinefliegerhorst. Gäste aus England,
Dänemark, Holland, Norwegen und Belgien zeigten Flugvorführungen.
Höhepunkt war zweifellos der Auftritt der Kunstflugstaffel „Red
Arrows“ aus England mit ihren Maschinen vom Typ
Gnat. Sie entlockten den staunenden Zuschauern viele Oh‘s
und Ah‘s. Abgerundet wurde das Programm durch viele Ausstellungen am
Boden, die ebenfalls ein großes Echo bei den Besuchern fanden.
Wie schnell der Alltag
ins Geschwader zurückkehrte zeigte sich am 25. August als der 122.
Starfighter der Bundeswehr nach einem Triebwerksausfall unmittelbar nach dem Start
abstürzte. Die beiden Piloten OLtzS Otto und KptLt Großklos konnten sich
mit dem Schleudersitz unverletzt retten. Nur das Seitenleitwerk
(Aftsection) der Doppelsitzigen TF-104G (27+30) schaute noch aus dem weichen Boden heraus. Der Rest
hatte sich sauber und unangespitzt tief in den Boden gerammt. Ursache für
den Triebwerksausfall war Wahrscheinlich Vogelschlag.
Im September konnte
die Technik sagenhafte 98% Klarstand an Flugzeugen vermelden, obwohl an
einigen F-104 starke Korrosionsschäden an den Ansaugschächten gefunden
wurden. 14 Stück mussten darauf hin gewechselt werden. Am 28. September
brachten die beiden MFG1 und MFG2 sogar zwanzig Luftfahrzeuge gleichzeitig
in die Luft, um anlässlich des Kommandeurwechsels in der
Marinefliegerdivision einen Überflug in Kiel-Holtenau zu machen. KptzS
Luther löste
Flottillenadmiral
Jung als Kommandeur
ab. Auch im Heimatverband in Jagel rotierte das Führungspersonal. KKpt
Radicke übernahm die Technische Gruppe als Kommandeur. KKpt Scholz löste
FKpt
Dubois in der
Fliegenden Gruppe ab und die Horstgruppe wurde durch FKpt Ochernal
übernommen.
Beim Herbstmanöver der
Marine „NORTHERN WEDDING“ war das MFG1 mit bis zu 46 Manövereinsätzen
täglich vertreten.
Dr. Rolf Pauls
(deutscher Botschafter in den USA) kam am 22. Oktober nach Jagel und ließ
sich über Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten der Seeluftstreitkräfte
unterrichten.
Im November wurden die
Lärmschutzhallen baulichen Veränderungen unterzogen, um die
Betriebssicherheit zu erhöhen.
Am 9. Dezember wurde die 75.000ste Gesamtflugstunde des Geschwaders eingeflogen. Dahinter verstecken sich Zahlen wie: z.B. 60.000 Flugeinsätze mit ca. 24.000.000 nautischen Meilen (ca. 1000-mal um die Erde). Dafür sorgen die Lfz-Techniker mit ca. 5.000.000 direkten Arbeitsstunden. Der Kommodore, KptzS Reger dankte allen Geschwaderangehörigen, vom Tankwagenfahrer über die Feuerwehr und Sicherungspersonal bis hin zum Küchenpersonal in einer Ansprache. Wenn man bedenkt, dass 70% der Flugstunden allein innerhalb der letzten 5 Jahre erflogen wurden, kann das Geschwader stolz auf diese erbrachte Leistung sein. Der Kommodore erinnerte auch an die Flugzeugführer die in Ausübung ihrer Pflicht ihr Leben verloren und mahnte an das Versprechen, diese nicht zu vergessen. |
1971
ab jetzt mit
Flugabwehrstaffel |
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Am 15. Februar
verlegten sechs
Starfighter für
zwei Wochen auf den portugiesischen Fliegerhorst Beja um an der Übung
„SUNNY SEAS“ teilzunehmen.
Vom 23. März bis 6.
April erfolgte ein einseitiger Staffelaustausch mit der Türkischen
Luftwaffe. Dafür verlegten sechs Maschinen zum 4th Wing/ 144 Filo nach
Mürted. Die Staffel flog ebenfalls F-104 Starfighter.
Am 1. April wurde die
Flugabwehrstaffel mit einer Friedensstärke von 110 Soldaten aufgestellt
und in die Horstgruppe als ein wichtiges Instrument der aktiven
Verteidigung integriert. Dies geschah als eine der unmittelbaren
Reaktionen auf die
ČSSR-Krise
Ende der 60er Jahre und der damaligen zunehmenden Bedrohung durch den
Warschauer Pakt. Ausgerüstet wird die Staffel mit 24 Flugabwehrkanonen vom
Typ „Bofors
40mm L70“
und einer großen Anzahl von Radfahrzeugen.
Ein Bodenunfall, der
verhängnisvolle Folgen hätte haben könnte, ereignete sich am 10. Mai. Das
Flugzeug rollte nach dem Anlassen und dem „7-Finger-Check“ in den
„Sicherheitsschlauch“, einem speziellen Bereich in dem noch letzte Checks
vor dem Flug durchgeführt, Sicherungsstifte entfernt und
Waffen/Schleudersitz scharf geschaltet werden. Nachdem der 2. Wart an einer flugklaren F-104G Starfighter Vorschriftsmäßig den
Sicherungsstift des rechten Tip-Tanks gezogen hatte, wurde der voll
betankte Tank abgesprengt und fing nur 1,50 Meter neben der Maschine
Feuer. Dank der schnellen Reaktion der Wartungscrew konnte das Feuer
schnell gelöscht und ein größeres Unglück verhindert werden. Als Dank
dafür, erhielten der 1.Wart OMt Reich und der 2.Wart Gefr Moczegemba eine
förmliche Anerkennung und einen Tag Sonderurlaub.
Einen neuen
Kfz-Hobbyshop konnte Kommodore, KptzS Reger am 26. Mai im
Unterkunftsbereich in Kropp seiner Bestimmung übergeben.
Am 27.
Mai musste OLtzS Kohlke seine F-104G Starfighter (22+76) nach einem Triebwerksausfall, bedingt durch eine
Störung im Kraftstoffsystem, auf dem Rückflug von Holland mit dem
Schleudersitz verlassen. Er versuchte noch das Lfz über See zu bringen,
was ihm auch gelang. Um 8.40 Uhr setzt er auf der Notruffrequenz den
Notruf „Habe Schwierigkeiten - MAYDAY - MAYDAY - Position 35 Meilen
westlich von Jever - TACAN - BAIL OUT“ (Internationaler Notruf und
Schleudersitzausstieg) ab. In einer Höhe von 2000 Fuß (ca. 660m) zog er
dann den Griff des Schleudersitzes. Über diesen Augenblick sagte es
später, was es für eine Überwindung gekostet habe, da er immer noch
glaubte, das Triebwerk in Gang zu bekommen. Vielleicht eine Erklärung
dafür, warum es bei Abstürzen so viele Tote gibt. Er steigt jedoch
planmäßig aus und bereitet sich auf eine Wasserlandung vor, wunderte sich
aber über den relativ harten Aufschlag. Das Wasser war an dieser Stelle
nur 20cm tief. Wie reibungslos die anschließende Rettungs-, und
Bergeaktion klappte, sieht man daran, dass OLtzS Kohlke nach nur 38
Minuten geborgen wurde. Nach dem Absetzen seines Notrufes und Rufzeichens
war die Maschine schnell als Jagelaner Starfighter identifiziert. Die
SAR-Leitstelle in Glücksburg welche jeden Notruf empfängt und aufzeichnet,
veranlasst alle sofortigen Rettungsmaßnahmen. Die SAR-Hubschrauber auf
Borkum und in Nordholz starten zur Unglücksstelle. Eine in der Luft
befindliche
Br1150 Breguet Atlantic
wird zur Unglücksstelle umgeleitet. In Kiel startet eine
Albatross ebenfalls zur Suche. Die eingesetzten Flugzeuge werden
von Glücksburg aus in bestimmten Höhenstaffelungen geleitet. Außerdem
werden Schiffe aus Borkum und Emden zu einer flächendeckenden Suche
beordert. Um 9.00 Uhr ist der UH-1D SAR-Hubschrauber (70+65) an der
Unfallstelle. OLtzS Kohlke befindet sich ca. eine Meile westlich seiner
angegebenen Position. Da der Hubschrauber direkt neben ihm im nur 20cm
„tiefen“ Wattenmeer der Nordsee landen kann, ist der Rest ein Kinderspiel.
Erste Gesundheitliche Untersuchungen sind nach wenigen Minuten
abgeschlossen und der Hubschrauber hebt um 9.18 Uhr ab, um den
Bruchpiloten nach Wittmund zum Fliegerarzt zu bringen. Die Br1150 Breguet
Atlantic und die Albatross suchen derweil nach den Resten des Flugzeuges,
müssen dann aber ziemlich schnell aufgeben, da das Wetter umschlägt und
schlechter wird.
Der mittlerweile
obligatorische Schießeinsatz in Deci (Italien) sollte auch in diesem Jahr
nicht fehlen. Dafür verlegten vom 27. August bis 30. September neun
Luftfahrzeuge in den Süden Sardiniens.
Bei der Herbstübung
„WELLENREITEN“ konnte über der deutschen Bucht der scharfe Schuss mit
Waffen vom Starfighter geübt werden. Diese Möglichkeit ist eher selten der
Fall und somit kamen die
Waffenmixer mit glänzenden Augen mal so richtig in Schweiß.
In den Jahren
1970/1971 wurden die
Fouga Magister
Schulflugzeuge der Bundeswehr über die VEBEG (bundeseigene Treuhandgesellschaft zur Verwertung von
ausgemustertem Eigentum des Bundes) nach Frankreich verkauft. Ein Vertreter aus
Frankreich überwachte die Zerlegung der Marine Fouga Magister und die
Verladung auf Eisenbahnwagons. Der Fliegerhorst besaß für Verlegungen,
Versorgung und Transporte
jeglicher Art ein eigenes Bahngleis und eine Art Bahnhof.
Die noch verbliebenen
Do-27
Verbindungsflugzeuge wurden ebenfalls nach und nach abgegeben. Sie wurden
durch das neue Schul- und Verbindungsflugzeug vom Typ
Piaggio P-149 ersetzt.
Da die Sportfluggruppe des MFG1 zum Ende des Jahres aufgelöst werden soll,
mussten auch diese Flugzeuge abgegeben werden. Eine Piper verunfallte auf
dem Flugplatz St. Michaelisdonn kurz vor der Abgabe. Sie war kurz vor dem
Start von einer starken Seitenböe erfasst und auf den Rücken
gedreht worden. Pilot Vollquartsen blieb unverletzt. Am Flugzeug entstand
nur leichter Sachschaden. Die Reparatur umfasste auch den Wechsel einer
Tragfläche.
Der 1. Oktober brachte
schon wieder einen Führungswechsel in der Fliegenden Gruppe. FKpt Kröger
löste FKpt Scholz als neuer Kommandeur ab. FKpt Scholz wurde gleichzeitig
in den G-Stab versetzt, um ab sofort den Posten des stellv. Kommodore des
MFG1 neu zu besetzen.
Das
Jahresflugstundensoll des Geschwaders von 8830 Stunden auf F-104
Starfighter wurde am 22. Dezember erreicht. Diese wurde durch KKpt Gossler
und KKpt Schmidtbauer (S3, Technische Gruppe)
im doppelsitzigen
TF-104 Starfighter erflogen.
Nebenbei wurden auch
noch 350 Stunden mit der Do-27 erflogen. In einem deutschen
Marinefliegergeschwader wurde zuvor noch nie eine solch hohe Anzahl an
Flugstunden in einem Jahr erbracht. Die Wartungsstaffel nahm dieses
Ereignis zum Anlass, der Besatzung einen würdigen Empfang zu bereiten und
80 Liter Bier zu spendieren. Nach einer kurzen Ansprache durch Kommodore
KptzS Reger ging es zum gemütlichen Teil des Tages über.
Um 8830 Flugstunden zu
bewältigen, waren in diesem Jahr 6.557.600 direkte & indirekte
Arbeitsstunden nötig. Außerdem wurden 466 platzfremde Luftfahrzeuge aller
Art abgefertigt.
Nicht fliegend,
sondern fahrend, beendete der Kommodore, KptzS Reger, das Jahr 1971. Mit
den letzten 200 Fahrschulkilometern des Jahres erwarb er die Fahrerlaubnis
BW-Klasse „B“. |
1972
NATO-Übung Strong
Express |
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Eine Vorgabe der
Marinefliegerdivison sah Anfang 1972 vor, dass die Soldaten aller
Marinefliegergeschwader an der Flugabwehrkanone FK-20 ausgebildet werden
sollen. Damit sollen die Chancen erhöht und ein Überleben im
Verteidigungsfall gegeben werden. Lehrgänge bei der Heeresflugabwehrschule
in Todendorf/Ostsee für Geschützführer und Richtkanoniere wurden
durchgeführt. In den Jahren 1973/1974 wurden auch Soldaten aus der
Wartungsstaffel am Geschütz ausgebildet. Diese Ausbildung erforderte einen
großen Zeitaufwand, da jeder Soldat einmal pro Jahr zum scharfen Schießen
nach Todendorf musste. Am 10. Juni 1975 ereignete sich beim Schießen ein
tragischer Unfall. Maat Strüber aus dem Team Cross Servicing
(Wartungsstaffel) verlor seine linke Hand und wurde auch im Gesicht schwer
verletzt. Dieser Unfall führte schließlich dazu, dass alle Geschütze an
die Horstgruppe abgegeben und nur noch von voll ausgebildetem Personal der
Horstgruppe bedient wurden.
Jagel ist immer eine
Reise wert dachte sich Vizeadmiral
Kühnle
(Inspekteur der Marine) und besuchte am 3. Februar das
Marinefliegergeschwader 1. In einer Geschwadermusterung verlor er lobende
Worte über die guten Leistungen des Geschwaders.
OLtzS Brügmann flog am
8. März die 5.000ste „Flugstunde“ des Flugsimulators ein. Bei einem
Beercall gratulierte der Kommodore, KptzS Reger, der Simulator-Crew.
Beeindruckt zeigte
sich am 21. April der höchste NATO-Beamte, Generalsekretär
Joseph Luns, dem das Geschwader bei einem Kurzbesuch vorgestellt
wurde. Anschließend setzte er von hier aus seinen Besuch bei der
Bundesmarine an Land und auf See fort.
Für die Zeit vom 28.
April bis 12. Mai hielten sich 160 Mann der Royal Navy in Jagel auf.
Die
809. Squadron aus Lossiemouth und die
892. Squadron
aus Yeovilton flogen mit ihren
Buccaneer und
F-4
Phantom II von
Jagel aus gemeinsam mit den
F-104G Starfighter des MFG1 ihre Einsätze. Der Haupt-Einsatzort der englischen Maschinen ist
eigentlich der Flugzeugträger „HMS
Arc Royal“. Für das gemeinsame Training kamen sie aber
nach Jagel.
Für die
Fliegerhorstfeuerwehr gab es am 7. Juli einen Großeinsatz. Durch eine
schadhafte elektrische Leitung brach in einer Baracke auf dem Fliegerhorst
ein Feuer aus. Diese Baracke der EloWa-Staffel stand auf der Z-Line. Ein
Wachmann meldete noch das Feuer aber an diesem Abend herrschte dichter
Nebel über dem Flugplatz und man konnte keine zwei Meter weit gucken. Am
nächsten Morgen war von der Baracke nicht mehr viel zu sehen, denn sie war
restlos abgebrannt. Wertvolle elektronische Geräte wurden dabei vernichtet
und der wirtschaftliche Schaden mit ca. 100.000 DM (ca. 51.130 Euro)
angegeben. Neben dem materiellen Schaden war auch das Leben eines Hundes
zu beklagen. Der Wachmann hatte in der Eile vergessen ihn loszubinden, als
er Hilfe holen wollte.
Ein Zwischenfall der
glimpflich verlief ereignete sich am 27. Juli. Eine
Piaggio P-149 des MFG1 wurde in Mariensiel mit eingefahrenem
Fahrwerk gelandet und entsprechend beschädigt. KptLt Linnhof blieb
unverletzt. Der geplante Lufttransport unter einem Hubschrauber von
Mariensiel nach Jagel ging schief. Da sich das Lfz unter dem Hubschrauber
aufschaukelte, musste es aus einer Höhe von etwa 8 Metern
ausgeklinkt/abgeworfen werden und fiel hart auf das ausgefahrene Fahrwerk.
Der Lufttransport wurde abgebrochen, das Flugzeug zerlegt und per Lkw nach
Hause transportiert. In Halle Ost wurde es wieder zusammen gebaut, Motor,
Propeller, ein Fahrwerksbein und diverse Kleinteile ersetzt. Der
Werkstattflug verlief ohne Probleme.
Im Zeitraum vom 1. bis
10. August verlegten sechs Luftfahrzeuge zu einem Staffelaustausch nach
Volkel (Niederlande). Im Gegenzug waren ebenso viele F-104 Starfighter der
306. Squadron der niederländischen Luftwaffe zu Gast in Jagel. Dieser
Austausch diente, wie bereits der Besuch der Royal Navy im Mai dazu,
sich gegenseitig in den Einsatz-, Ausbildungs- und Versorgungsverfahren
vertraut zu machen.
Im September nahm dann
das MFG1 wieder am Flottenmanöver teil. An der kombinierten Land-, Luft-
und Seeübung „STRONG EXPRESS“ waren rund 64.000 Mann, 300 Schiffe und 700
Flugzeuge beteiligt. Das MFG1 flog in dieser Zeit 480 Einsätze, davon
erstmals 75 an einem einzigen Tag und einer Gesamtflugzeit von 97,30
Stunden. Für die Anwohner in Jagel und Umgebung sicherlich keine einfache
Zeit…
Im Laufe des Jahres
erhielt das Geschwader 18 Nagelneue F-104 Starfighter aus dem
Nachbauprogramm zugeteilt. Dieses hatte die Bundesrepublik Deutschland in
Auftrag gegeben, um die hohen Verluste der letzten Jahre auszugleichen.
Vorteil der neuen Flugzeuge war bereits das neue zuverlässigere
Triebwerk J-79-MTU-J 1 K.
Die älteren Maschinen wurden erst nach und nach darauf umgerüstet.
Die Geschwaderfahrschule schloss das Jahr mit einer runden Zahl ab. Der Fahrschulleiter, OStBtm Ixmann, übergab den 2000. Führerschein. Er hatte dabei auch seine persönlich 1500. Fahrschulprüfung durchgeführt. |
1973
Flugsicherheitspreis &
Kommodorewechsel |
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Zum ersten Mal stellt
das Marinefliegergeschwader 1 seit diesem Jahr einen Ehrenzug für das
Wachbataillon in Bonn. Angehörige der Horstsicherungsstaffel präsentieren
die Marine und das Geschwader z.B. beim Besuch ausländischer Staatsgäste.
Zum zweiten Mal seit
1968 ist das MFG1 vom 13. - 28. März Ausrichter des NATO-Manövers „BULLS
EYE“, das unter dem Kommando von General Sir
Thomas Pearson
(CINCNORTH) steht. Am Manöver waren 400 Soldaten sowie ca. 55 verschiedene
Flugzeuge aus Norwegen, Holland, Dänemark und Deutschland beteiligt. Das
Schießen mit Bordkanone und Raketen und das werfen von Bomben gehörten zum
Manöver. Die zehn teilnehmenden Staffeln kämpften um die begehrte Trophäe.
Das zweite Team des MFG1 belegte am Ende einen guten 3.Platz. Der
Siegerpokal ging an die 718. Squadron der norwegischen Luftwaffe. In
Beisein von Bundesverteidigungsminister
Georg Leber und General Sir Thomas Pearson (CINCNORTH) fand die
Abschlussfeier statt.
Mit Salutschüssen aus
der Fliegerhorst eigenen Flak und einem Formationsüberflug von
F-104 Starfighter
wurde am 10. April der Kommodore, KptzS Reger verabschiedet.
Flottillenadmiral (HV) dankte dem scheidenden Kommodore bei einer großen
Geschwadermusterung für seine hervorragende geleistete Arbeit. Nachfolger
von KptzS Reger wird KptzS
Jürgen Dubois.
Der „Neue“ ist im Geschwader kein Unbekannter. Seit Beendigung seiner
Flugzeugführerausbildung in den USA ist der am 7. Dezember 1932 in Hanau
geborene Dubois als Starfighter-Pilot, Staffelkapitän und als Kommandeur
Fliegende Gruppe im MFG1 im Einsatz gewesen.
Ab dem 21. Mai ist der
Marinefliegerhorst wieder einmal
Ausweichplatz
für ein anderes Geschwader. Bei der Waffenschule 10 der Luftwaffe im
friesischen Jever wird die Startbahn erneuert. Die Gäste kamen mit 25
Luftfahrzeugen und 380 Soldaten und blieben bis zum 7. September.
Am 1. Juni öffnete das
MFG1 anlässlich des 60jährigen Gründungstages der Marine seine Tore für
einen Tag der offenen Tür. Kommodore, KptzS Dubois begrüßte am Morgen
Vizeadmiral Paul Hartwig (Befehlshaber der Flotte), Justizminister
Dr. Henning Schwarz,
Vertreter des Landes Schleswig Holsteins und die anwesenden Zuschauer.
Gleichzeitig mit dem 60. Geburtstag der deutschen Marine feiert das MFG1
seinen 15jähriges Bestehen. Achtzigtausend begeisterte Zuschauer sahen
unter anderem die Darbietungen der berühmten Kunstflugstaffeln „Patrouille
de France“
und „Frecce
Tricolori“.
Die Flugvorführungen anderer Luftfahrzeuge und zahlreiche Ausstellungen am
Boden (Static Display) rundeten den Tag ab. Den Abschluss bildete eine
Großformation der deutschen Marineflieger bestehend aus: vier
Br.1150 Breguet Atlantic,
vier
Do-28 sowie sechzehn F-104G Starfightern.
Bundespräsident
Heinemann nutzte den Flugplatz Jagel am 21. Juni mal wieder als
Zwischenstation, um mit seiner Frau nach Kiel weiter zu reisen. Von dort
ging es für die beiden mit der
Gorch Fock
für einige Tage hinaus auf die Ostsee.
Die
Unteroffiziersvereinigung konnte im Juli durch eine Tombola einen
Reinerlös von 1000 DM erwirtschaften. Dieser Betrag konnte dem
Waisenhaus „Elisabetheim“
in Havetoft für dringen benötigte Winterbekleidung übergeben werden.
Der diesjährige
Staffelaustausch für gemeinsame Übungsflüge führte einige MFG1-Starfighter
nach Italien in die Region Apulien zur 156° Gruppo/36° Stormo auf den
Luftwaffen-Fliegerhorst Gioia del Colle. Zeitgleich kamen die Italiener
für einige Tage mit ihren F-104S Starfighter nach Jagel um auch hier
gemeinsame Übungsflüge durchzuführen.
Am 5. September erflog
das Geschwader seine 100.000ste Gesamtflugstunde seit Bestehen des
Geschwaders ein. Auf dem Rücksitz der TF-140G Starfighter von FKpt Haupt
flog als Zeichen der Anerkennung für gute Zusammenarbeit ein Vertreter der
Technik, KptLt Kannengießer (Chef Wartungsstaffel) mit. Dieses Ereignis
wurde zum Anlass für ein rauschendes Fest genommen. Diese 100.000
Flugstunden bestehen aus ca. 80.000 Starts und Landungen, entsprechen ca.
2.000 Erdumrundungen oder 200 Flügen zum Mond. Der Kommodore, KptzS Dubois
versäumte es nicht, dieses hervorragende Ereignis anlässlich einer
Festrede noch einmal hervor zu heben. Außerdem erinnerte an die Kameraden,
die bei Unfällen und Abstürzen ihr Leben verloren.
Die EloWa-Staffel als
Festausrichter mit mehr als 1.000 Teilnehmern in der Halle 154 hatte
nichts unversucht gelassen um eine echte Oktoberfest-Atmosphäre zu bieten.
Erst gegen 5 Uhr morgens taumelten die letzten Besucher aus der Halle. Die
100.000ste Flugstunde war schon einen Brummschädel wert.
Auch das diesjährige
Herbstmanöver „GOOD GRILL“ vom 10. - 20. September wurde erfolgreich
abgewickelt.
Zu Beginn des letzten
Quartals drehte sich wieder
das Personalkarussell in den
drei Gruppen des Geschwaders. FKpt Schulte löste FKpt Kröger als
Kommandeur Fliegende Gruppe ab. FKpt Radicke wurde von FKpt Baum als
Kommandeur Technische Gruppe abgelöst und der bisherige stellv. Kommandeur
in der Horstgruppe FKpt Paulus rückte für FKpt Ochernal auf den
Kommandeursstuhl.
Am 26. November wurde
durch den „Simple Alert“ die NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ ausgelöst.
Das Jahr konnte mit
8159 Flugstunden Unfallfrei beendet werden. Den letzten Flug des Jahres
führte OLtzS Henkel zusammen mit LtzS Feddersen als Vertreter der Technik
auf dem Rücksitz durch. Das Jahr 1973 hatte auch sonst keine gravierenden
Flug- oder Bodenunfälle zu verzeichnen. Da das AG52 in Leck und das LeKG44
in Husum ebenfalls ohne Unfall durch das Jahr kamen, jedoch mehr
Flugstunden im Vergleich zum MFG1 aufweisen konnten, musste sich das MFG1
mit der Flugsicherheitsurkunde „begnügen“. |
1974
Michael Krüger |
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Konteradmiral Klose (stellv. Befehlshaber der Flotte) überreichte am 31. Januar bei einer feierlichen Geschwadermusterung die Urkunde für Flugsicherheit 1973 an den Kommodore, KptzS Dubois und sprach allen Geschwaderangehörigen ein Lob dafür aus, das jeder einzelne zur Flugsicherheit beigetragen hat. Der Pokal ist eine förmliche Anerkennung für unfallfreies fliegen im Vorjahr.
Für die Zeit von 3
Wochen verlegte ab dem 4. März die niederländische Luftwaffe vom
Fliegerhorst Gilze-Rijen auf den Marinefliegerhorst des MFG1. Die
Holländer mussten ihren Heimatflugplatz wegen Bauarbeiten an der Startbahn
verlassen. Sie kamen mit 18 F-5 Tiger, 30 Piloten und 160 Techniker nach
Jagel. Die Größe des Fliegerhorstes Jagel macht ihn für längere
Verlegungen anderer Verbände interessant.
Beim Absturz seiner F-104G Starfighter (26+84) kam KKpt Burghard Weigert am 20. März ums Leben. Während eines Anflugs auf einen Flottenverband kam es zu einer Wasserberührung im Tiefflug über spiegelglatter See. Die Maschine zerlegte sich innerhalb von Sekunden in unzählige Einzelteile und versank in der Ostsee. Nach dem Unfall wurden die Trümmerteile mit Minensuchern aus der Ostsee gefischt, auf LKW verladen und nach Jagel verbracht. KKpt Weigert war im Geschwader sehr beliebt und als netter und freundlicher Offizier bekannt.
Eine weitere Maschine
ging in Deci (Italien) zu Bruch. Der Pilot hatte beim Aufsetzen mit sehr
hohem Anstellwinkel und eingeklapptem Fanghaken (wobei der Fanghakenschuh
unter der Zelle hängt und herausschaut) aus Versehen das über die Bahn
gespannte Fangseil erwischt. Bei dem abrupten Stopp brach das Bugfahrwerk
ab.
Am 21. März ging für
FlAdm
Kriebel
(Kommandeur Marinefliegerdivison) ein großer Wunsch, einmal Jet zu
fliegen, in Erfüllung. KKpt Groß nahm ihn dabei auf dem Rücksitz einer
doppelsitzigen TF-104G Starfighter mit und zeigte ihm dabei einen
Querschnitt aus dem fliegerischen Spektrum eines Einsatzpiloten in der
Marinefliegerei.
Nur wenige Tage
nachdem die Holländer wieder nach Hause zurückgekehrt sind, kamen vom 18.
- 28. Juni belgische Mirage V-BA zum Staffelaustausch nach Jagel. Die
Gäste kamen mit sechs Starfightern, vierzig Technikern und Piloten von der
8. Squadron aus Bierset. Zeitgleich verweilten sechs F-104G Starfighter
und 30 Techniker des MFG1 in Belgien.
Gleich zweimal in
kurzen Abständen konnte der Bundesverteidigungsminister
Georg Leber im September als Gast in Jagel begrüßt werden.
Im Bayrischen
Manching hob am frühen Abend des 14. August die Zukunft des MFG1, der
Bundeswehr und der NATO-Partner Italien und Großbritannien zum Erstflug
ab. Die Besatzung LtCdr Paul Millett (Chef Testpilot,
BAC)
und Nils Meister (Chef Testpilot,
MBB)
hoben um 18 Uhr mit dem Prototyp P01 vor kleinem Publikum und nahezu unter
Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die ersten drei Flüge verliefen
Problemlos. Erst der vierte Testflug wurde als offizieller Erstflug
präsentiert, mit Gästen und allem was zur Premiere dazu gehört. Bei diesem
Flug wurde sogar schon das Schwenken der Tragflächen präsentiert.
Die diesjährige
NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ konnte dank Routine und Können von allen
Geschwaderangehörigen mit der Note „gut“ bewertet werden.
Was im letzten Jahr
als Feier für 100.000 erfolgreiche Flugstunden MFG1 unter dem Namen
Oktoberfest gefeiert wurde, sollte auch in diesem Jahr eine Fortsetzung
finden. Am 3. Oktober konnten etwa 2000 Gäste begrüßt werden. Bei Tanz,
Tombola und zahlreichen Jahrmarktaktivitäten wie Pfeilwerfen,
Armbrustschießen sowie reichlich fließendes Bier wurde kräftig gefeiert.
Am 31. Oktober konnte
das Richtfest einer neuen Werfhalle (Halle 250) für die F-104 Starfighter
auf dem Fliegerhorst gefeiert werden. Die Grundsteinlegung erfolgte
bereits am 4. März. Die Kosten betrugen ca. 4 Millionen DM (ca. 2,05
Millionen Euro) und wurden von der NATO übernommen. Der Kommodore brachte
in einer Rede die Genugtuung zum Ausdruck, dass mit der neuen Halle ein
lang gehegter Wunsch in Erfüllung geht.
Bundespräsident
Walter Scheel betrat erstmals am 12. Dezember im Rahmen
eines Flottenbesuches zusammen mit Admiral Sir Edward Ashmore (1. Seelord
der britischen Admiralität) den Boden des Fliegerhorstes.
Der ehemalige Kommodore, KptzS Reger hob am 12. Dezember letztmalig zu einem Flug mit dem Starfighter in Jagel vom Boden ab. Begleitet wurde er dabei vom amtierenden Kommodore, KptzS Dubois. Nach 17 Jahren und 1714 Flugstunden beendete er seine Piloten-Karriere mit der Bemerkung, „dass er eigentlich viel zu wenig Zeit zum Fliegen“ gehabt habe. |
1975 10 Jahre Flugsimulator | ||||||||||||
Am 14. April nutzte der
ehem. Kommodore MFG1 und nun frisch gebackene Inspekteur der Marine,
Konteradmiral
Luther in Begleitung
von Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Bundestages den Flugplatz Jagel
für eine Zwischenlandung.
Vom 6. - 15. April erfolgte ein Staffelaustausch der 2. fliegenden Staffel
zur 6. Squadron der Royal Air Force nach Coltishall. Gleichzeitig waren
ebenfalls Piloten, Techniker und Flugzeuge der Engländer in Jagel.
Die 1. fliegende Staffel verlegte am 20. Mai zum Staffelaustausch für 10
Tage mit sechs
Starfighter und 32 Mann technisches Personal zur 11. Flottille nach Landivisiau
(Frankreich). Gemeinsam geflogene Einsätze mit den
Super Etendard
der französischen Marine dienten dazu, den gemeinsamen Einsatz- und
Ausbildungsstand zu vertiefen und zu verbessern. Am 4. August revanchierten
sich die französischen Marineflieger aus Landivisiau mit einem Gegenbesuch
in Jagel. Auch diesmal wurden gemeinsame Einsätze geflogen.
Vom 5. - 7. Mai informierten sich Mitglieder des Bundestages über die
Aufgaben des Geschwaders.
Am 10. Juni war die Nacht für die Geschwaderangehörigen bereits um 4 Uhr
morgens zu Ende. Offiziere und Unteroffiziere befreundeter NATO-Partner
versetzten das Geschwader in den Alarmzustand. Damit begann das „TAC EVAL“
des Jahres 1975. Drei Tage wurden die verschiedensten Bereiche des
Geschwaders auf Herz und Nieren geprüft. Mit den Noten 2x sehr gut, 1x gut
und 1x befriedigend erzielte das MFG1 das beste Ergebnis im Nordbereich der
NATO.
Kommodore, KptzS
Dubois
konnte am 26.
Juni General
George S. Brown
(Befehlshaber des Generalstabes der US-Streitkräfte) mit militärischen Ehren
in Jagel begrüßen. Er kam in Begleitung von Admiral
Zimmermann
(Generalinspekteur der Bundeswehr).
Jagel ist immer einen Besuch wert, und so kam am 30.
Juli die militärische Führungsspitze der Türkei nach Norddeutschland.
Ein F-104
Starfighter des MFG2 aus dem benachbarten Eggebek stieß am 22. August mit
einem Starfighter des MFG1 über der Halbinsel Eiderstedt bei einem
Ausweichmanöver in der Luft zusammen. Der Eggebeker Pilot, OLtzS Beyer
konnte sich mit dem Schleudersitz aus seiner
24+35
retten. Der Jagelaner Pilot, KptLt Hans Kögler kam beim Absturz der
22+75 ums Leben.
Der Starfighter-Flugsimulator feierte am 29. August sein 10 jähriges
Jubiläum. In dieser Zeit wurde mit dem Simulator 7 Millionen Kilometer
„geflogen“. Mit einer kleinen Feier wurde dieser Tag vom Bedienpersonal und
div. Gästen gefeiert.
Vom 24. August
bis 6. September waren zwei Teams am „BULLS EYE 75“ in Sola (Stavanger),
Norwegen beteiligt. Die Jagelaner waren zwar nicht die Erfolgreichsten,
dafür aber die lustigsten. Leider nahmen nur Staffeln aus Norwegen und
Deutschland teil. Die Dänen mit ihren F-100 Super Sabre mussten leider
absagen. Somit musste das Team aus Jagel gegen zwei Staffeln F-5 aus
Norwegen, zwei Staffeln G-91 aus Husum und eine Staffel F-104 aus Eggebek
antreten. KKpt Ostermann erzielte bei einem Einsatz mit der Bordkanone sogar
200 echte Treffer. Ein Höhepunkt des Manövers war die Party der
Marineflieger. Bier satt und viel Fleisch auf dem Grill lockte jeden
Kommandoteilnehmer aus der Reserve. Die Norweger, die beim Thema Alkohol in
ihrem Land doch recht knapp gehalten werden, sprachen noch Tage später von
diesem Ereignis.
Am 20. September musste eine Hundertvier aufgrund technischer Probleme mit
dem Triebwerk in Skrydstrup/Dänemark notlanden. Beim Hakenfang wurde die
Maschine (22+28) so stark beschädigt, dass sich der Pilot mit dem
Schleudersitz retten musste. Das anschließende Feuer vernichtete das
Flugzeug gänzlich.
Aufgrund der
Sanierung der Start- Landebahn in Jagel verlegten am 12. September
Flugzeuge, Piloten und Techniker auf die umliegenden Fliegerhorste zum MFG2
nach Eggebek, zum AG52 nach Leck und ab dem 26. September auch ins dänische
Skrydstrup. Ende
Oktober kehrten alle wieder ins heimische Nest zurück.
Fast schon Tradition hat das Oktoberfest, welches mit etwa 2000 Besuchern in
Halle 36 in typischer Wies‘nstimmung kräftig gefeiert wurde.
Um am
NATO-Manöver „OCEAN SAFARI“ teilzunehmen, verlegten vom 14. - 20. November
sechs Flugzeuge mit Piloten und diversen Technikern nach
Ørland (Norwegen). Gleichzeitig verlegten MFG1 und MFG2 mit weiteren
Flugzeugen und Personal nach Deci (Italien). An die mittlerweile
regelmäßigen Aufenthalte in Deci hat jeder seine eigenen guten und
schlechten Erinnerungen. Sei es das meist gute Wetter, der Sonnenbrand, die
schlechten Unterkünfte, Spagetti, jede Menge Vino und noch viel mehr Bier.
Aber auch die anstrengende Arbeit auf der Flight und nicht enden wollenden
Arbeitstage gehören dazu. An den Wochenenden sind Betreuungsfahrten der
große Hit und meist sehr gut gebucht. Unter dem Strich gefällt es den
meisten, denn fast jeder will beim nächsten Mal wieder dabei sein. In diesem
Jahr verschlug es das MFG1 erst im November und Dezember nach Sardinien. Das
sich auf diesem Törn einige Soldaten auf illegalem Terrain bewegen belegt
die Schlagzeile der
KIELER NACHRICHTEN vom 13.
Dezember. „Der Schnaps kam in Kisten und Kartuschen.“ 300 Flaschen
hochprozentiger Alkohol, 3000 Flaschen Spumante und 50.000 Zigaretten hat
der Zoll bei der Rückkehr der Kommandoteilnehmer gefunden und beschlagnahmt.
Kein Kavaliersdelikt wenn man bedenkt, dass bei einem Unteroffizier 500
Flaschen Spumante gefunden wurden. Die Luftwaffe soll für den Transport
jeder einzelnen Flasche 80,- DM veranschlagt haben. Ein sehr teures
Vergnügen. Gegen 52 Soldaten des MFG1 und MFG2 wurden Ermittlungsverfahren
eingeleitet. Neben der Zivilrechtlichen Strafverfolgung sowie der
Strafgebühr für Zoll und Einfuhrsteuer gab es vom Dienstherren noch weitere
Disziplinarmaßnahmen.
KptLt H.T. Wood
(US-Navy) flog 26 Monate als Austauschpilot bei der 1. Fliegenden Staffel
auf der F-104 Starfighter. Im Dezember war nun die Zeit gekommen, dass er
sich verabschieden musste. Er bedankte sich mit einigen Kisten Bier für die
professionelle und freundliche Zusammenarbeit.
Die Jahresflugstunden betrugen in diesem Jahr 8530 Stunden. |
||||||||||||
1976
mächtig viel Besuch |
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Im Februar kam
Lieutenant Clive R.W. Morrel als Austauschpilot der Royal Navy nach Jagel.
Er „landete“ aufgrund seiner freiwilligen Meldung beim MFG1. Er war zuvor
auf dem Flugzeugträger
HMS Ark Royal
eingesetzt und hatte dort bereits 280 Trägerlandungen absolviert. Nach
seiner Umschulung auf F-104G Starfighter hat er seinen Dienst in der
2.fliegenden Staffel angetreten. Seine guten Deutsch-Kenntnisse halfen ihm
bei seinem Aufenthalt im Geschwader.
Ab dem 6. April begann wieder die Zeit der Staffelaustausche. Sechs Piloten
der 6. Squadron in Coltishall mit ihren
Jaguar übten das taktische fliegen über See. Zum gleichen
Zeitpunkt verlegten ebenfalls sechs
F-104 Starfighter
nach England um dort zusammen mit den englischen Kameraden zu trainieren.
Ebenfalls zu einem
Informationsbesuch kam am 14. Mai Admiral
Sir John Devereux Treacher
(Flottenchef der Royal Navy) nach Jagel. Er blieb 3 Tage vor Ort und war in
Begleitung seines Gastgebers Vizeadmiral
Klose
(Befehlshaber der Flotte), Flottillenadmiral
Thäter
(Ehrenbegleitoffizier) und KptzS Brian J. Williams (Marine Attaché der
königl. brit. Botschaft). Sie landeten von Kiel kommend am frühen Nachmittag
in einer
Sea King auf dem Fliegerhorst, wo er von Flottillenadmiral
Kriebel
(Kommandeur Marinefliegerdivision) und Kommodore KptzS
Dubois
begrüßt wurde. Den Besuchern wurde ein Überblick über die Aufgaben und
Zukunftsplanungen des MFG1 vermittelt. Admiral Treacher zeigte sich über den
hohen Ausbildungsstand der Piloten sichtlich beeindruckt. Krönender
Abschluss des Besuches war eine Demonstration der Flugabwehrkapazität des
Fliegerhorstes.
Auf die stolze Zahl von 5.000 Gastmaschinen konnte am 17. Mai das
Cross-Servicing Team anstoßen.
Da der Flugplatz Jagel als „Promi-Umsteige-Bahnhof“ Norddeutschlands bekannt
ist, ist es fast selbstverständlich, dass unter all den Gastmaschinen auch
Persönlichkeiten wie Bundespräsidenten, Bundeskanzler, diverse Minister,
sowie In-, & Ausländische Militärs und sogar Könige in Jagel begrüßt werden
konnten.
Die NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ wurde am 13. Juni nach 3 erfolgreichen
Alarmtagen abgeschlossen. Aus der täglichen Routine heraus konnte dem
Checkerteam der hohe Ausbildungsstand wieder einmal gezeigt werden.
Der Staffelaustausch der 1. Staffel verschlug die Piloten mit 6 Maschinen
vom 22. Juni bis zum 1. Juli zur 441. Squadron nach Söllingen in die Nähe
von Baden-Baden. Die Kanadische Luftwaffe fliegt dort die CF-104
Starfighter. Der Gegenbesuch der Kanadier erfolgte vom 3. - 12. August
ebenfalls mit sechs Flugzeugen. Der Staffelaustausch der 2.Staffel erfolge
bereits vom 6. -15. April und führte sechs Marine-Starfighter ins englische
Coltishall zur 6. Squadron. Im Gegenzug verlegten die Engländer zeitgleich
mit sechs Maschinen vom Typ Jaguar nach Jagel.
Mitte des Jahres ging die Presse in Form eines Journalisten der
SCHLESWIGER NACHRICHTEN
mehrmals ein und aus, um der Öffentlichkeit eine Vorstellung von der Arbeit
der Marineflieger zu geben. In der Ausgabe vom 23. Juni wurde unter dem
Titel „Der Werdegang eines Starfighterpiloten“ berichtet. KptLt Pfeiffer
stellte sich den Fragen des Journalisten, erläuterte ihm die dafür
notwendige Ausbildung und zeigte den täglichen Arbeitsablauf eines Piloten
im Geschwader. In einer weiteren Ausgabe der Zeitung vom 10. Juli wurde über
den täglichen Alltag eines Marinefliegergeschwaders berichtet. Der Titel
lautete „Ein Tag bei den Marinefliegern, über den täglichen Trott im MFG1“.
Dem Journalisten wurden Einblicke in alle Bereiche des Flugplatzes gewährt.
Vom Briefing in der fliegenden Staffel, über Einsätze und Einsatzverfahren,
Start-, und Landephase sowie Einblicke in die Technischen Gegebenheiten und
Werkstätten war das Besuchsprogramm vollgepackt mit jeder Menge nützlicher
Informationen. Wenige Tag später erschien dann der dritte Artikel über das
MFG1. Dieses Mal stand das Thema Flugsicherheit im Mittelpunkt. Dem
Journalisten wurden die täglichen Bemühungen um die Flugsicherheit näher
gebracht, damit ein unfallfreier Flugbetrieb überhaupt erst möglich wird.
Wie bereits erwähnt, ist Jagel als Umsteige-Bahnhof unter Prominenten sehr
bekannt. Am 20. Juni kamen Bundespräsident
Walter Scheel und seine frisch angetraute Gattin (mit 15
Koffern!!!) direkt von den Hochzeitsfeierlichkeiten des schwedischen
Königspaares aus Stockholm nach Jagel.
Hier bestiegen
sie einen Hubschrauber der sie anschließend weiter nach Kiel zur „Kieler
Woche“ flog.
Für einen
Informationsaufenthalt bei der Bundesmarine besuchte
Admiral
James L. Holloway (Befehlshaber der US-Navy)
am 2. Juni das Geschwader. Er befand sich in Begleitung seines Gastgebers
Vizeadmiral
Klose (Befehlshaber der Flotte). Begleitet wurde er durch
Flottillenadmiral
Bethke
(Ehrenbegleitoffizier), KptzS William N. Campbel (Marine Attaché der
amerikanischen Botschaft).
Für die Übung
„TACTICAL FIGHTER WEAPONRY“ verlegten Personal, Material und Flugzeuge vom
16. - 20. August ins 450 km entfernte dänische Aalborg. Das diesjährige
Flottenmanöver „TEAMWORK“
fand vom 10. - 24. September statt.
KptLt Hoyer (Chef
Instandsetzungsstaffel) konnte den Kindern des Kindergartens in Kropp am 11.
Oktober eine riesige Freude machen. Die I-Staffel hatte aus Holz neben einem
Zug mit Lok und drei Anhängern auch ein Blockhaus gebaut. Dieses konnte der
Staffelchef nun an Bürgermeister Schwitzer und die Pastoren Winkler und
Hansen überreichen. Das Leuchten in den Augen der Kinder war
unbeschreiblich.
Beim Oktoberfest
des MFG1 am 21. Oktober wurden 3500 Liter Bier, 200 Liter Erbsensuppe, 400
Bockwürste sowie 800 Bratwürste „vernichtet“. Als wenn das nicht schon genug
wäre, sind zusätzlich noch 700 Portionen Leberkäse sowie 350 Portionen
Schweinswürstchen mit Sauerkraut über den Tresen gegangen. Dieses Fest war
wieder sehr gelungen. Die letzten Besucher taumelten erst in den frühen
Morgenstunden des folgenden Tages nach Hause.
Als erster
Militärischer Pilot der Bundeswehr hatte am 23. Oktober KKpt Seeck vom MFG1
die Möglichkeit einen Flug im Prototyp (P 04) des neuen Waffensystems
MRCA Tornado durchzuführen. Auf dem Rücksitz saß Chef-Testpilot von
MBB Fred Rammensee. Der Erstflug eines Tornados ist gerade einmal zwei Jahre
her und bisher flogen nur Testpiloten in den Maschinen. Er konnte somit
einen ersten näheren Blick auf das Flugzeug werfen, das in Jagel demnächst
stationiert werden soll. Diesem Flug folgt am 4. November ein weiterer.
Hinter KKpt Seeck saß nun OTL Artelt auf dem hinteren Sitz. Es war damit die
erste rein Militärische Crew auf dem neuen Flugzeugtyp. Das MFG1 ist als
erster Verband für den MRCA Tornado vorgesehen und soll ab Anfang der 80er
Jahre damit ausgerüstet werden.
Im Oktober
konnte das Soldatenheim in Kropp auf sein 10 jähriges Bestehen zurück
blicken. Damals wurde das Gebäude für 1,2 Millionen DM (ca. 613550 Euro)
errichtet und
beinhaltet unter anderem eine Kegelbahn, Clubräume, einen großen Saal, eine
Küche usw… Das Soldatenheim wurde in dieser Zeit von etwa 250.000 Soldaten
und 60.000 Zivilisten für Veranstaltungen jeglicher Art genutzt. KptzS
Dubois nannte dieses Gebäude in seiner kurzen Ansprache als ein „Treffpunkt
für Soldaten und Zivilbevölkerung“.
Am 16. Dezember konnte KptzS Dubois (Kommodore) den aus Bonn angereisten
Fraktionsvorsitzenden der FDP,
Wolfgang Mischnik,
zu einem Weihnachtskaffee in Jagel begrüßen. Nach einem Vortrag über Aufbau
und Auftrag des Geschwaders hatten interessierte Soldaten die Möglichkeit
mit dem Politiker zu sprechen.
FKpt Zander (Stellv. Kommodore) setzte am 30. Dezember den fliegerischen Schlusspunkt des Jahres. Als Backseater auf dem Rücksitz des Starfighters durfte für den letzten Flug des Jahres FKpt Baum (Kommandeur Technische Gruppe) platz nehmen. Die Flugsicherheitsurkunde für ein unfallfreies Jahr mit 8875 Gesamtflugstunden wurde im März des Folgejahres überreicht. |
1977
Testflugbetrieb mit MRCA Tornado |
||||||
Am 28. Februar
kletterte der Wetterfrosch, Regierungsdirektor Drebelow, als bisheriger Leiter der GeoPhys-Stelle von seiner Leiter herab
und übergab den Chefsessel an Dipl. Meteorologe Hartmann.
Am 8. März traf
Vizeadmiral Eberle (Befehlshaber Träger & Amphibische Einheiten Royal Navy)
in Begleitung von Capt. B.W. Williams und Flottillenadmiral
Kriebel
(Kommandeur Marinefliegerdivision) in Jagel ein. Nach der Begrüßung durch
den Kommodore KptzS
Dubois
ließ sich der Besuch über die Einsatzmöglichkeiten eines F-104 Verbandes
unterrichten. In einem Static Display erfolgte eine kurze Einweisung in die
F-104G Starfighter.
Ein simulierter Angriff von vier F-104G auf eine Fliegerabwehrstellung des
Fliegerhorstes Jagel, bildete den Abschluss.
Gegen 11.00 Uhr des 18. April landeten acht
Buccaneer der 809. Squadron der Royal Navy für einen
Staffelaustausch. Sie blieben bis zum 30. April in Jagel. Neben dem
gemeinsamen Flugbetrieb wurde jeden Tag zusammen etwas unternommen. Ein
gemeinsames Fußballspiel endete unentschieden 3:3.
Am 21. März gab FKpt Schulte (Staffelkapitän 2. Fliegende Staffel) seinen
Posten an KKpt Kowalewski ab. Dieser war bisher als S3 in der 1. Fliegenden
Staffel tätig.
Nur wenige Tage später, am 31. März, fand ein Wechsel auf der obersten
Ebene der Marineführung in Kiel statt. Flottillenadmiral
Kriebel
(Kommandeur Marinefliegerdivision) wurde im Rahmen
einer Musterung in den Ruhestand verabschiedet und machte somit den
Dienstposten für seinen Nachfolger KptzS
Deckert
frei. Vizeadmiral
Klose
(Befehlshaber der Flotte) nutzte diese Gelegenheit den anwesenden Kommodore
der 4 deutschen Marinefliegergeschwader den Flugsicherheitspreis des
Inspekteurs der Luftwaffe für unfallfreies Fliegen 1976 zu überreichen.
Ein weiterer
Wechsel des Personals, dieses Mal bei den Austauschsoldaten im Geschwader,
erfolgte ebenfalls im Mai. Den Posten bei der Flugsicherung auf dem Tower
übernahm Lieutenant M.P. Jepp von seinem Vorgänger Lieutenant Fuller. Nach
1½ Jahren
Gastspiel verließ auch Lieutnant Morrell die 2. Fliegende Staffel um zur
809. Squadron in Honington (England) zurück zu kehren. Er möchte mal wieder
ein Flugzeug mit Flügeln fliegen. Damit meinte er die Buccaneer in seiner
Heimatstaffel, denn der Starfighter hat ja keine. Alle drei Soldaten gehören
der Royal Navy an.
Am 12. Mai übernahm KptzS Scholz als neuer Kommodore des MFG1 die
Dienstgeschäfte seines Vorgängers KptzS Dubois. Zuvor erhielt KptzS Dubois
von der Wartungsstaffel „Goldene Sporen“ verliehen. Sie sollen ihm für seine
Zukunft in der „Bonner Prärie“ den nötigen Ansporn geben. Er wurde feierlich
verabschiedet. Der Neue ist in Jagel kein Unbekannter. In den Jahren
1971-1974 war er Stellvertretender Kommodore im MFG1. Siebzehn Jahre bevor
er nun zum Kommodore ernannt wurde, hatte er das fliegerische „Laufen“ hier
in Jagel erlernt.
Für einen Staffelaustausch waren vom 31. Mai bis 9. Juni F-104 Starfighter
der 31. Squadron aus Kleine Brogel (Belgien) zu Gast in Jagel. Neben dem
gemeinsamen Fliegen gehörte auch ein umfangreiches „Bodenprogramm“ für die
Gäste dazu. Gemeinsame Partys, ein Brauereibesuch, Segeln und ein Besuch der
Hamburger Reeperbahn trugen zur guten Stimmung bei.
Am 10. Juni gab FKpt Schulte den Posten als Kommandeur Fliegende Gruppe an
seinen Nachfolger FKpt Stemmler weiter. Der „Neue“ ist in seiner bisherigen
Laufbahn bereits seit 1959 in verschiedenen Positionen im MFG1 tätig und
damit kein Unbekannter.
Die 1.Staffel verlegte mit sechs Maschinen vom 15. - 24. Juni zum
Staffelaustausch zur 334. Squadron der RNoAF nach Bodø (Nord-Norwegen).
Anfängliche Sprachschwierigkeiten wurden bei einer Welcome-Party mit
reichlich Aquavit und Bier rasch überwunden. Gemeinsame Flüge führten die
Jagelaner u.a. bis fast zum Nordkap. Tiefstflug über Norwegens Fjorde und
jede Menge Ausbildungsflüge gehörten mit zum Programm. Für die Leute von der
Technik gab es neben täglich harter Arbeit auch einen Beercall und einen
Bootsausflug mit Angelmöglichkeiten.
Im Heimatgeschwader in Jagel blieb derweil kaum Zeit sich auszuruhen. Einige
Maschinen verlegten vom 23. Juni bis 11. Juli ins dänische Skrydstrup, um an
der Übung „BULLS EYE 77“ teilzunehmen.
Das LTG63 aus Hohn verlegte vom 1. Juli bis 4. August auf den
Marinefliegerhorst, da in Hohn die Start-, Landebahn erneuert werden musste.
Die hierher verlegten zwölf
C-160 Transall
Transportflugzeuge waren Tag und Nacht rund um den
Globus im Einsatz.
Einen Tag der
Wende und zeitgleich ein Vorgeschmack auf die nahe Zukunft brachte der 28.
Juli. Relativ leise und beherrscht landete zum ersten Mal ein
MRCA Tornado in Jagel. Sie kam aus Manching/Bayern von der Firma
MBB.
Es war die 98+01 (Prototyp Nr. 11) die direkt in der extra eingerichteten
Sperrzone Halle-Ost verschwand.
Der Empfang der
Crew, Fred Rammensee und Fritz Eckert erfolgte durch den Kommodore. Im
Anschluss überreichte er der Besatzung jeweils einen Halbliter-Steinkrug mit
Geschwaderwappen und füllte diese sogleich mit einer Limo-Flasche auf. Es
war ziemlich warm an diesem Tag und so nahmen die beiden einen kräftigen
Schluck. Wie das schmeckte, besser noch als Limo…und dieser zusätzliche
Apfelgeschmack. Kommodore Schulz konnte sich das Lachen nicht verkneifen,
handelte es sich dabei um nicht um gewöhnliche Limo, sondern Apfelkorn, der
bald darauf seine Wirkung zeigte.
Zweck des
Besuches war die Flugerprobung im Überschall ohne Außenlasten. Die
Testflugstrecke befand sich über der Nordsee. Abgesehen von kleineren
Problemen verlief die gesamte fast zweimonatige Testreihe ohne größere
Probleme. Am Ende der Tests wurde ein Shelter in einen Biergarten
umgewandelt und für 250 Gäste wurden frische Köstlichkeiten aus Bayern
importiert. Radi, Brezn, 2 Zentner Leberkäse, 700 Liter Bier aus Ingolstadt
und zu guter Letzt 200 Liter herbes Norddeutsches Bier zum „Abgewöhnen“
trugen zu einer gelungenen Party bei. Der Mitflug von Flottillenadmiral
Deckert
(Kommandeur Marinefliegerdivision) bildeten den Abschluss des
Testflugbetriebs in Jagel.
Das neue Kampfflugzeug MRCA Tornado wurde am 15. September offiziell der
Öffentlichkeit, d. h. der Presse, Rundfunk und TV vorgestellt. Auf dem
vorderen Sitz saß MBB-Cheftestpilot Fred Rammensee und auf dem hinteren
Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision). Bei diesem
Flugzeug handelte es sich um eine Trainerversion, welche auch vom hinteren
Sitz aus geflogen werden kann. FlAdm Deckert steuerte einen Großteil der
gezeigten Flugmanöver vom hinteren Sitz aus. Auf der anschließenden
Pressekonferenz sagte FlAdm Deckert „ Bei rund 8 Milliarden DM (rund 4,1
Milliarden Euro) Entwicklungskosten dürfte sich der der Stückpreis bei
angelaufener Serienproduktion auf rund 34 Millionen DM (etwa 17,4 Milliarden
Euro) belaufen…..“ Die deutschen Marineflieger und die Luftwaffe bestellten
zunächst 322 Flugzeuge und die tatsächlichen Kosten dürften sich in etwa
verdoppelt haben.
Am 26. September und am 28. November erhielt die Flugplatzfeuerwehr jeweils
ein neues Löschfahrzeug vom Typ
TLF-8000/800
um bei einem eventuellen Flugunfall zum Einsatz zu
kommen.
Diese neuen Fahrzeuge der 2. Generation sind die neuen
Standardlöschfahrzeuge der Bundeswehr. Ein einheitliches Baukastenprinzip
erlaubt die relativ günstige Herstellung von verschieden großen Fahrzeugen,
welche alle identische Fahrerhäuser und die gleichen Motoren verwenden. Die
Grundfahrzeuge wurden von
FAUN
hergestellt.
Der stellvertretende Kommodore, FKpt Zander trat am 1. Oktober seinen
Dienstposten an FKpt Helmut Kröger ab.
Vom 1. - 10. November erfolge der Gegenbesuch der 334. Squadron der RNoAF
aus Bodø (Nord-Norwegen) mit fünf CF-104 Starfightern. Das Wetter zeigte
sich während der gesamten Zeit von seiner typisch Norddeutschen feuchten und
kalten Seite. Ohne reichlich Bier soll das Gelingen dieses
Staffelaustausches angeblich nicht realisierbar gewesen sein. Während eines
Ausfluges zur Hamburger Reeperbahn sollen einem norwegischen
Kommandoteilnehmer 600-, DM „verloren“ gegangen sein.
Durch den Kommodore KptzS Scholz wurde am 9. November die 100.000ste
Gesamtflugstunde des Waffensystems F-104 Starfighter im MFG1 erreicht. Das
MFG1 ist damit das erste Geschwader der Marine, das diese Flugstundenanzahl
auf einem Flugzeugtyp geflogen ist. Zur Feier des Tages waren auch viele
Ehemalige Angehörige des Geschwaders, die 1963 an der Einführung des neuen
Flugzeugtyps beteiligt waren, erschienen. Der Kommodore dankte in einer
kurzen Ansprache allen daran beteiligten Personen für die erbrachten
Leistungen. Eine besondere Geste des Kommodore war es, bei diesem
Jubiläumsflug einen Mann der Technik auf dem hinteren Sitz mitzunehmen.
HptBtsm Seltmann war der Glückliche und genoss dieses Erlebnis.
Für die Statistiker sei erwähnt, was 100.000 Flugstunden in 2222
Arbeitstagen bedeutet. Im Schnitt waren das 45 Flugstunden pro Tag, ca. 74
Millionen Flugkilometer, 92 Mal die Strecke zum Mond und zurück, 375
Millionen Liter verbrauchtes Kerosin, ca. 4,9 Millionen Arbeitsstunden oder
aber ein Flug von 11 Jahren und 2 Monaten ununterbrochen in der Luft…
mächtig gewaltig.
Das Altenheim in Fahrdorf war am 14. Dezember das Ziel von Angehörigen der
Instandsetzungsstaffel. Diese hatten zum „Altenkaffee“ geladen um einmal die
Krachmacher vom benachbarten Marineflugplatz Jagel kennen zu lernen. Die
Bewohner tauten bei Kaffee und Kuchen (man sagt, Köm soll es auch gegeben
haben) schnell auf und hatten bei Zauberspäßen und einem improvisierten
Shantychor offensichtlich viel Spaß.
Kurz vor Weihnachten besuchte
Heide Simonis
als Abgeordnete und Mitglied im Haushaltsausschuss im Deutschen Bundestag
das Geschwader. Sie wurde von Kommodore KptzS Scholz empfangen und
anschließend über die Aufgaben des Verbandes informiert.
Obwohl im Frühjahr ein Flugverbot für alle deutschen Starfighter durch eine
Störung am Kabinendach auferlegt wurde, konnte das Jahr am 22. Dezember mit
Rekordverdächtigen 9499,33 Flugstunden abgeschlossen werden. FKpt Bullwinkel
und KKpt Sachse (ein traditioneller Vertreter der Technischen Gruppe)
erflogen die letzte Flugstunde des Jahres. Der Flugsicherheitspokal für ein
Unfallfreies Jahr 1977 wurde dem Geschwader durch Vizeadmiral
Klose und Brigadegeneral
Schmitz
im Februar 1978 überreicht. |
1978
65 Jahre deutsche Marineflieger, 20 Jahre MFG1 |
||
Nach fast 10
Jahren Abwesenheit kehrte ein alter Bekannter als offizieller Besucher auf
den Fliegerhorst zurück. Der ehemalige Kommodore
Günter Luther kam am 13. Januar in seiner Eigenschaft als
Inspekteur der Marine und dem Dienstgrad Vizeadmiral nach Jagel. In den
letzten Jahren landete er zwar öfter hier auf dem Flugplatz, nutzte Jagel
aber immer nur als Zwischenstopp für weitere Termine. Nun blieb er etwas
länger und hatte nach der Begrüßung durch KptzS Scholz (Kommodore) die
Möglichkeit, Erinnerungen aufzufrischen. Mit lobenden Worten an seinen alten
Verband bedankte er sich für die herzliche Aufnahme.
Welch ein Schreck; in den Morgenstunden des 23. Februar stand das Soldatenheim in Kropp in Flammen. Dieses Heim hatte bisher einen festen Platz in Leben der Gemeinde und im Alltag der Soldaten. Rund 35.000 Besucher im Jahr erhellten diesen Treffpunkt. Patenkinder des MFG1 aus dem Waisenhaus „Elisabetheim“ in Havetoft feierten noch tags zuvor in diesen Räumen. Nur die Grundmauern blieben stehen und der Schaden belief sich auf ca. 2,2 Millionen D-Mark (ca. 1,13 Millionen Euro). Die Planungen und der Wiederaufbau begannen im September. Bis die Bauarbeiten abgeschlossen werden konnten, vergingen allerdings fast drei Jahre.
Der General
Flugsicherheit (GenFlSichBW) der Luftwaffe ließ es sich nicht nehmen, am 12.
April bei der Verleihung des Flugsicherheitspokals 1977 anwesend zu sein.
Vizeadmiral
Klose
(Befehlshaber der Flotte) überreichte dem Kommodore die begehrte Trophäe.
Seit dem letzten Flugunfall 1975 flog das MFG1 bereits weitere 22.000
Stunden auf
F-104G Starfighter. Bei
der Nennung des Begriffs „GenFlSichBW“ ist nicht von einer bestimmten
Person im Range eines Generals die Rede. Vielmehr ist der General
Flugsicherheit eine Institution in der Bundeswehr, welche zum Luftfahrtamt
der Bundeswehr gehört.
Am 20. Mai besuchte der ehemalige Kommodore KptzS a.D. Klümper den
Fliegerhorst Jagel. Der Besuch fiel nicht zufällig auf diesen Tag. Auf den
Tag genau, vor 20 Jahren, war die Geburtsstunde des Geschwaders, welche
anfangs noch unter dem Namen 1. Marinefliegergruppe firmierte. Seit im März
1957 mit der Aufstellung der 1.MFGr begonnen wurde und die Ausbildung von
Technikern und Piloten seit Anfang 1958 erfolgte, stand der offiziellen
Indienststellung vor genau 20 Jahren nichts mehr im Wege. KptzS a.D.
Klümper, damals noch im Rang eines Fregattenkapitäns, war ab Mai 1959
Gruppenkommandeur und später nach der Umstrukturierung des Verbandes im Juli
1959 erster Kommodore des Geschwaders. Diese Position hielt er bis 1963
inne. Die Feierlichkeiten zum Geburtstag des Geschwaders fanden dann im Juli
mit einem Tag der offenen Tür statt.
Nach eineinhalb
Jahren Umbauzeit konnte im Mai die Halle 36 an die Störbehebung übergeben
werden. Für genau 930779,73 D-Mark (475900,12 €) wurde die Halle
modernisiert. Neue sanitäre Einrichtungen, neue Hallentore, ein neuer
Fußboden und eine neue Heizung gehörten zu den größten Umbaumaßnahmen. Im
Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde durch den Staffelchef, KptLt Hoyer,
die Halle wieder an die „alten Hausherren“ übergeben. Die Umzugsgewohnte
Störbehebung brauchte nur zwei Tage für die Verlegung von Halle 250 nach
Halle 36. Diese bot jetzt auf ca. 3200m² Platz für 11 Luftfahrzeuge vom Typ
F-104
Starfighter bzw.
6 Maschinen vom Typ
MRCA Tornado.
Die NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ fand in diesem Jahr Anfang Juni statt und
wurde mal wieder erfolgreich abgeschlossen.
Zum Staffelaustausch verlegten in diesem Jahr wieder mehrere Maschinen ins
Schottische Lossiemouth.
Nach der Einführung des überarbeiteten Luft-Schiff-Flugkörpers „AS.34
Kormoran“ im
Frühjahr erfolgte vom 3. - 21. Juli im Auftrag und mit Genehmigung des
Bundesverteidigungsministers ein Funktionsschießen auf Kreta. Das Schießen
erfolgte in einem vorher festgelegten Zeitraum von einem Flugzeug auf ein
Zielschiff. Als Stützpunkt diente der Fliegerhorst Souda im Nordwesten
Kretas. Die Übungen liefen zur vollen Zufriedenheit ab und der Flugkörper
bewährte sich. Die Handhabung der neuen Lenkflugkörper erfolgte so
routiniert als wenn man schon seit Jahren damit arbeiten würde.
Ein Wechsel in Führung der Flugbetriebsstaffel erfolgte am 4. Juli. Dort übergab KKpt Hohnholz seinen Posten an seinen bisherigen Stellvertreter KptLt Eilers. KKpt Hohnholz wechselt zur Marinefliegerdivision.
Ein Bodenunfall zwischen einem Schleppfahrzeug und der abgestellten 26+69 hätte im Juli aus Unachtsamkeit schlimm ausgehen können. Durch die Kollision wurde die rechte Tragfläche so stark beschädigt, daß diese komplett gewechselt werden mußte.
Zum Ehemaligentreffen am 22. Juli kommen alle sechs Ehemaligen und der
derzeit amtierenden Kommodore zusammen. Mit rund 1000 Gästen feierten KptzS
a.D.
Linke, KptzS a.D. Klümper, Konteradmiral a.D.
Jung, Vizeadmiral
Luther, KptzS Reger und KptzS
Dubois
am Vorabend des Tages der offenen Tür zum 20 Jährigen Bestehen des MFG1. Wie
bereits beschrieben ist der 20. Mai der eigentliche Geburtstag des
Geschwaders vor 20 Jahren. An einem Tag vor bereits 65 Jahren tauchten im
Mai 1913 am Himmel vier Marineflugzeuge auf, die die damalige Marineleitung
derart in Begeisterung versetzten, dass schon bald danach mit dem Aufbau
einer eigenen fliegenden Marinekomponente begonnen wurde. Der rasche Aufbau
ist OLtzS Fritsche und dem Marineoberingeneur Carl Loew zu verdanken. Beide
Ereignisse sollen nun mit einem Tag der offenen Tür gebühren gefeiert
werden. Dabei soll der Öffentlichkeit unter anderem gezeigt werden, wie
leistungsstark die Marinefliegergeschwader inzwischen geworden sind.
Am 23. Juli kamen 130.000 Schaulustige in mehr als 25.000 Autos. Ein
Großaufgebot an Polizei leitete den Verkehrsstrom zum/vom
Fliegerhorstgelände. 15 Verkaufsstände für Erbsensuppe und 40 weitere für
Würstchen, Limo und Eis sorgten für das Leibliche Wohl der Besucher. Morgens
um 9:00 Uhr fand ein Appell des Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Luther,
vor Abordnungen aus allen Geschwadern und geladenen Ehrengästen statt. Rund
50 Flugzeuge aus aller Welt waren zu bestaunen. Das fliegerische Programm
umfasste Darbietungen durch z.B. F-104 Starfighter,
RF-4E
Phantom II,
G-91,
F-15 Eagle,
F-111 Aardvark,
Do-28,
Bo-105,
Br.1150 Breguet Atlantic,
J-35 Draken usw…
Höhepunkt der
Veranstaltung war die ausgiebige Demonstration der
MRCA Tornado (Multi-Role-Combat-Aircraft), die kurz vor der
Einführung in die Bundeswehr steht. Das MFG1 soll der erste Verband sein,
der mit der PA-200 Tornado, so der offizielle Name, ausgerüstet werden soll.
Ein weiteres Highlight des Tages waren 999 verloste Rundflüge.
Eine feuchte Begrüßung durch die Flugplatzfeuerwehr erlebten die Zuschauer
und der Pilot OLtzS Röhl. Er erflog während der Flugvorführung seine 1000ste
Flugstunde auf der F-104. Nach dem Ende der Veranstaltung meldeten die
zahlreichen „Fressbuden“ die auf dem Gelände verteilt standen „Kahlschlag“.
Geschwaderführung und die höheren Dienststellen waren mit diesem Tag, dessen
Vorbereitung ein ganzes Jahr dauerte, voll zufrieden.
Die 400. PE (Periodic Inspection) konnte am 4. August in der Halle 31 an
einer TF-104G Starfighter abgeschlossen werden. Für diese 400 PE‘s wurden
ca. 250.000 Mannstunden benötigt. Bis zu diesem Tag wurden neben den 400
PE‚s auch noch insgesamt 1704 HPO‘s durchgeführt.
Vom 22. Juli bis 1. September war das MFG2 zu Gast in Jagel. Aufgrund
baulicher Maßnahmen im Bereich Landebahn und Rollwegen auf der Basis des
MFG2 in Eggebek, kam es zu einer mehrwöchigen Zusammenarbeit der beiden
Geschwader. Mit einer Shelterparty wurden die „Nordlichter“ aus Eggebek
gebührend begrüßt.
Nur wenige Tage nach der Rückverlegung des MFG2 nach Eggebek, fürchtete die
Geschwaderführung am 15. September um ihre eigene Startbahn. Die angemeldete
C-141 Starlifter
der US Air Force mit 150 Tonnen Gewicht setzte aber Butterweich auf der
Runway auf und war das bisher schwerste Flugzeug auf Jagelaner Boden. Im
Non-Stopp-Flug kam sie aus Cherry Point und brachte US-Marines zum Manöver „BOLD
GUARD“. Es war das größte NATO-Manöver das bis dahin jemals
stattgefunden hat. Die Soldaten kamen aus den USA, Großbritannien, Dänemark
und den Niederlanden. Zusammen mit den Deutschen Manöverteilnehmern waren
65.000 Soldaten, 660 Kampfpanzer, 380 Schützenpanzer, 36 Flugabwehrpanzer
und 135 Hubschrauber im Einsatz. Die Flotte war mit weiteren 50 Einheiten
vom U-Boot bis zur Fregatte beteiligt. Die Marineflieger beteiligten
sich mit jeweils 150 Einsätzen pro Tag am Manöver. Der Flugplatz Jagel
diente dabei hauptsächlich als Operationsbasis. Die Flugplatzfeuerwehr hatte
auch ihren „Spaß“ indem sie ein brennendes Küchenzelt der Amerikaner löschen
durfte. Der Ami darin wurde kurzerhand aus dem Zelt „heraus gelöscht“,
nachdem dieser statt des vorgesehenen Petroleums Benzin für die Brenner
genommen hatte. Das Zelt war am Ende jedoch zur Hälfte abgebrannt. Die
Engländer hatten ein Problem ganz anderer Art. Einer ihrer
Harrier
hatte im Flug ein Kabinendach über einem Erdbeerfeld
verloren. Die Besatzung eines Hubschraubers machte sich zur Bergung des
Daches auf den Weg und fand es schließlich an besagtem Ort wieder. 30 Kinder
eines Kieler Kindergartens hatten es kurzerhand zu ihrem neuen Spielplatz
erklärt, mussten es dann unter Protest aber leider wieder herausrücken.
Für die Übung „NORTHERN WEDDING“ verlegen Teile des MFG1 vom 4. - 19.
September nach Lista, an die Südwestküste von Norwegen.
Anfang Oktober wurde durch den Stellvertretenden Kommodore FKpt Beermann die
125.000ste Flugstunde auf F-104 Starfighter erflogen. Auf dem Rücksitz saß
der S3 der Technischen Gruppe, KKpt Dominik als symbolischer Vertreter der
Technischen Gruppe. In einer kurzen Anrede erinnerte Kommodore KptzS Scholz
an die Anfangszeit und die Landung der ersten F-104 am 10. September 1963.
Er verglich dieses Waffensystem mit einem menschlichen Leben und kam zu dem
Schluss, dass der Starfighter „ein Herr von 85-90 Jahren“ sei.
Auch das diesjährige Oktoberfest ist bei seinen 2500 Besuchern wieder einmal
sehr gut angekommen. Austragungsort für dieses gemütliche Fest war die Halle
154. Neben vielen Spielen und einer Tombola sorgte der Musikzug der
Freiwilligen Feuerwehr Kropp für die musikalische Stimmung. 3200 Liter
Bierkonsum sind erst einmal neuer Rekord.
Am 2. November wurde FKpt Baum (Kommandeur Technische Gruppe) im Rahmen
einer großem Musterung von seinem Posten entbunden und zu seinem neuen
Posten als Leiter der Deutschen Delegation der logistischen
Versorgungszentrale für Breguet Atlantic in Paris verabschiedet. Sein
Nachfolger wurde FKpt Schmidtbauer, der bereits viele Erfahrungen für das
zukünftige Einsatzmuster Tornado von der NAMMA mitbrachte. Die NAMMA hatte
die Aufgabe, die Betreuung und Teileversorgung während des Testbetriebs zu
gewährleisten. Nach Abschluss der Testphase und der Auslieferung der
Serienmaschinen an die einzelnen Betreiber, übernahm die NAMMA auch dessen
Betreuung.
Anfang Dezember kam
wieder ein 40 Mann starkes
MBB-Team
mit einem Prototyp des MRCA Tornado für Testflüge nach Jagel.
Dieses Mal kam die Crew Fritz Soos und Fritz Eckert bei eisigen Temperaturen
um die Minus 20°C mit dem Vorserien-Tornado 98+02 (Prototyp Nr. 13) um
Erprobungen mit der MW-1 (Mehrzweckwaffe
1)
durchzuführen. Der MW-1 Behälter, bestehend aus vier Segmenten, legte die
Strecke von Manching nach Jagel per LKW zurück. Der Empfang der Crew war
wieder einmal herzlich. Zufällig war am Ankunftstag ein amerikanischer
Admiral in Jagel zu Besuch. Es handelte sich um
Admiral
Thomas B. Hayward
(Befehlshaber der US-Navy)
der sich im Geschwader über die Arbeit der deutschen Marineflieger
informierte. Neben dem F-104 Starfighter wurde ihm auch das zukünftige
Waffensystem, MRCA Tornado, vorgestellt. Als Pilot im Koreakrieg, sowie
später als Testpilot der US Navy war er sehr beeindruckt vom neuen Flugzeug.
Am 12. Dezember wurde der MW-1 Behälter zum ersten Mal an einem Tornado
aktiviert. Bis zum 19. Dezember stellte das
MFG1 hin und wieder eine Begleitmaschine für Observationszwecke. Für
kleinere Änderungen am Tornado verlegte die Testcrew am 20. Dezember das
Flugzeug zurück nach Manching. Gerade noch rechtzeitig bevor das Wetter noch
schlechter wurde und der Schnee kam. Die Testreihe war aber noch nicht
abgeschlossen und das MBB-Team blieb noch bis Mitte März 79 in Jagel.
Das in diesem
Jahr die Flugunfallrate bei Null lag, war zwei aufmerksamen Angehörigen des
Geschwaders zu verdanken. Die beiden beobachteten bei einer auf
Startgenehmigung wartenden F-104 den Verlust großer Mengen von
Hydraulikflüssigkeit. Dem Piloten konnten sie gerade noch rechtzeitig die
Situation signalisieren, worauf hin dieser den geplanten Flug abbrach. Auf
dem Weg zurück zum Shelter fiel dann Aufgrund des Ölverlustes die
Bugradsteuerung
aus. Ein Fehler der auf der Runway oder in der Luft schlimme Folgen hätte
haben können. Dank der aufmerksamen Mitarbeiter konnte das dritte
unfallfreie Jahr in Folge nach dem letzten Flug des Jahres mit einer
Shelterparty gefeiert werden. Den letzten Flug führt OLtzS Pries mit FKpt
Schmidtbauer (Kommandeur Technische Gruppe) am 22. Dezember in einer
doppelsitzigen TF-104G Starfighter durch.
Der letzte Stellenwechsel des Jahres erfolgte in der Sanitätsstaffel. OSA Kleemann übergibt seinen Posten mit Jahreswechsel an SA Schlimmen. Neuer Fliegerarzt wird SA Löhr. |
1979
Schnee,
soweit das Auge reicht |
||||||||||||
Schnee, Schnee und
nochmals Schnee, so begann das neue Jahr. Die große
Schneekatastrophe
am Jahresanfang forderte viel Mühe und Schweiß von allen Mitarbeitern des
Geschwaders. Die Flugplätze Jagel und Eggebek meldeten durch die starken
Schneefälle „Land unter“. Erst
Mitte Januar kam der Flugbetrieb nur mühsam wieder in Gange. Die Basis
verwandelte sich in einen riesigen Hubschrauberstützpunkt. 130 Hilfseinsätze
wurden täglich von Jagel aus mit zivilen Hubschraubern sowie Hubschraubern
der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes geflogen. Es galt unter allen
Umständen der Eingeschneiten Bevölkerung zu helfen, Versorgungsflüge und
Krankentransporte durchzuführen und dann auch noch irgendwie die
Schneemassen zu bändigen. Von der Außenwelt abgeschnittene Ortschaften,
Bauernhöfe, Häuser usw., wurden mit Tonnen von Hilfsgütern versorgt. 200
Autofahrer wurden vom nahen A7 - Rastplatz „Hüttener Berge“ unter anderem
mit Hilfe von Bergepanzern des Heeres herausgeholt und versorgt. 51
Zivilpersonen wurden für 8 Tage in der Kaserne untergebracht. Für diesen
besonderen Einsatz stand gerade einmal ca. 80% des Geschwaderpersonals zur
Verfügung. Der Rest kam gar nicht mehr zum Standort durch oder war selbst
tief eingeschneit. Die San-Staffel war ununterbrochen im Einsatz. Die Hilfe,
die die Geschwaderangehörigen leistete, wurde von der Zivilbevölkerung
dankbar angenommen. Der Kommodore KptzS Scholz bedankte sich bei allen
Helfern für ihren Einsatz und sprach seine Anerkennung aus. Zehn Soldaten
und zwei Zivilangestellte erhielten eine besondere förmliche Anerkennung.
Am 24. Januar kam
die Testcrew Hans-Jörg Betz und Fritz Eckert mit dem Vorserien-Tornado 98+02
(Prototyp Nr. 13) zurück nach Jagel, um die im Dezember unterbrochenen
Testflüge fort zu führen. Die Bilder der Schneekatastrophe in
Norddeutschland kannten die beiden aus dem Fernsehen. Wie groß das Ausmaß
tatsächlich war, sahen sie während des Fluges. Um mit der Maschine zur
Halle-Ost rollen zu können, mussten die Tragflächen auf 67° (voll nach
hinten) geschwenkt werden, da ansonsten die Tragflächenspitzen in den
Schneebergen links und rechts der Rollwege hängen geblieben wären.
Eingeschneit auf Tage, denn der Schnee kam zurück. Der Testflugbetrieb
erfolgte noch bis Anfang März. Die MBB-Testmannschaft war mit den
Ergebnissen und der erneuten Unterstützung durch das Geschwader sehr
zufrieden. Daheim in Manching wurde das Testflugzeug einem größeren Lay-up,
einer Umrüstung unterzogen, um es auf den neuesten technischen
Entwicklungsstand zu bringen.
Einen
Dienstantritt der besonderen Art erlebte der S1, FKpt Basche im Stabsgebäude
der Kaserne Kropp. Eine zivile
Do-28 flog am
25. Januar unter tiefliegenden Schneewolken über die Kaserne Kropp hinweg.
Nach einer kurzen „Platzrunde“ schwebte plötzlich ein Fallschirmspringer zu
Boden und meldete sich beim S1 zum Dienstantritt seiner vierwöchigen
Reserveübung. Nachdem sich in der Vergangenheit Reserveübende schon per
Segeljolle oder auch hoch zu Ross zum Dienstbeginn begaben, war HptBtsm d.R.
Holzapfel der erste Reservist, der vom Himmel fiel.
Bundeskanzler
Helmut Schmidt
kam am 26. Januar nach Jagel. Wie viele andere Gäste zuvor, nutzte er das
MFG1 als Zwischenstopp und Umsteigmöglichkeit. Nur wenige Tage später
erfolgte am 31. Januar die Weisung zur Umrüstung von der
F-104 Starfighter
auf
PA-200 Tornado.
OLtzS Grosse-Freese stürzt
am 5. Februar
in der Nähe von List/Sylt mit seiner F-104G Starfighter (22+84) nach
Triebwerksausfall ab. Er kann sich mit dem Schleudersitz retten und wird
nach 22 Minuten unverletzt von der Rettungsmannschaft des in Westerland
stationierten SAR-Hubschraubers der Marine geborgen. „Pilot rettete sich mit
Schleudersitz“, so die Schlagzeile der
SCHLESWIGER NACHRICHTEN am
nächsten Tag.
Vom 17. - 30. März waren vier Maschinen und (nur) 13 Techniker des MFG1 zum
Staffelaustausch in Landivisiau/Frankreich. Sie waren bei der 2.Staffel der
11. Flottille der Aeronavale zu Besuch. Da die französischen Marineflieger
zu diesem Zeitpunkt gerade auf das neue Luftfahrzeug vom Typ
Super Etendard
umstellten, konnte der Gegenbesuch erst im Juli mit vier nagelneuen
Maschinen des neuen Typs erfolgen. Die deutsche Abordnung bekam nun selbst
einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Umrüstung auf den Tornado.
Ein weiterer Staffelaustausch erfolgte vom 25. April - 3. Mai mit der 441.
Squadron der Kanadischen Luftwaffe aus Söllingen. Dafür verlegten die
Kanadier mit acht CF-104 Starfightern und 35 Technikern aus dem Süden
Deutschlands in den hohen Norden. Der Gegenbesuch der Jagelaner musste aus
organisatorischen Gründen auf den Herbst verschoben werden. Dafür verlegten
am 25. September sechs Marinestarfighter und 34 Techniker nach Söllingen. Am
4. Oktober ging es dann wieder nach Hause zurück. Das Planungssoll an
Flugstunden konnte voll erfüllt werden und an den Abenden und dem Wochenende
blieb noch genug Zeit, um die Gastgeber bei gemeinsamen Feiern und Ausflügen
besser kennen zu lernen.
Am 28. März wurde durch den Kommandeur Marinefliegerdivision,
Flottillenadmiral
Deckert,
die Flugsicherheitsurkunde fürs Jahr 1978 an Kommodore, KptzS Scholz,
überreicht. Im Hinblick auf den Absturz im Februar sagte er in einer Rede:
„Wir können heute Berge versetzen, aber wir können einer Mutter nicht ihren
Sohn wiedergeben“. Kurz darauf verunglückt am 17. April KKpt Kowalewski nach
Triebwerksausfall durch Vogelschlag mit der
22+15. Er konnte per Schleudersitz seinen Antriebslosen
Vogel über dem Wattenmeer bei Sankt Peter-Ording verlassen.
„Vieles ging mir durch den Kopf,
jedoch kein Gedanke an ein nichtfunktionierendes Rettungssystem. Dann
Routine. Ziehen am oberen Abzugsgriff, dabei schlage ich mir die Ellenbogen
in die Seite. Schemenhaft ein Knall und das Verlassen des Cockpits. Ich sehe
Wasser unter mir, also hänge ich mit dem Kopf nach unten. Ein leichter Ruck
– der Steuerschirm stabilisiert den Sitz. Dann ein stärkerer Zug und ich
hänge am Fallschirm. Die Sitz-Mann-Trennung habe ich gar nicht mitbekommen.
Ohne Pendeln schwebe ich auf das Wasser zu und habe Zeit, meine after bail
out procedure durchzuführen. Nur das Überprüfen der Fallschirmkappe auf
richtige Entfaltung habe ich vergessen. Aber konnte sie denn anders als
wohlgefüllt zu sein? Es ging ja alles so perfekt. Mein Dank an die R+S und
die Schleudersitzspezialisten“. Die Bergung erfolgte durch einen
Fischkutter.
Es war der 182. Verlust eines deutschen Starfighters bei dem bisher über 90
Piloten ihr Leben verloren.
Anfang Mai heißt es wieder „BOLD GAME“, eine immer wiederkehrende Übung im
jährlichen Reigen der Flotte. In diesem Jahr waren dänische, norwegische und
deutsche Einheiten daran beteiligt. Die F-104 Starfighter des MFG1 kämpften
dabei je nach Manöverlage mal auf der Einen, dann aber wiederum auch auf der
Anderen Seite. Am 4. Mai konnte dabei ein Schnellbootverband im
Manövergebiet erfolgreich angegriffen und bekämpft werden.
Die Übung „MAIGEWITTER“ ist eine Übung der technischen Einheiten, die am 16.
& 17. Mai mit der Sicherung und dem Schutz von Objekten gegen Luft- und
Bodenfeinde zu tun hatte. Die 1. Schwere Marinesicherungskompanie und Teile
der Flugabwehrstaffel stellten das Feindbild, der ganze andere Rest
verteidigte sich gegen die Angreifer. Gemäß „Drehbuch“ konnte der
Fliegerhorst Jagel gehalten werden.
Jubiläen mit
1000, 1500 oder sogar 2000 Flugstunden auf dem Buckel sind für Jetpiloten
schon lange keine Seltenheit mehr. Ein paar Gratulanten, die obligatorische
Dusche durch die Feuerwehr und evtl. auch eine Feier, meist im kleinen
Kreise, gehören zum Ritual dazu. Wenn es ein Jetpilot der Bundeswehr aber
schafft die 3000er Marke zu knacken, kann es passieren, dass unter den
Gratulanten auch die höheren Chefs vertreten sind. So geschehen am 1. Juni,
als KKpt Großklos nach der Landung in Jagel stolze und vor allem unfallfreie
3000 Flugstunden auf F-104 Starfighter in seinem Flugbuch nachweisen konnte.
Fast 14½ Jahre waren erforderlich, um diese, nur von wenigen Piloten
erreichte Stundenzahl einzufliegen. Zu den 3000 Stunden auf F-104 kommen
noch die Stunden auf anderen Flugzeugmustern hinzu, die im Rahmen der
Ausbildung ebenfalls von ihm erflogen wurden. Erster Gratulant nach dem
abstellen des Triebwerks war Flottillenadmiral
Deckert
(Kommandeur Marinefliegerdivision). FKpt Kröger (stellv. Kommodore) dankte
dem Jubilar in einer kurzen Ansprache und dem Wunsch, dass dies nicht das
Ende der fliegerischen Laufbahn, sondern erst der Höhepunkt war, überreichte
er ihm die Sporen, mit denen er nun als „Ritter der Lüfte“
geadelt wurde.
Auch in der Flugbetriebsstaffel dürfte mit einem kräftigen Schnaps
angestoßen worden sein, nachdem OLtzS Johnsen beinahe unbemerkt seinen
11.111sten radargeleiteten Anflug durchgeführt hatte.
Auf der Runway musste die alte Kettenbarriere Ende Juni einer neuen
Fanganlage weichen. Ein Leichtgewicht war die alte Anlage nicht gerade, denn
die vier je 260m langen Eisenketten wogen jeweils 36 Tonnen. Die neue
Fanganlage war bereits für das neue Flugzeug Tornado ausgelegt.
Vom 3. - 6. Juli fand der Gegenbesuch der Franzosen von der 11. Flottille
statt. Bei diesem Staffelaustausch wurde auf Wunsch der Gäste nicht nur über
Nord-, und Ostsee geflogen, sondern auch nach Norwegen. Ein Grill-, und
Bierabend tröstete den franz. Kommandoführer über sein kleines Missgeschick
hinweg. Eigentlich wollte er seine Maschine nach der Landung vor der Halle
West abstellen, verpasste aber die Ausfahrt. Stattdessen rollte er in die
Baustelle am Startbahnkopf 23 – ohne Dreh und Wendemöglichkeit. Ein
Schlepper befreite sein Flugzeug und brachte es zum vorgesehenen Parkplatz.
Zum Kommandobegleitprogramm gehörten auch Besuche in Hamburg und Schleswig.
Die Franzosen bedankten sich mit einem Weincall für die Gastfreundschaft.
Am 9. Juli war das MFG1 die letzte Station von Admiral Jean-René Lannuzel
(Oberbefehlshaber der franz. Marine), der sich zuvor bei anderen
Dienststellen im Maritimen Bereich informiert hatte. In Jagel empfangen
wurde er neben der üblichen Geschwaderprominenz von Vizeadmiral
Luther (Inspekteur der
Marine).
Nach einer Flugvorführung im Rahmen eines Tages der offenen Tür der
englischen Marineflieger in Yeovilton stürzte KptLt Stürmer am 3. August im
Landeanflug mit seiner F-104G Starfighter (22+25) ab und kam dabei ums Leben. Der Unfall ereignete sich
im normalen Landeanflug, nur Sekunden vor Beendigung seiner beeindruckenden
Flugvorführung vor zahlreichen geschockten Zuschauern.
Seit 14 Jahren
ist die Hundertvier
das Einsatzflugzeug des MFG1. An einem grauen Novembermorgen wurde die
150.000ste Gesamtflugstunde des Geschwaders durch FKpt Wewetzer erflogen.
FKpt Wewetzer danke in seiner Funktion als Stellvertretender Kommodore für
diese Leistung nicht nur den Piloten, sondern auch der Technischen Gruppe,
der Horstgruppe sowie allen anderen Geschwaderangehörigen. Als Zeichen der
Dankbarkeit flog HptBtsm Golombek von der Wartungsstaffel als Backseater auf
dem 2. Sitz mit. Auf diese 150.000 Flugstunden entfallen ca. 115.000 Stunden
allein auf F-104 Starfighter.
Vom 4. – 29. September fand das Flottenmanöver „BOTANY BAY“ statt, bei dem
auch das MFG1 stark gefordert war. Mehr als 10.000 Soldaten übten die
Sicherung der Seewege in der Nord-, und Ostsee und bewiesen damit, dass auch
bei schwierigsten Bedingungen Mensch und Material ihren Auftrag erfüllen
können.
Ein freudiges
Wiedersehen gab es am 21. September für viele Piloten im Geschwader.
Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision) und KptzS
Scholz (Kommodore) konnten
James Taliaferro "Jim" Montgomery,
II in Jagel
begrüßen. Seit 1967 betreut „Jim“ in Sheppard (Texas, USA) die deutschen
Flugschüler und hilft bei allen Problemen, die in einem fremden Land mit
anderen Lebensgewohnheiten auftreten können. Er arrangiert Ausflüge und
Treffen mit texanischen Familien und wurde dafür 1972 mit dem
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse vom Bundespräsidenten
Gustav Heinemann
ausgezeichnet. Dass er sehr beliebt ist, zeigt sich
auch schon daran, dass neben KptzS Willi Scheyka (Kommodore MFG2) auch sehr
viele Piloten des Nachbargeschwaders in Eggebek zum Empfang nach Jagel
gekommen sind. Für ihn wurde ein großes Besuchsprogramm in Jagel und Kiel
vorbereitet.
100.000 verschossene Geschosse mit der Flugabwehrkanone
Bofors 40mm L70
konnte die Flugabwehrstaffel seit ihrem Bestehen am 21.
September melden. Das entspricht in etwa der Masse von 250 Tonnen Munition
die auf den Schießübungsplätzen zwischen April 1971 bis September 1979
verschossen wurde. Theoretisch gerechnet bedeutet das, dass 100.000 Schuss
bei Dauerfeuer eines Rohres, einer Gesamtschusszeit von 5 Stunden, 12
Minuten und 3 Sekunden, entsprechen.
Am 1. Oktober wurde FKpt Helmut Kröger zum Leiter der Projektgruppe zur
Umrüstung auf das Waffensystem Tornado ernannt. Seinen Posten als
Stellvertretender Kommodore gab er damit an seinen Nachfolger FKpt Klaus
Wewetzer ab.
Der bisherige Kommandeur Fliegende Gruppe, FKpt Stemmler gab seinen
Dienstposten ab. Nachfolger wurde FKpt Haupt.
Bei der Instandsetzungsstaffel rückte KKpt Dominik als neuer Chef auf den
Stuhl von KKpt Hoyer der als neuer S3 und Stellv. Kommandeur zum MFG2 nach
Eggebek wechselt.
Die San-Staffel bekommt mit KKpt Pfeffer zum ersten Mal einen richtigen
Staffelchef und auch die Horstgruppe wechselte an diesem Tag kräftig mit.
Dort wurde KKpt Meuche der neue S3 und damit gleichzeitig auch der neuer
Stellvertretende Kommandeur.
Vom 4. - 13. Oktober
verlegten fünf Flugzeuge und Wartungspersonal zum „BULLS EYE“ ins
benachbarte Husum zum LeKG41. Sieben weitere Nationen beteiligten sich in
diesem Jahr am jährlich stattfindenden NATO-Jagdbomber-Wettbewerb. Böse
Zungen behaupteten, dass die Gastgeber alles dafür getan haben, um einen
regulären Flugdienst zu verhindern. Sehr viel dichter Nebel sorgte dafür,
dass viele Aktivitäten nicht in der Luft, sondern am Boden stattfinden
mussten. Während des gesamten „BULLS EYE“ haben es gerade einmal 10
Flugzeuge an den Himmel geschafft. Ein Querfeldeinrennen der TO’s gegen die
Line-Chiefs sorgte für Abwechslung im Einheitsgrau des Wetters. Der Sieg
ging natürlich an die Marinejungs aus Jagel. Über die Siegprämie, eine
Batterie Holsten-Bier, fielen im Anschluss alle her. Im dichten Nebel, der
die ganze Woche über der Region um den Flugplatz Husum lag, geschahen auch
merkwürdige Dinge. So konnte nie geklärt werden, wohin die MFG1 Flagge
verschwand oder wer das Bulls-Eye Embleme an der Hauptwache entfernt und
einkassiert hatte. Man munkelt, dass Augenzeugen „gesehen“ hätten, dass die
Übeltäter Marineuniformen trugen… Nach der
Abschiedszeremonie am 13. Oktober ging es bei strahlendem Sonnenschein für
alle beteiligten Kommandoteilnehmer zurück nach Hause.
Ein Mann vor dem alle
fliegenden Geschwader der Bundeswehr zittern oder zumindest ein mulmiges
Gefühl bekommen, betrat am 22. Oktober den Fliegerhorst Jagel. Es war der
General Flugsicherheit „GenFlSichBW“ und sein Gefolge, welches zur
Inspizierung des Geschwaders sowie des Personals alles gründlich unter die
Lupe nahm. Der General Flugsicherheit ist eine Fachabteilung innerhalb des
Luftwaffenamtes, welche den sicheren und unfallfreien Betrieb aller
Luftfahrzeuge der Bundeswehr sicherstellen soll. Auch die Untersuchung und
Klärung nach Unfällen und Abstürzen gehört zu seinen Aufgaben. Am 24.
Oktober war die Überprüfung durch die Kommission abgeschlossen. Das MFG1
hatte wieder einmal bestanden.
Der
19. November brachte mal wieder hohen Besuch ins Haus. FKpt Wewetzer
(stellv. Kommodore) konnte Admiral
Robert H. Falls
(Chef Vereinigter Generalstab der Kanadischen
Streitkräfte) begrüßen. In seiner Begleitung befanden sich General
Brandt
(Generalinspekteur der Bundeswehr) und Flottillenadmiral
Liebig
(stellv.
Befehlshaber der Flotte).
Mit dem 6. Dezember bekam
das Geschwader wieder einen eigenen Militärpfarrer. Im Rahmen eines
Feldgottesdienstes wurde Pfarrer Gerhard Patra eingesegnet. Die Zeremonie
fand in Halle 250 statt und wurde durch Militärdekan Magazin vorgenommen.
|
1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1994
[Quellen- und Literaturnachweis]