CHRONIK 1970-1979

 

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1970 Tag der offenen Tür

  

F-104G Starfighter beim Triebwerkstestlauf in der Lärmschutzhalle

 
F-104G Starfighter 22+14 in der Lärmschutzhalle
Foto: B.Meißner
 
TF-104G Starfighter  
25.Aug.1970 - Starfighterabsturz Nr.122 in der Bundeswehr
TF-104G Starfighter 27+30

Foto: via H.-G. Ketels
 
Da die Runway und die Taxiways auch im Winter immer Einsatzbereit gehalten werden mussten, besaß das Geschwader Lkw's, auf denen Triebwerke mit einem Strahlabweiser montiert waren. Mit dem heißen Abgasstrahl konnte die Fläche unter dem Abweiser angetaut und vom Eis freigeblasen werden. Das Resteis wurde von eingeteiltem Personal mit "geeignetem" Handwerkszeug per Hand vom Boden abgeschlagen. Da der Kalte Krieg mit seiner Bedrohungslage auch vor kalten Wintern wie z.B. 1969/70 nicht Halt machte, mussten Leopard-Panzer des Heeres zu Hilfe kommen, um die MAN-Lkw's aus dem hohen Schnee zu befreien.

 

Der erste „Ausflug“ des Jahres führte vom 20. - 28. Januar sechs Piloten mit ihren Maschinen ins schottische Lossiemouth um der dort beheimateten 809. Squadron der Royal Air Force einen Besuch abzustatten. Der Austausch erfolge allerdings einseitig, sodass keine englischen Maschinen nach Jagel kamen.

 

Mit einem großen Zeremoniell wurde am 13. März Bundespräsident, Dr. Heinemann auf dem Fliegerhorst Jagel begrüßt. Er nutzte den Marinefliegerhorst als Durchgangsstation um anschließend weiter nach Flensburg zu fahren.

 

Aus Anlass der Beförderung zum Kapitän zur See veröffentlichten die „Kieler Nachrichten“ das Portrait eines „Deutschen Geschwaderkommodore“. Hierbei wurden die menschlichen, soldatischen und künstlerischen Eigenschaften von KptzS Reger herausgestellt.

 

Im April fand in Jagel wieder ein „TAC EVAL“ (Geschwaderüberprüfung auf NATO-Ebene) statt, welches mit der Abschlußnote „gut“ benotet wurde.

 

Soldaten der Horstsicherungsstaffel, des H-Stabes, der San-Staffel und der Kfz-Staffel nahmen am 21. Juli für das MFG1 am 4-Tage-Marsch im holländischen Nijmegen teil. Ein Offizier, sieben Unteroffiziere und 17 Mannschaften trainierten für dieses „Erlebnis“ bereits seit April. Das Endergebnis konnte sich sehen lassen. Von den 350 angetreten Teams der NATO-Partner, belegte das Team MFG1 nach 180km den 2. Platz unter den teilnehmenden Bundeswehrteams und den 4. Platz in der Gesamtwertung.

 

Im Vorwege des Tags der offenen Tür gab das Geschwader am 31. Juli einen Empfang für Vertreter der umliegenden Gemeinden und Offizieren benachbarter Einheiten.

Der Tag der offenen Tür am 2. August wurde dann zu einem unvergesslichen Erlebnis für die ca. 65.000 - 70.000 Zuschauer auf dem Marinefliegerhorst. Gäste aus England, Dänemark, Holland, Norwegen und Belgien zeigten Flugvorführungen. Höhepunkt war zweifellos der Auftritt der Kunstflugstaffel „Red Arrows“ aus England mit ihren Maschinen vom Typ Gnat. Sie entlockten den staunenden Zuschauern viele Oh‘s und Ah‘s. Abgerundet wurde das Programm durch viele Ausstellungen am Boden, die ebenfalls ein großes Echo bei den Besuchern fanden.

 

Wie schnell der Alltag ins Geschwader zurückkehrte zeigte sich am 25. August als der 122. Starfighter der Bundeswehr nach einem Triebwerksausfall unmittelbar nach dem Start abstürzte. Die beiden Piloten OLtzS Otto und KptLt Großklos konnten sich mit dem Schleudersitz unverletzt retten. Nur das Seitenleitwerk (Aftsection) der Doppelsitzigen TF-104G (27+30) schaute noch aus dem weichen Boden heraus. Der Rest hatte sich sauber und unangespitzt tief in den Boden gerammt. Ursache für den Triebwerksausfall war Wahrscheinlich Vogelschlag.

 

Im September konnte die Technik sagenhafte 98% Klarstand an Flugzeugen vermelden, obwohl an einigen F-104 starke Korrosionsschäden an den Ansaugschächten gefunden wurden. 14 Stück mussten darauf hin gewechselt werden. Am 28. September brachten die beiden MFG1 und MFG2 sogar zwanzig Luftfahrzeuge gleichzeitig in die Luft, um anlässlich des Kommandeurwechsels in der Marinefliegerdivision einen Überflug in Kiel-Holtenau zu machen. KptzS Luther löste Flottillenadmiral Jung als Kommandeur ab. Auch im Heimatverband in Jagel rotierte das Führungspersonal. KKpt Radicke übernahm die Technische Gruppe als Kommandeur. KKpt Scholz löste FKpt Dubois in der Fliegenden Gruppe ab und die Horstgruppe wurde durch FKpt Ochernal übernommen.

 

Beim Herbstmanöver der Marine „NORTHERN WEDDING“ war das MFG1 mit bis zu 46 Manövereinsätzen täglich vertreten.

 

Dr. Rolf Pauls (deutscher Botschafter in den USA) kam am 22. Oktober nach Jagel und ließ sich über Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten der Seeluftstreitkräfte unterrichten.

 

Im November wurden die Lärmschutzhallen baulichen Veränderungen unterzogen, um die Betriebssicherheit zu erhöhen.

 

Am 9. Dezember wurde die 75.000ste Gesamtflugstunde des Geschwaders eingeflogen. Dahinter verstecken sich Zahlen wie: z.B. 60.000 Flugeinsätze mit ca. 24.000.000 nautischen Meilen (ca. 1000-mal um die Erde). Dafür sorgen die Lfz-Techniker mit ca. 5.000.000 direkten Arbeitsstunden. Der Kommodore, KptzS Reger dankte allen Geschwaderangehörigen, vom Tankwagenfahrer über die Feuerwehr und Sicherungspersonal bis hin zum Küchenpersonal in einer Ansprache. Wenn man bedenkt, dass 70% der Flugstunden allein innerhalb der letzten 5 Jahre erflogen wurden, kann das Geschwader stolz auf diese erbrachte Leistung sein. Der Kommodore erinnerte auch an die Flugzeugführer die in Ausübung ihrer Pflicht ihr Leben verloren und mahnte an das Versprechen, diese nicht zu vergessen.

 

 

 

 

1971 ab jetzt mit Flugabwehrstaffel

  

Flugabwehrkanone "40mm Bofors L70"   
40mm Bofors L70
Bild: A.Luther
 
Anfang des Jahres besuchte
Dr. Gerhard Stoltenberg als Abgeordneter des Bundestages das MFG1 und führte Gespräche mit allen Dienstgradgruppen über aktuelle Laufbahnfragen der Soldaten.

 

Am 15. Februar verlegten sechs Starfighter für zwei Wochen auf den portugiesischen Fliegerhorst Beja um an der Übung „SUNNY SEAS“ teilzunehmen.

 

Vom 23. März bis 6. April erfolgte ein einseitiger Staffelaustausch mit der Türkischen Luftwaffe. Dafür verlegten sechs Maschinen zum 4th Wing/ 144 Filo nach Mürted. Die Staffel flog ebenfalls F-104 Starfighter.

 

Am 1. April wurde die Flugabwehrstaffel mit einer Friedensstärke von 110 Soldaten aufgestellt und in die Horstgruppe als ein wichtiges Instrument der aktiven Verteidigung integriert. Dies geschah als eine der unmittelbaren Reaktionen auf die ČSSR-Krise Ende der 60er Jahre und der damaligen zunehmenden Bedrohung durch den Warschauer Pakt. Ausgerüstet wird die Staffel mit 24 Flugabwehrkanonen vom Typ „Bofors 40mm L70“ und einer großen Anzahl von Radfahrzeugen.

 

Ein Bodenunfall, der verhängnisvolle Folgen hätte haben könnte, ereignete sich am 10. Mai. Das Flugzeug rollte nach dem Anlassen und dem „7-Finger-Check“ in den „Sicherheitsschlauch“, einem speziellen Bereich in dem noch letzte Checks vor dem Flug durchgeführt, Sicherungsstifte entfernt und Waffen/Schleudersitz scharf geschaltet werden. Nachdem der 2. Wart an einer flugklaren F-104G Starfighter Vorschriftsmäßig den Sicherungsstift des rechten Tip-Tanks gezogen hatte, wurde der voll betankte Tank abgesprengt und fing nur 1,50 Meter neben der Maschine Feuer. Dank der schnellen Reaktion der Wartungscrew konnte das Feuer schnell gelöscht und ein größeres Unglück verhindert werden. Als Dank dafür, erhielten der 1.Wart OMt Reich und der 2.Wart Gefr Moczegemba eine förmliche Anerkennung und einen Tag Sonderurlaub.

 

Einen neuen Kfz-Hobbyshop konnte Kommodore, KptzS Reger am 26. Mai im Unterkunftsbereich in Kropp seiner Bestimmung übergeben.

 

Am 27. Mai musste OLtzS Kohlke seine F-104G Starfighter (22+76) nach einem Triebwerksausfall, bedingt durch eine Störung im Kraftstoffsystem, auf dem Rückflug von Holland mit dem Schleudersitz verlassen. Er versuchte noch das Lfz über See zu bringen, was ihm auch gelang. Um 8.40 Uhr setzt er auf der Notruffrequenz den Notruf „Habe Schwierigkeiten - MAYDAY - MAYDAY - Position 35 Meilen westlich von Jever - TACAN - BAIL OUT“ (Internationaler Notruf und Schleudersitzausstieg) ab. In einer Höhe von 2000 Fuß (ca. 660m) zog er dann den Griff des Schleudersitzes. Über diesen Augenblick sagte es später, was es für eine Überwindung gekostet habe, da er immer noch glaubte, das Triebwerk in Gang zu bekommen. Vielleicht eine Erklärung dafür, warum es bei Abstürzen so viele Tote gibt. Er steigt jedoch planmäßig aus und bereitet sich auf eine Wasserlandung vor, wunderte sich aber über den relativ harten Aufschlag. Das Wasser war an dieser Stelle nur 20cm tief. Wie reibungslos die anschließende Rettungs-, und Bergeaktion klappte, sieht man daran, dass OLtzS Kohlke nach nur 38 Minuten geborgen wurde. Nach dem Absetzen seines Notrufes und Rufzeichens war die Maschine schnell als Jagelaner Starfighter identifiziert. Die SAR-Leitstelle in Glücksburg welche jeden Notruf empfängt und aufzeichnet, veranlasst alle sofortigen Rettungsmaßnahmen. Die SAR-Hubschrauber auf Borkum und in Nordholz starten zur Unglücksstelle. Eine in der Luft befindliche Br1150 Breguet Atlantic wird zur Unglücksstelle umgeleitet. In Kiel startet eine Albatross ebenfalls zur Suche. Die eingesetzten Flugzeuge werden von Glücksburg aus in bestimmten Höhenstaffelungen geleitet. Außerdem werden Schiffe aus Borkum und Emden zu einer flächendeckenden Suche beordert. Um 9.00 Uhr ist der UH-1D SAR-Hubschrauber (70+65) an der Unfallstelle. OLtzS Kohlke befindet sich ca. eine Meile westlich seiner angegebenen Position. Da der Hubschrauber direkt neben ihm im nur 20cm „tiefen“ Wattenmeer der Nordsee landen kann, ist der Rest ein Kinderspiel. Erste Gesundheitliche Untersuchungen sind nach wenigen Minuten abgeschlossen und der Hubschrauber hebt um 9.18 Uhr ab, um den Bruchpiloten nach Wittmund zum Fliegerarzt zu bringen. Die Br1150 Breguet Atlantic und die Albatross suchen derweil nach den Resten des Flugzeuges, müssen dann aber ziemlich schnell aufgeben, da das Wetter umschlägt und schlechter wird.

 

Der mittlerweile obligatorische Schießeinsatz in Deci (Italien) sollte auch in diesem Jahr nicht fehlen. Dafür verlegten vom 27. August bis 30. September neun Luftfahrzeuge in den Süden Sardiniens.

 

Bei der Herbstübung „WELLENREITEN“ konnte über der deutschen Bucht der scharfe Schuss mit Waffen vom Starfighter geübt werden. Diese Möglichkeit ist eher selten der Fall und somit kamen die  Waffenmixer mit glänzenden Augen mal so richtig in Schweiß.

 

In den Jahren 1970/1971 wurden die Fouga Magister Schulflugzeuge der Bundeswehr über die VEBEG (bundeseigene Treuhandgesellschaft zur Verwertung von ausgemustertem Eigentum des Bundes) nach Frankreich verkauft. Ein Vertreter aus Frankreich überwachte die Zerlegung der Marine Fouga Magister und die Verladung auf Eisenbahnwagons. Der Fliegerhorst besaß für Verlegungen, Versorgung  und Transporte jeglicher Art ein eigenes Bahngleis und eine Art Bahnhof.

Die noch verbliebenen Do-27 Verbindungsflugzeuge wurden ebenfalls nach und nach abgegeben. Sie wurden durch das neue Schul- und Verbindungsflugzeug vom Typ Piaggio P-149 ersetzt.

Da die Sportfluggruppe des MFG1 zum Ende des Jahres aufgelöst werden soll, mussten auch diese Flugzeuge abgegeben werden. Eine Piper verunfallte auf dem Flugplatz St. Michaelisdonn kurz vor der Abgabe. Sie war kurz vor dem  Start von einer starken Seitenböe erfasst und auf den Rücken gedreht worden. Pilot Vollquartsen blieb unverletzt. Am Flugzeug entstand nur leichter Sachschaden. Die Reparatur umfasste auch den Wechsel einer Tragfläche.

 

Der 1. Oktober brachte schon wieder einen Führungswechsel in der Fliegenden Gruppe. FKpt Kröger löste FKpt Scholz als neuer Kommandeur ab. FKpt Scholz wurde gleichzeitig in den G-Stab versetzt, um ab sofort den Posten des stellv. Kommodore des MFG1 neu zu besetzen.

 

Das Jahresflugstundensoll des Geschwaders von 8830 Stunden auf F-104 Starfighter wurde am 22. Dezember erreicht. Diese wurde durch KKpt Gossler und KKpt Schmidtbauer (S3, Technische Gruppe) im doppelsitzigen TF-104 Starfighter erflogen.

Nebenbei wurden auch noch 350 Stunden mit der Do-27 erflogen. In einem deutschen Marinefliegergeschwader wurde zuvor noch nie eine solch hohe Anzahl an Flugstunden in einem Jahr erbracht. Die Wartungsstaffel nahm dieses Ereignis zum Anlass, der Besatzung einen würdigen Empfang zu bereiten und 80 Liter Bier zu spendieren. Nach einer kurzen Ansprache durch Kommodore KptzS Reger ging es zum gemütlichen Teil des Tages über.

Um 8830 Flugstunden zu bewältigen, waren in diesem Jahr 6.557.600 direkte & indirekte Arbeitsstunden nötig. Außerdem wurden 466 platzfremde Luftfahrzeuge aller Art abgefertigt.

Nicht fliegend, sondern fahrend, beendete der Kommodore, KptzS Reger, das Jahr 1971. Mit den letzten 200 Fahrschulkilometern des Jahres erwarb er die Fahrerlaubnis BW-Klasse „B“.

 

 

 

 

1972 NATO-Übung Strong Express

 

Eine Vorgabe der Marinefliegerdivison sah Anfang 1972 vor, dass die Soldaten aller Marinefliegergeschwader an der Flugabwehrkanone FK-20 ausgebildet werden sollen. Damit sollen die Chancen erhöht und ein Überleben im Verteidigungsfall gegeben werden. Lehrgänge bei der Heeresflugabwehrschule in Todendorf/Ostsee für Geschützführer und Richtkanoniere wurden durchgeführt. In den Jahren 1973/1974 wurden auch Soldaten aus der Wartungsstaffel am Geschütz ausgebildet. Diese Ausbildung erforderte einen großen Zeitaufwand, da jeder Soldat einmal pro Jahr zum scharfen Schießen nach Todendorf musste. Am 10. Juni 1975 ereignete sich beim Schießen ein tragischer Unfall. Maat Strüber aus dem Team Cross Servicing (Wartungsstaffel) verlor seine linke Hand und wurde auch im Gesicht schwer verletzt. Dieser Unfall führte schließlich dazu, dass alle Geschütze an die Horstgruppe abgegeben und nur noch von voll ausgebildetem Personal der Horstgruppe bedient wurden.

 
  Staffelaustausch, Gäste der Royal Navy in Jagel
  Staffelaustausch, Gäste der Royal Navy in Jagel 
  Staffelaustausch, Gäste der Royal Navy in Jagel
Foto: D.-W.Meinecke

Jagel ist immer eine Reise wert dachte sich Vizeadmiral Kühnle (Inspekteur der Marine) und besuchte am 3. Februar das Marinefliegergeschwader 1. In einer Geschwadermusterung verlor er lobende Worte über die guten Leistungen des Geschwaders.

 

OLtzS Brügmann flog am 8. März die 5.000ste „Flugstunde“ des Flugsimulators ein. Bei einem Beercall gratulierte der Kommodore, KptzS Reger, der Simulator-Crew.

 

Beeindruckt zeigte sich am 21. April der höchste NATO-Beamte, Generalsekretär Joseph Luns, dem das Geschwader bei einem Kurzbesuch vorgestellt wurde. Anschließend setzte er von hier aus seinen Besuch bei der Bundesmarine an Land und auf See fort.

 

Für die Zeit vom 28. April bis 12. Mai hielten sich 160 Mann der Royal Navy in Jagel auf. Die 809. Squadron aus Lossiemouth und die 892. Squadron aus Yeovilton flogen mit ihren Buccaneer und F-4 Phantom II von Jagel aus gemeinsam mit den F-104G Starfighter des MFG1 ihre Einsätze. Der Haupt-Einsatzort der englischen Maschinen ist eigentlich der Flugzeugträger „HMS Arc Royal“. Für das gemeinsame Training kamen sie aber nach Jagel.

 

Für die Fliegerhorstfeuerwehr gab es am 7. Juli einen Großeinsatz. Durch eine schadhafte elektrische Leitung brach in einer Baracke auf dem Fliegerhorst ein Feuer aus. Diese Baracke der EloWa-Staffel stand auf der Z-Line. Ein Wachmann meldete noch das Feuer aber an diesem Abend herrschte dichter Nebel über dem Flugplatz und man konnte keine zwei Meter weit gucken. Am nächsten Morgen war von der Baracke nicht mehr viel zu sehen, denn sie war restlos abgebrannt. Wertvolle elektronische Geräte wurden dabei vernichtet und der wirtschaftliche Schaden mit ca. 100.000 DM (ca. 51.130 Euro) angegeben. Neben dem materiellen Schaden war auch das Leben eines Hundes zu beklagen. Der Wachmann hatte in der Eile vergessen ihn loszubinden, als er Hilfe holen wollte.

 

Ein Zwischenfall der glimpflich verlief ereignete sich am 27. Juli. Eine Piaggio P-149 des MFG1 wurde in Mariensiel mit eingefahrenem Fahrwerk gelandet und entsprechend beschädigt. KptLt Linnhof blieb unverletzt. Der geplante Lufttransport unter einem Hubschrauber von Mariensiel nach Jagel ging schief. Da sich das Lfz unter dem Hubschrauber aufschaukelte, musste es aus einer Höhe von etwa 8 Metern ausgeklinkt/abgeworfen werden und fiel hart auf das ausgefahrene Fahrwerk. Der Lufttransport wurde abgebrochen, das Flugzeug zerlegt und per Lkw nach Hause transportiert. In Halle Ost wurde es wieder zusammen gebaut, Motor, Propeller, ein Fahrwerksbein und diverse Kleinteile ersetzt. Der Werkstattflug verlief ohne Probleme.

 

Im Zeitraum vom 1. bis 10. August verlegten sechs Luftfahrzeuge zu einem Staffelaustausch nach Volkel (Niederlande). Im Gegenzug waren ebenso viele F-104 Starfighter der 306. Squadron der niederländischen Luftwaffe zu Gast in Jagel. Dieser Austausch diente, wie bereits der Besuch der Royal Navy im Mai dazu, sich gegenseitig in den Einsatz-, Ausbildungs- und Versorgungsverfahren vertraut zu machen.

 

Im September nahm dann das MFG1 wieder am Flottenmanöver teil. An der kombinierten Land-, Luft- und Seeübung „STRONG EXPRESS“ waren rund 64.000 Mann, 300 Schiffe und 700 Flugzeuge beteiligt. Das MFG1 flog in dieser Zeit 480 Einsätze, davon erstmals 75 an einem einzigen Tag und einer Gesamtflugzeit von 97,30 Stunden. Für die Anwohner in Jagel und Umgebung sicherlich keine einfache Zeit…

 

Im Laufe des Jahres erhielt das Geschwader 18 Nagelneue F-104 Starfighter aus dem Nachbauprogramm zugeteilt. Dieses hatte die Bundesrepublik Deutschland in Auftrag gegeben, um die hohen Verluste der letzten Jahre auszugleichen. Vorteil der neuen Flugzeuge war bereits das neue zuverlässigere Triebwerk J-79-MTU-J 1 K. Die älteren Maschinen wurden erst nach und nach darauf umgerüstet.

 

Die Geschwaderfahrschule schloss das Jahr mit einer runden Zahl ab. Der Fahrschulleiter, OStBtm Ixmann, übergab den 2000. Führerschein. Er hatte dabei auch seine persönlich 1500. Fahrschulprüfung durchgeführt.

 

 

 

 

1973 Flugsicherheitspreis & Kommodorewechsel

   

  F-104 Starfighter mit Bewaffnungsmöglichkeiten
  Belade-, & Bewaffnungsmöglichkeiten eines Marine-Starfighters
Foto: via R.Kuhlenschmidt
   
  F-104 Starfighter mit Bewaffnungsmöglichkeiten 
 

  Übersichtskarte Flugplatz Jagel

  Karte: Archiv Webmaster

Karte als PDF: klick HIER
"Jeder Einzelne gewann den Pokal". Mit dieser Schlagzeile in den SCHLESWIGER NACHRICHTEN vom 17. Februar rückte das Geschwader wieder einmal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Als „einen Tag der Freude“ bezeichnete Vizeadmiral Hartwig (Befehlshaber der Flotte) den Tag der Überreichung des Flugsicherheitspokals für das Jahr 1972 an das Geschwader. Es war das erste Mal, dass das Geschwader diesen Preis erhalten hatte. Kommodore, KptzS Reger nahm den vom General Flugsicherheit gestifteten Pokal entgegen. Zahlreiche Vertreter aus der Presse, Funk und Fernsehen waren bei der Feier anwesend. Das Musikkorps 4 der Luftwaffe sorgte für den musikalischen Rahmen.

 

Zum ersten Mal stellt das Marinefliegergeschwader 1 seit diesem Jahr einen Ehrenzug für das Wachbataillon in Bonn. Angehörige der Horstsicherungsstaffel präsentieren die Marine und das Geschwader z.B. beim Besuch ausländischer Staatsgäste.

 

Zum zweiten Mal seit 1968 ist das MFG1 vom 13. - 28. März Ausrichter des NATO-Manövers „BULLS EYE“, das unter dem Kommando von General Sir Thomas Pearson (CINCNORTH) steht. Am Manöver waren 400 Soldaten sowie ca. 55 verschiedene Flugzeuge aus Norwegen, Holland, Dänemark und Deutschland beteiligt. Das Schießen mit Bordkanone und Raketen und das werfen von Bomben gehörten zum Manöver. Die zehn teilnehmenden Staffeln kämpften um die begehrte Trophäe. Das zweite Team des MFG1 belegte am Ende einen guten 3.Platz. Der Siegerpokal ging an die 718. Squadron der norwegischen Luftwaffe. In Beisein von Bundesverteidigungsminister Georg Leber und General Sir Thomas Pearson (CINCNORTH) fand die Abschlussfeier statt.

 

Mit Salutschüssen aus der Fliegerhorst eigenen Flak und einem Formationsüberflug von F-104 Starfighter wurde am 10. April der Kommodore, KptzS Reger verabschiedet. Flottillenadmiral (HV) dankte dem scheidenden Kommodore bei einer großen Geschwadermusterung für seine hervorragende geleistete Arbeit. Nachfolger von KptzS Reger wird KptzS Jürgen Dubois. Der „Neue“ ist im Geschwader kein Unbekannter. Seit Beendigung seiner Flugzeugführerausbildung in den USA ist der am 7. Dezember 1932 in Hanau geborene Dubois als Starfighter-Pilot, Staffelkapitän und als Kommandeur Fliegende Gruppe im MFG1 im Einsatz gewesen.

 

Ab dem 21. Mai ist der Marinefliegerhorst wieder einmal Ausweichplatz für ein anderes Geschwader. Bei der Waffenschule 10 der Luftwaffe im friesischen Jever wird die Startbahn erneuert. Die Gäste kamen mit 25 Luftfahrzeugen und 380 Soldaten und blieben bis zum 7. September. Um sich besser auf dem Fliegerhorst Jagel zurecht zu finden, wurde für die Gäste eine Karte mit den wichtigsten Punkten erstellt. Obwohl der Zahn der Zeit bereits an ihr genagt hat, ist diese Karte historisch gesehen sehr interessant. Es handelt sich hier um die Flurkarte des Landesbauamtes Schleswig vom 28.April 1960, die um die Flächen erweitert wurde, die seit April 1960 baulich hinzu gekommen sind und nun in etwa dem tatsächlichen Stand vom Anfang der 1970er Jahre entspricht. Viele Gebäude und Bauten die später vom MFG1 und ab 1994 vom AG51 bzw. dem TLG51 genutzt wurden/werden, sind darin noch gar nicht enthalten. Die Beschriftung bzw. Nutzung einiger Gebäude und die Nummerierung vieler Shelter stimmt oft nicht mit dem späteren, sowie heutigen Zustand überein.

In grün sind dort alle Wege gekennzeichnet, die von den Angehörigen der Waffenschule 10 mit ihren Privatfahrzeugen ohne spezielle Kennzeichnung befahren werden durfte. Rot gekennzeichnete Flächen waren Dienstfahrzeugen mit spezieller Kennzeichnung der Fahrzeuge vorbehalten.

 

Am 1. Juni öffnete das MFG1 anlässlich des 60jährigen Gründungstages der Marine seine Tore für einen Tag der offenen Tür. Kommodore, KptzS Dubois begrüßte am Morgen Vizeadmiral Paul Hartwig (Befehlshaber der Flotte), Justizminister Dr. Henning Schwarz, Vertreter des Landes Schleswig Holsteins und die anwesenden Zuschauer. Gleichzeitig mit dem 60. Geburtstag der deutschen Marine feiert das MFG1 seinen 15jähriges Bestehen. Achtzigtausend begeisterte Zuschauer sahen unter anderem die Darbietungen der berühmten Kunstflugstaffeln „Patrouille de France“ und „Frecce Tricolori“. Die Flugvorführungen anderer Luftfahrzeuge und zahlreiche Ausstellungen am Boden (Static Display) rundeten den Tag ab. Den Abschluss bildete eine Großformation der deutschen Marineflieger bestehend aus: vier Br.1150 Breguet Atlantic, vier Do-28 sowie sechzehn F-104G Starfightern.

 

Bundespräsident Heinemann nutzte den Flugplatz Jagel am 21. Juni mal wieder als Zwischenstation, um mit seiner Frau nach Kiel weiter zu reisen. Von dort ging es für die  beiden mit der Gorch Fock für einige Tage hinaus auf die Ostsee.

 

Die Unteroffiziersvereinigung konnte im Juli durch eine Tombola einen Reinerlös von 1000 DM erwirtschaften. Dieser Betrag konnte dem Waisenhaus „Elisabetheim“ in Havetoft für dringen benötigte Winterbekleidung übergeben werden.

 

Der diesjährige Staffelaustausch für gemeinsame Übungsflüge führte einige MFG1-Starfighter nach Italien in die Region Apulien zur 156° Gruppo/36° Stormo auf den Luftwaffen-Fliegerhorst Gioia del Colle. Zeitgleich kamen die Italiener für einige Tage mit ihren F-104S Starfighter nach Jagel um auch hier gemeinsame Übungsflüge durchzuführen.

 

Am 5. September erflog das Geschwader seine 100.000ste Gesamtflugstunde seit Bestehen des Geschwaders ein. Auf dem Rücksitz der TF-140G Starfighter von FKpt Haupt flog als Zeichen der Anerkennung für gute Zusammenarbeit ein Vertreter der Technik, KptLt Kannengießer (Chef Wartungsstaffel) mit. Dieses Ereignis wurde zum Anlass für ein rauschendes Fest genommen. Diese 100.000 Flugstunden bestehen aus ca. 80.000 Starts und Landungen, entsprechen ca. 2.000 Erdumrundungen oder 200 Flügen zum Mond. Der Kommodore, KptzS Dubois versäumte es nicht, dieses hervorragende Ereignis anlässlich einer Festrede noch einmal hervor zu heben. Außerdem erinnerte an die Kameraden, die bei Unfällen und Abstürzen ihr Leben verloren.

Die EloWa-Staffel als Festausrichter mit mehr als 1.000 Teilnehmern in der Halle 154 hatte nichts unversucht gelassen um eine echte Oktoberfest-Atmosphäre zu bieten. Erst gegen 5 Uhr morgens taumelten die letzten Besucher aus der Halle. Die 100.000ste Flugstunde war schon einen Brummschädel wert.

 

Auch das diesjährige Herbstmanöver „GOOD GRILL“ vom 10. - 20. September wurde erfolgreich abgewickelt.

 

Zu Beginn des letzten Quartals  drehte sich wieder das Personalkarussell  in den drei Gruppen des Geschwaders. FKpt Schulte löste FKpt Kröger als Kommandeur Fliegende Gruppe ab. FKpt Radicke wurde von FKpt Baum als Kommandeur Technische Gruppe abgelöst und der bisherige stellv. Kommandeur in der Horstgruppe FKpt Paulus rückte für FKpt Ochernal auf den Kommandeursstuhl.

 

Am 26. November wurde durch den „Simple Alert“ die NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ ausgelöst.

 

Das Jahr konnte mit 8159 Flugstunden Unfallfrei beendet werden. Den letzten Flug des Jahres führte OLtzS Henkel zusammen mit LtzS Feddersen als Vertreter der Technik auf dem Rücksitz durch. Das Jahr 1973 hatte auch sonst keine gravierenden Flug- oder Bodenunfälle zu verzeichnen. Da das AG52 in Leck und das LeKG44 in Husum ebenfalls ohne Unfall durch das Jahr kamen, jedoch mehr Flugstunden im Vergleich zum MFG1 aufweisen konnten, musste sich das MFG1 mit der Flugsicherheitsurkunde „begnügen“.

 

 

 

 

1974 Michael Krüger

 

Konteradmiral Klose (stellv. Befehlshaber der Flotte) überreichte am 31. Januar bei einer feierlichen Geschwadermusterung die Urkunde für Flugsicherheit 1973 an den Kommodore, KptzS Dubois und sprach allen Geschwaderangehörigen ein Lob dafür aus, das jeder einzelne zur Flugsicherheit beigetragen hat. Der Pokal ist eine förmliche Anerkennung für unfallfreies fliegen im Vorjahr.

 

  Gefreiter Michael "Mike" Krüger
   Michael Krüger
 
Foto: "Der Nachbrenner, MFG1"
In einem Interview mit der FAZ (Ausgabe 11.01.2011) sagte er, dass er ursprünglich gar nicht zur Bundeswehr wollte und auch vom Ersatzdienst ganz spezielle Vorstellungen hatte. Beim Eignungstest in Bad Godesheim saß er mit langen Haaren, Schlaghose und viel zu weitem Pullover vor Psychologen der Eignungskommission. Dabei kam die entscheidende Frage, was er machen würde, wenn er in Kenia in einer Entwicklungshilfestation arbeiten müsste und keiner zu ihm kommt. Seine Antwort: "Ich würde mit meiner Gitarre über den Dorfplatz wandern und ein fröhliches Lied singen, dann kommen die schon". Er musste seinen Dienst dann 1973 aber wegen „fehlendem Ernst“ doch antreten. Für ihn eine gute Zeit, wie sich später heraus stellte. 22 Jahre alt und gesundheitlich fit stand nach der Grundausbildung die Verwendung in einer Marineeinheit „zur Wahl“. Er meldete sich für das MFG1, da dort keiner hin wollte und es für ihn in der „absoluten Wildnis“ lag. Seit Anfang des Jahres absolviert dieser Wehrpflichtige namens Michael Krüger seinen Wehrdienst als Funker in der Flugbetriebsstaffel des MFG1. Während seiner Dienstzeit textete er Songs wie z.B. „Mein Gott Walter“, „Oliv ist so praktisch“ und viele andere mehr, die er anlässlich eines Staffelfestes auch vortrug. Seitens der Staffel riet man ihm, im Talentschuppen „Top Ten Club“ auf der Reeperbahn in Hamburg vorzusprechen/vorzusingen. Diesen Rat nahm Michael auch an. Dieser „Michael Krüger“ ist kein geringerer als der später aus Film, Funk und Fernsehen bekannt gewordene Mike Krüger. Mike bekannte sich offen zu seiner Wehrpflicht und sieht es als normal an, seiner Verpflichtung als Staatsbürger nachzukommen. „Ich habe eine schöne Erinnerns werte Zeit im Marinefliegergeschwader 1 verbracht, insgesamt habe ich ein gutes und nettes Bild der Bundeswehr in Erinnerung behalten“, sagte er Jahre später einmal.

 

Für die Zeit von 3 Wochen verlegte ab dem 4. März die niederländische Luftwaffe vom Fliegerhorst Gilze-Rijen auf den Marinefliegerhorst des MFG1. Die Holländer mussten ihren Heimatflugplatz wegen Bauarbeiten an der Startbahn verlassen. Sie kamen mit 18 F-5 Tiger, 30 Piloten und 160 Techniker nach Jagel. Die Größe des Fliegerhorstes Jagel macht ihn für längere Verlegungen anderer Verbände interessant.

 

Beim Absturz seiner F-104G Starfighter (26+84) kam KKpt Burghard Weigert am 20. März ums Leben. Während eines Anflugs auf einen Flottenverband kam es zu einer Wasserberührung im Tiefflug über spiegelglatter See. Die Maschine zerlegte sich innerhalb von Sekunden in unzählige Einzelteile und versank in der Ostsee. Nach dem Unfall wurden die Trümmerteile mit Minensuchern aus der Ostsee gefischt, auf LKW verladen und nach Jagel verbracht. KKpt Weigert war im Geschwader sehr beliebt und als netter und freundlicher Offizier bekannt.

Eine weitere Maschine ging in Deci (Italien) zu Bruch. Der Pilot hatte beim Aufsetzen mit sehr hohem Anstellwinkel und eingeklapptem Fanghaken (wobei der Fanghakenschuh unter der Zelle hängt und herausschaut) aus Versehen das über die Bahn gespannte Fangseil erwischt. Bei dem abrupten Stopp brach das Bugfahrwerk ab.

 

Am 21. März ging für FlAdm Kriebel (Kommandeur Marinefliegerdivison) ein großer Wunsch, einmal Jet zu fliegen, in Erfüllung. KKpt Groß nahm ihn dabei auf dem Rücksitz einer doppelsitzigen TF-104G Starfighter mit und zeigte ihm dabei einen Querschnitt aus dem fliegerischen Spektrum eines Einsatzpiloten in der Marinefliegerei.

 

Nur wenige Tage nachdem die Holländer wieder nach Hause zurückgekehrt sind, kamen vom 18. - 28. Juni belgische Mirage V-BA zum Staffelaustausch nach Jagel. Die Gäste kamen mit sechs Starfightern, vierzig Technikern und Piloten von der 8. Squadron aus Bierset. Zeitgleich verweilten sechs F-104G Starfighter und 30 Techniker des MFG1 in Belgien.

Für das Jahr 1974 soll nach bisher unbestätigten Berichten das MFG1 im Juli die "Marschgruppe Marine" beim 4-Tage-Marsch gestellt haben. Diese prächtigen Kameraden nannten sich die "Uhus". Weitere Info's dazu sind sehr gern willkommen.

 

Gleich zweimal in kurzen Abständen konnte der Bundesverteidigungsminister Georg Leber im September als Gast in Jagel begrüßt werden.

 

Im Bayrischen Manching hob am frühen Abend des 14. August die Zukunft des MFG1, der Bundeswehr und der NATO-Partner Italien und Großbritannien zum Erstflug ab. Die Besatzung LtCdr Paul Millett (Chef Testpilot, BAC) und Nils Meister (Chef Testpilot, MBB) hoben um 18 Uhr mit dem Prototyp P01 vor kleinem Publikum und nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die ersten drei Flüge verliefen Problemlos. Erst der vierte Testflug wurde als offizieller Erstflug präsentiert, mit Gästen und allem was zur Premiere dazu gehört. Bei diesem Flug wurde sogar schon das Schwenken der Tragflächen präsentiert.

 

Am 10. & 11. September war das MFG1 Ausrichter der Marine-Fechtmeisterschaften 1974. Es wurde in allen drei Waffen; Florett, Säbel und Degen in einer kombinierten Einzel-, und Mannschaftswertung gekämpt. FKpt Zander (Stellv. Kommodore) begrüßte die Gäste und eröffnete das Turnier.

 

Die diesjährige NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ konnte dank Routine und Können von allen Geschwaderangehörigen mit der Note „gut“ bewertet werden.

Was im letzten Jahr als Feier für 100.000 erfolgreiche Flugstunden MFG1 unter dem Namen Oktoberfest gefeiert wurde, sollte auch in diesem Jahr eine Fortsetzung finden. Am 3. Oktober konnten etwa 2000 Gäste begrüßt werden. Bei Tanz, Tombola und zahlreichen Jahrmarktaktivitäten wie Pfeilwerfen, Armbrustschießen sowie reichlich fließendes Bier wurde kräftig gefeiert.

Da in Jagel angeblich der Termin verwechselt (?!) wurde, fand der Militärische Dreikampf der Marineflieger beim MFG5 in Kiel-Holtenau ohne die Teilnehmer des MFG1 statt.

 

Am 31. Oktober konnte das Richtfest einer neuen Werfhalle (Halle 250) für die F-104 Starfighter auf dem Fliegerhorst gefeiert werden. Die Grundsteinlegung erfolgte bereits am 4. März. Die Kosten betrugen ca. 4 Millionen DM (ca. 2,05 Millionen Euro) und wurden von der NATO übernommen. Der Kommodore brachte in einer Rede die Genugtuung zum Ausdruck, dass mit der neuen Halle ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung geht.

 

Bundespräsident Walter Scheel betrat erstmals am 12. Dezember im Rahmen eines Flottenbesuches zusammen mit Admiral Sir Edward Ashmore (1. Seelord der britischen Admiralität) den Boden des Fliegerhorstes.

 

Der ehemalige Kommodore, KptzS Reger hob am 12. Dezember letztmalig zu einem Flug mit dem Starfighter in Jagel vom Boden ab. Begleitet wurde er dabei vom amtierenden Kommodore, KptzS Dubois. Nach 17 Jahren und 1714 Flugstunden beendete er seine Piloten-Karriere mit der Bemerkung, „dass er eigentlich viel zu wenig Zeit zum Fliegen“ gehabt habe.

 

 

 

 

1975 10 Jahre Flugsimulator

  

 

April: Besuch von Vizeadmiral Luther (Inspekteur der Marine)

 

Besuch von Vizeadmiral Luther (Inspekteur der Marine)
Foto: Archiv AG51
    
 
  NATO-Übung "BULLS EYE 75" Herzlicher Empfang durch die Norweger 
  NATO-Übung "BULLS EYE 75" Piloten auf der Flightline 
  NATO-Übung "BULLS EYE 75" im norwegischen Sola
F
otos: Norwegische Luftwaffe via H.Clasberg
Im Februar konnte die 75.000ste Flugstunde des Geschwaders auf F-104 Starfighter erflogen werden.

 

Am 14. April nutzte der ehem. Kommodore MFG1 und nun frisch gebackene Inspekteur der Marine, Konteradmiral Luther in Begleitung von Mitgliedern des Haushaltsausschusses des Bundestages den Flugplatz Jagel für eine Zwischenlandung.

 

Vom 6. - 15. April erfolgte ein Staffelaustausch der 2. fliegenden Staffel zur 6. Squadron der Royal Air Force nach Coltishall. Gleichzeitig waren ebenfalls Piloten, Techniker und Flugzeuge der Engländer in Jagel.

Die 1. fliegende Staffel verlegte am 20. Mai zum Staffelaustausch für 10 Tage mit sechs Starfighter und 32 Mann technisches Personal zur 11. Flottille nach Landivisiau (Frankreich). Gemeinsam geflogene Einsätze mit den Super Etendard der französischen Marine dienten dazu, den gemeinsamen Einsatz- und Ausbildungsstand zu vertiefen und zu verbessern. Am 4. August revanchierten sich die französischen Marineflieger aus Landivisiau mit einem Gegenbesuch in Jagel. Auch diesmal wurden gemeinsame Einsätze geflogen.

 

Vom 5. - 7. Mai informierten sich Mitglieder des Bundestages über die Aufgaben des Geschwaders.

 

Am 10. Juni war die Nacht für die Geschwaderangehörigen bereits um 4 Uhr morgens zu Ende. Offiziere und Unteroffiziere befreundeter NATO-Partner versetzten das Geschwader in den Alarmzustand. Damit begann das „TAC EVAL“ des Jahres 1975. Drei Tage wurden die verschiedensten Bereiche des Geschwaders auf Herz und Nieren geprüft. Mit den Noten 2x sehr gut, 1x gut und 1x befriedigend erzielte das MFG1 das beste Ergebnis im Nordbereich der NATO.

 

Kommodore, KptzS Dubois konnte am 26. Juni General George S. Brown (Befehlshaber des Generalstabes der US-Streitkräfte) mit militärischen Ehren in Jagel begrüßen. Er kam in Begleitung von Admiral Zimmermann (Generalinspekteur der Bundeswehr).

 

Jagel ist immer einen Besuch wert, und so kam am 30. Juli die militärische Führungsspitze der Türkei nach Norddeutschland.

 

Ein F-104 Starfighter des MFG2 aus dem benachbarten Eggebek stieß am 22. August mit einem Starfighter des MFG1 über der Halbinsel Eiderstedt bei einem Ausweichmanöver in der Luft zusammen. Der Eggebeker Pilot, OLtzS Beyer konnte sich mit dem Schleudersitz aus seiner 24+35 retten. Der Jagelaner Pilot, KptLt Hans Kögler kam beim Absturz der 22+75 ums Leben.

 

Der Starfighter-Flugsimulator feierte am 29. August sein 10 jähriges Jubiläum. In dieser Zeit wurde mit dem Simulator 7 Millionen Kilometer „geflogen“. Mit einer kleinen Feier wurde dieser Tag vom Bedienpersonal und div. Gästen gefeiert.

 

Vom 24. August bis 6. September waren zwei Teams am „BULLS EYE 75“ in Sola (Stavanger), Norwegen beteiligt. Die Jagelaner waren zwar nicht die Erfolgreichsten, dafür aber die lustigsten. Leider nahmen nur Staffeln aus Norwegen und Deutschland teil. Die Dänen mit ihren F-100 Super Sabre mussten leider absagen. Somit musste das Team aus Jagel gegen zwei Staffeln F-5 aus Norwegen, zwei Staffeln G-91 aus Husum und eine Staffel F-104 aus Eggebek antreten. KKpt Ostermann erzielte bei einem Einsatz mit der Bordkanone sogar 200 echte Treffer. Ein Höhepunkt des Manövers war die Party der Marineflieger. Bier satt und viel Fleisch auf dem Grill lockte jeden Kommandoteilnehmer aus der Reserve. Die Norweger, die beim Thema Alkohol in ihrem Land doch recht knapp gehalten werden, sprachen noch Tage später von diesem Ereignis.

 

Am 20. September musste eine Hundertvier aufgrund technischer Probleme mit dem Triebwerk in Skrydstrup/Dänemark notlanden. Beim Hakenfang wurde die Maschine (22+28) so stark beschädigt, dass sich der Pilot mit dem Schleudersitz retten musste. Das anschließende Feuer vernichtete das Flugzeug gänzlich.

 

Aufgrund der Sanierung der Start- Landebahn in Jagel verlegten am 12. September Flugzeuge, Piloten und Techniker auf die umliegenden Fliegerhorste zum MFG2 nach Eggebek, zum AG52 nach Leck und ab dem 26. September auch ins dänische Skrydstrup. Ende Oktober kehrten alle wieder ins heimische Nest zurück.

 

Fast schon Tradition hat das Oktoberfest, welches mit etwa 2000 Besuchern in Halle 36 in typischer Wies‘nstimmung kräftig gefeiert wurde.

 

Um am NATO-Manöver „OCEAN SAFARI“ teilzunehmen, verlegten vom 14. - 20. November sechs Flugzeuge mit Piloten und diversen Technikern nach Ørland (Norwegen). Gleichzeitig verlegten MFG1 und MFG2 mit weiteren Flugzeugen und Personal nach Deci (Italien). An die mittlerweile regelmäßigen Aufenthalte in Deci hat jeder seine eigenen guten und schlechten Erinnerungen. Sei es das meist gute Wetter, der Sonnenbrand, die schlechten Unterkünfte, Spagetti, jede Menge Vino und noch viel mehr Bier. Aber auch die anstrengende Arbeit auf der Flight und nicht enden wollenden Arbeitstage gehören dazu. An den Wochenenden sind Betreuungsfahrten der große Hit und meist sehr gut gebucht. Unter dem Strich gefällt es den meisten, denn fast jeder will beim nächsten Mal wieder dabei sein. In diesem Jahr verschlug es das MFG1 erst im November und Dezember nach Sardinien. Das sich auf diesem Törn einige Soldaten auf illegalem Terrain bewegen belegt die Schlagzeile der KIELER NACHRICHTEN vom 13. Dezember. „Der Schnaps kam in Kisten und Kartuschen.“ 300 Flaschen hochprozentiger Alkohol, 3000 Flaschen Spumante und 50.000 Zigaretten hat der Zoll bei der Rückkehr der Kommandoteilnehmer gefunden und beschlagnahmt. Kein Kavaliersdelikt wenn man bedenkt, dass bei einem Unteroffizier 500 Flaschen Spumante gefunden wurden. Die Luftwaffe soll für den Transport jeder einzelnen Flasche 80,- DM veranschlagt haben. Ein sehr teures Vergnügen. Gegen 52 Soldaten des MFG1 und MFG2 wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Neben der Zivilrechtlichen Strafverfolgung sowie der Strafgebühr für Zoll und Einfuhrsteuer gab es vom Dienstherren noch weitere Disziplinarmaßnahmen.

 

KptLt H.T. Wood (US-Navy) flog 26 Monate als Austauschpilot bei der 1. Fliegenden Staffel auf der F-104 Starfighter. Im Dezember war nun die Zeit gekommen, dass er sich verabschieden musste. Er bedankte sich mit einigen Kisten Bier für die professionelle und freundliche Zusammenarbeit.

 

Die Jahresflugstunden betrugen in diesem Jahr 8530 Stunden.

 

 

 

 

 

1976 mächtig viel Besuch

  

Admiral Holoway (Befehlshaber US-Navy)

 

Besuch von Admiral Holoway (Befehlshaber US-Navy)
Foto: Archiv AG51
 
Zu Beginn des Jahres stattete Carl Damm (Bundestagsabgeordneter) dem MFG1 einen Arbeitsbesuch ab. Personalprobleme bei den deutschen Marinefliegern standen im Vordergrund der Gespräche. Auch die Gemeindevertreter der umliegenden Gemeinden nutzten die Einladung des Geschwaders zu einem ausführlichen Informationsbesuch.

 

Im Februar kam Lieutenant Clive R.W. Morrel als Austauschpilot der Royal Navy nach Jagel. Er „landete“ aufgrund seiner freiwilligen Meldung beim MFG1. Er war zuvor auf dem Flugzeugträger HMS Ark Royal eingesetzt und hatte dort bereits 280 Trägerlandungen absolviert. Nach seiner Umschulung auf F-104G Starfighter hat er seinen Dienst in der 2.fliegenden Staffel angetreten. Seine guten Deutsch-Kenntnisse halfen ihm bei seinem Aufenthalt im Geschwader.

 

Ab dem 6. April begann wieder die Zeit der Staffelaustausche. Sechs Piloten der 6. Squadron in Coltishall mit ihren Jaguar übten das taktische fliegen über See. Zum gleichen Zeitpunkt verlegten ebenfalls sechs F-104 Starfighter nach England um dort zusammen mit den englischen Kameraden zu trainieren.

  

Ebenfalls zu einem Informationsbesuch kam am 14. Mai Admiral Sir John Devereux Treacher (Flottenchef der Royal Navy) nach Jagel. Er blieb 3 Tage vor Ort und war in Begleitung seines Gastgebers Vizeadmiral Klose (Befehlshaber der Flotte), Flottillenadmiral Thäter (Ehrenbegleitoffizier) und KptzS Brian J. Williams (Marine Attaché der königl. brit. Botschaft). Sie landeten von Kiel kommend am frühen Nachmittag in einer Sea King auf dem Fliegerhorst, wo er von Flottillenadmiral Kriebel (Kommandeur Marinefliegerdivision) und Kommodore KptzS Dubois begrüßt wurde. Den Besuchern wurde ein Überblick über die Aufgaben und Zukunftsplanungen des MFG1 vermittelt. Admiral Treacher zeigte sich über den hohen Ausbildungsstand der Piloten sichtlich beeindruckt. Krönender Abschluss des Besuches war eine Demonstration der Flugabwehrkapazität des Fliegerhorstes.

 

Auf die stolze Zahl von 5.000 Gastmaschinen konnte am 17. Mai das Cross-Servicing Team anstoßen.

Da der Flugplatz Jagel als „Promi-Umsteige-Bahnhof“ Norddeutschlands bekannt ist, ist es fast selbstverständlich, dass unter all den Gastmaschinen auch Persönlichkeiten wie Bundespräsidenten, Bundeskanzler, diverse Minister, sowie In-, & Ausländische Militärs und sogar Könige in Jagel begrüßt werden konnten.

 

Die NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ wurde am 13. Juni nach 3 erfolgreichen Alarmtagen abgeschlossen. Aus der täglichen Routine heraus konnte dem Checkerteam der hohe Ausbildungsstand wieder einmal gezeigt werden.

 

Der Staffelaustausch der 1. Staffel verschlug die Piloten mit 6 Maschinen vom 22. Juni bis zum 1. Juli zur 441. Squadron nach Söllingen in die Nähe von Baden-Baden. Die Kanadische Luftwaffe fliegt dort die CF-104 Starfighter. Der Gegenbesuch der Kanadier erfolgte vom 3. - 12. August ebenfalls mit sechs Flugzeugen. Der Staffelaustausch der 2.Staffel erfolge bereits vom 6. -15. April und führte sechs Marine-Starfighter ins englische Coltishall zur 6. Squadron. Im Gegenzug verlegten die Engländer zeitgleich mit sechs Maschinen vom Typ Jaguar nach Jagel.

 

Mitte des Jahres ging die Presse in Form eines Journalisten der SCHLESWIGER NACHRICHTEN mehrmals ein und aus, um der Öffentlichkeit eine Vorstellung von der Arbeit der Marineflieger zu geben. In der Ausgabe vom 23. Juni wurde unter dem Titel „Der Werdegang eines Starfighterpiloten“ berichtet. KptLt Pfeiffer stellte sich den Fragen des Journalisten, erläuterte ihm die dafür notwendige Ausbildung und zeigte den täglichen Arbeitsablauf eines Piloten im Geschwader. In einer weiteren Ausgabe der Zeitung vom 10. Juli wurde über den täglichen Alltag eines Marinefliegergeschwaders berichtet. Der Titel lautete „Ein Tag bei den Marinefliegern, über den täglichen Trott im MFG1“. Dem Journalisten wurden Einblicke in alle Bereiche des Flugplatzes gewährt. Vom Briefing in der fliegenden Staffel, über Einsätze und Einsatzverfahren, Start-, und Landephase sowie Einblicke in die Technischen Gegebenheiten und Werkstätten war das Besuchsprogramm vollgepackt mit jeder Menge nützlicher Informationen. Wenige Tag später erschien dann der dritte Artikel über das MFG1. Dieses Mal stand das Thema Flugsicherheit im Mittelpunkt. Dem Journalisten wurden die täglichen Bemühungen um die Flugsicherheit näher gebracht, damit ein unfallfreier Flugbetrieb überhaupt erst möglich wird.

 

Wie bereits erwähnt, ist Jagel als Umsteige-Bahnhof unter Prominenten sehr bekannt. Am 20. Juni kamen Bundespräsident Walter Scheel und seine frisch angetraute Gattin (mit 15 Koffern!!!) direkt von den Hochzeitsfeierlichkeiten des schwedischen Königspaares aus Stockholm nach Jagel. Hier bestiegen sie einen Hubschrauber der sie anschließend weiter nach Kiel zur „Kieler Woche“ flog.

 

Für einen Informationsaufenthalt bei der Bundesmarine besuchte Admiral James L. Holloway (Befehlshaber der US-Navy) am 2. Juni das Geschwader. Er befand sich in Begleitung seines Gastgebers Vizeadmiral Klose (Befehlshaber der Flotte). Begleitet wurde er durch Flottillenadmiral Bethke (Ehrenbegleitoffizier),  KptzS William N. Campbel (Marine Attaché der amerikanischen Botschaft).

 

Für die Übung „TACTICAL FIGHTER WEAPONRY“ verlegten Personal, Material und Flugzeuge vom 16. - 20. August ins 450 km entfernte dänische Aalborg. Das diesjährige Flottenmanöver „TEAMWORK“ fand vom 10. - 24. September statt.

 

KptLt Hoyer (Chef Instandsetzungsstaffel) konnte den Kindern des Kindergartens in Kropp am 11. Oktober eine riesige Freude machen. Die I-Staffel hatte aus Holz neben einem Zug mit Lok und drei Anhängern auch ein Blockhaus gebaut. Dieses konnte der Staffelchef nun an Bürgermeister Schwitzer und die Pastoren Winkler und Hansen überreichen. Das Leuchten in den Augen der Kinder war unbeschreiblich.

 

Beim Oktoberfest des MFG1 am 21. Oktober wurden 3500 Liter Bier, 200 Liter Erbsensuppe, 400 Bockwürste sowie 800 Bratwürste „vernichtet“. Als wenn das nicht schon genug wäre, sind zusätzlich noch 700 Portionen Leberkäse sowie 350 Portionen Schweinswürstchen mit Sauerkraut über den Tresen gegangen. Dieses Fest war wieder sehr gelungen. Die letzten Besucher taumelten erst in den frühen Morgenstunden des folgenden Tages nach Hause.

 

Als erster Militärischer Pilot der Bundeswehr hatte am 23. Oktober KKpt Seeck vom MFG1 die Möglichkeit einen Flug im Prototyp (P 04) des neuen Waffensystems MRCA Tornado durchzuführen. Auf dem Rücksitz saß Chef-Testpilot von MBB Fred Rammensee. Der Erstflug eines Tornados ist gerade einmal zwei Jahre her und bisher flogen nur Testpiloten in den Maschinen. Er konnte somit einen ersten näheren Blick auf das Flugzeug werfen, das in Jagel demnächst stationiert werden soll. Diesem Flug folgt am 4. November ein weiterer. Hinter KKpt Seeck saß nun OTL Artelt auf dem hinteren Sitz. Es war damit die erste rein Militärische Crew auf dem neuen Flugzeugtyp. Das MFG1 ist als erster Verband für den MRCA Tornado vorgesehen und soll ab Anfang der 80er Jahre damit ausgerüstet werden.

 

Im Oktober konnte das Soldatenheim in Kropp auf sein 10 jähriges Bestehen zurück blicken. Damals wurde das Gebäude für 1,2 Millionen DM (ca. 613550 Euro) errichtet und beinhaltet unter anderem eine Kegelbahn, Clubräume, einen großen Saal, eine Küche usw… Das Soldatenheim wurde in dieser Zeit von etwa 250.000 Soldaten und 60.000 Zivilisten für Veranstaltungen jeglicher Art genutzt. KptzS Dubois nannte dieses Gebäude in seiner kurzen Ansprache als ein „Treffpunkt für Soldaten und Zivilbevölkerung“.

 

Am 16. Dezember konnte KptzS Dubois (Kommodore) den aus Bonn angereisten Fraktionsvorsitzenden der FDP, Wolfgang Mischnik, zu einem Weihnachtskaffee in Jagel begrüßen. Nach einem Vortrag über Aufbau und Auftrag des Geschwaders hatten interessierte Soldaten die Möglichkeit mit dem Politiker zu sprechen.

 

FKpt Zander (Stellv. Kommodore) setzte am 30. Dezember den fliegerischen Schlusspunkt des Jahres. Als Backseater auf dem Rücksitz des Starfighters durfte für den letzten Flug des Jahres FKpt Baum (Kommandeur Technische Gruppe) platz nehmen. Die Flugsicherheitsurkunde für ein unfallfreies Jahr mit 8875 Gesamtflugstunden wurde im März des Folgejahres überreicht.

 

 

 

 

1977 Testflugbetrieb mit MRCA Tornado

  

 

Verabschiedung KptzS Dubois

14.April 1977:  Überreichung der Goldenen Sporen für den
scheidenden Kommodore KptzS Dubois
Foto: Archiv AG51
  erstmals MRCA Tornado (98+01) in Jagel gelandet
  28.Juli 1977:  PA-200 Tornado Prototyp in Jagel
Foto: Archiv AG51
Im Januar sorgte ein verdächtiges Päckchen mit Klebeband und Kunststoff verpackt für Aufregung. Ohne Absender und Porto versehen brachte dieses Päckchen FKpt Zeller (Kommandeur H-Staffel) einen Tag vor seinem Dienstpostenwechsel ordentlich ins Schwitzen. Ein Sprengstoffspezialist bereitete dem Päckchen mit einem gezielten Schuss ein jähes Ende. Die gefürchtete Detonation blieb aus, stattdessen traf er eine Flasche Alkoholfreies Bier. Diese wurde als Reaktion auf einen „Alkoholerlass zum Ausschank“ vom Kommandeur persönlich erlassen und war nun scheinbar ein Geschenk seiner Untertanen als „Dank“ gedacht. Einen Tag später konnte FKpt Zeller seinen Dienstposten wie geplant an seinen Nachfolger FKpt Möbus übergeben.

 

Am 28. Februar kletterte der Wetterfrosch, Regierungsdirektor Drebelow, als bisheriger Leiter der GeoPhys-Stelle von seiner Leiter herab und übergab den Chefsessel an Dipl. Meteorologe Hartmann.

 

Am 8. März traf Vizeadmiral Eberle (Befehlshaber Träger & Amphibische Einheiten Royal Navy) in Begleitung von Capt. B.W. Williams  und Flottillenadmiral Kriebel (Kommandeur Marinefliegerdivision) in Jagel ein. Nach der Begrüßung durch den Kommodore KptzS Dubois ließ sich der Besuch über die Einsatzmöglichkeiten eines F-104 Verbandes unterrichten. In einem Static Display erfolgte eine kurze Einweisung in die F-104G Starfighter. Ein simulierter Angriff von vier F-104G auf eine Fliegerabwehrstellung des Fliegerhorstes Jagel, bildete den Abschluss.

 

Gegen 11.00 Uhr des 18. April landeten acht Buccaneer der 809. Squadron der Royal Navy für einen Staffelaustausch. Sie blieben bis zum 30. April in Jagel. Neben dem gemeinsamen Flugbetrieb wurde jeden Tag zusammen etwas unternommen. Ein gemeinsames Fußballspiel endete unentschieden 3:3.

 

Am 21. März gab FKpt Schulte (Staffelkapitän 2. Fliegende Staffel) seinen Posten an KKpt Kowalewski ab. Dieser war bisher als S3 in der 1. Fliegenden Staffel tätig.

Nur wenige Tage später, am 31. März, fand ein Wechsel auf der obersten  Ebene der Marineführung in Kiel statt. Flottillenadmiral Kriebel (Kommandeur Marinefliegerdivision) wurde im Rahmen einer Musterung in den Ruhestand verabschiedet und machte somit den Dienstposten für seinen Nachfolger KptzS Deckert frei. Vizeadmiral Klose (Befehlshaber der Flotte) nutzte diese Gelegenheit den anwesenden Kommodore der 4 deutschen Marinefliegergeschwader den Flugsicherheitspreis des Inspekteurs der Luftwaffe für unfallfreies Fliegen 1976 zu überreichen.

Ein weiterer Wechsel des Personals, dieses Mal bei den Austauschsoldaten im Geschwader, erfolgte ebenfalls im Mai. Den Posten bei der Flugsicherung auf dem Tower übernahm Lieutenant M.P. Jepp von seinem Vorgänger Lieutenant Fuller. Nach 1½ Jahren Gastspiel verließ auch Lieutnant Morrell die 2. Fliegende Staffel um zur 809. Squadron in Honington (England) zurück zu kehren. Er möchte mal wieder ein Flugzeug mit Flügeln fliegen. Damit meinte er die Buccaneer in seiner Heimatstaffel, denn der Starfighter hat ja keine. Alle drei Soldaten gehören der Royal Navy an.

 

Am 12. Mai übernahm KptzS Scholz als neuer Kommodore des MFG1 die Dienstgeschäfte seines Vorgängers KptzS Dubois. Zuvor erhielt KptzS Dubois von der Wartungsstaffel „Goldene Sporen“ verliehen. Sie sollen ihm für seine Zukunft in der „Bonner Prärie“ den nötigen Ansporn geben. Er wurde feierlich verabschiedet. Der Neue ist in Jagel kein Unbekannter. In den Jahren 1971-1974 war er Stellvertretender Kommodore im MFG1. Siebzehn Jahre bevor er nun zum Kommodore ernannt wurde, hatte er das fliegerische „Laufen“ hier in Jagel erlernt.

 

Für einen Staffelaustausch waren vom 31. Mai bis 9. Juni F-104 Starfighter der 31. Squadron aus Kleine Brogel (Belgien) zu Gast in Jagel. Neben dem gemeinsamen Fliegen gehörte auch ein umfangreiches „Bodenprogramm“ für die Gäste dazu. Gemeinsame Partys, ein Brauereibesuch, Segeln und ein Besuch der Hamburger Reeperbahn trugen zur guten Stimmung bei.

 

Am 10. Juni gab FKpt Schulte den Posten als Kommandeur Fliegende Gruppe an seinen Nachfolger FKpt Stemmler weiter. Der „Neue“ ist in seiner bisherigen Laufbahn bereits seit 1959 in verschiedenen Positionen im MFG1 tätig und damit kein Unbekannter.

 

Die 1.Staffel verlegte mit sechs Maschinen vom 15. - 24. Juni zum Staffelaustausch zur 334. Squadron der RNoAF nach Bodø (Nord-Norwegen). Anfängliche Sprachschwierigkeiten wurden bei einer Welcome-Party mit reichlich Aquavit und Bier rasch überwunden. Gemeinsame Flüge führten die Jagelaner u.a. bis fast zum Nordkap. Tiefstflug über Norwegens Fjorde und jede Menge Ausbildungsflüge gehörten mit zum Programm. Für die Leute von der Technik gab es neben täglich harter Arbeit auch einen Beercall und einen Bootsausflug mit Angelmöglichkeiten.

Im Heimatgeschwader in Jagel blieb derweil kaum Zeit sich auszuruhen. Einige Maschinen verlegten vom 23. Juni bis 11. Juli ins dänische Skrydstrup, um an der Übung „BULLS EYE 77“ teilzunehmen.

 

Das LTG63 aus Hohn verlegte vom 1. Juli bis 4. August auf den Marinefliegerhorst, da in Hohn die Start-, Landebahn erneuert werden musste. Die hierher verlegten zwölf C-160 Transall Transportflugzeuge waren Tag und Nacht rund um den Globus im Einsatz.

 

Einen Tag der Wende und zeitgleich ein Vorgeschmack auf die nahe Zukunft brachte der 28. Juli. Relativ leise und beherrscht landete zum ersten Mal ein MRCA Tornado in Jagel. Sie kam aus Manching/Bayern von der Firma MBB. Es war die 98+01 (Prototyp Nr. 11) die direkt in der extra eingerichteten Sperrzone Halle-Ost verschwand. Der Empfang der Crew, Fred Rammensee und Fritz Eckert erfolgte durch den Kommodore. Im Anschluss überreichte er der Besatzung jeweils einen Halbliter-Steinkrug mit Geschwaderwappen und füllte diese sogleich mit einer Limo-Flasche auf. Es war ziemlich warm an diesem Tag und so nahmen die beiden einen kräftigen Schluck. Wie das schmeckte, besser noch als Limo…und dieser zusätzliche Apfelgeschmack. Kommodore Schulz konnte sich das Lachen nicht verkneifen, handelte es sich dabei um nicht um gewöhnliche Limo, sondern Apfelkorn, der bald darauf seine Wirkung zeigte.

Zweck des Besuches war die Flugerprobung im Überschall ohne Außenlasten. Die Testflugstrecke befand sich über der Nordsee. Abgesehen von kleineren Problemen verlief die gesamte fast zweimonatige Testreihe ohne größere Probleme. Am Ende der Tests wurde ein Shelter in einen Biergarten umgewandelt und für 250 Gäste wurden frische Köstlichkeiten aus Bayern importiert. Radi, Brezn, 2 Zentner Leberkäse, 700 Liter Bier aus Ingolstadt und zu guter Letzt 200 Liter herbes Norddeutsches Bier zum „Abgewöhnen“ trugen zu einer gelungenen Party bei. Der Mitflug von Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision) bildeten den Abschluss des Testflugbetriebs in Jagel.

 

Das neue Kampfflugzeug MRCA Tornado wurde am 15. September offiziell der Öffentlichkeit, d. h. der Presse, Rundfunk und TV vorgestellt. Auf dem vorderen Sitz saß MBB-Cheftestpilot Fred Rammensee und auf dem hinteren Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision). Bei diesem Flugzeug handelte es sich um eine Trainerversion, welche auch vom hinteren Sitz aus geflogen werden kann. FlAdm Deckert steuerte einen Großteil der gezeigten Flugmanöver vom hinteren Sitz aus. Auf der anschließenden Pressekonferenz sagte FlAdm Deckert „ Bei rund 8 Milliarden DM (rund 4,1 Milliarden Euro) Entwicklungskosten dürfte sich der der Stückpreis bei angelaufener Serienproduktion auf rund 34 Millionen DM (etwa 17,4 Milliarden Euro) belaufen…..“ Die deutschen Marineflieger und die Luftwaffe bestellten zunächst 322 Flugzeuge und die tatsächlichen Kosten dürften sich in etwa verdoppelt haben.

 

Am 26. September und am 28. November erhielt die Flugplatzfeuerwehr jeweils ein neues Löschfahrzeug vom Typ TLF-8000/800 um bei einem eventuellen Flugunfall zum Einsatz zu kommen.

Diese neuen Fahrzeuge der 2. Generation sind die neuen Standardlöschfahrzeuge der Bundeswehr. Ein einheitliches Baukastenprinzip erlaubt die relativ günstige Herstellung von verschieden großen Fahrzeugen, welche alle identische Fahrerhäuser und die gleichen Motoren verwenden. Die Grundfahrzeuge wurden von FAUN hergestellt.

 

Der stellvertretende Kommodore, FKpt Zander trat am 1. Oktober seinen Dienstposten an FKpt Helmut Kröger ab.

 

Vom 1. - 10. November erfolge der Gegenbesuch der 334. Squadron der RNoAF aus Bodø (Nord-Norwegen) mit fünf CF-104 Starfightern. Das Wetter zeigte sich während der gesamten Zeit von seiner typisch Norddeutschen feuchten und kalten Seite. Ohne reichlich Bier soll das Gelingen dieses Staffelaustausches angeblich nicht realisierbar gewesen sein. Während eines Ausfluges zur Hamburger Reeperbahn sollen einem norwegischen Kommandoteilnehmer 600-, DM „verloren“ gegangen sein.

 

Durch den Kommodore KptzS Scholz wurde am 9. November die 100.000ste Gesamtflugstunde des Waffensystems F-104 Starfighter im MFG1 erreicht. Das MFG1 ist damit das erste Geschwader der Marine, das diese Flugstundenanzahl auf einem Flugzeugtyp geflogen ist. Zur Feier des Tages waren auch viele Ehemalige Angehörige des Geschwaders, die 1963 an der Einführung des neuen Flugzeugtyps beteiligt waren, erschienen. Der Kommodore dankte in einer kurzen Ansprache allen daran beteiligten Personen für die erbrachten Leistungen. Eine besondere Geste des Kommodore war es, bei diesem Jubiläumsflug einen Mann der Technik auf dem hinteren Sitz mitzunehmen. HptBtsm Seltmann war der Glückliche und genoss dieses Erlebnis.

Für die Statistiker sei erwähnt, was 100.000 Flugstunden in 2222 Arbeitstagen bedeutet. Im Schnitt waren das 45 Flugstunden pro Tag, ca. 74 Millionen Flugkilometer, 92 Mal die Strecke zum Mond und zurück, 375 Millionen Liter verbrauchtes Kerosin, ca. 4,9 Millionen Arbeitsstunden oder aber ein Flug von 11 Jahren und 2 Monaten ununterbrochen in der Luft… mächtig gewaltig.

 

Das Altenheim in Fahrdorf war am 14. Dezember das Ziel von Angehörigen der Instandsetzungsstaffel. Diese hatten zum „Altenkaffee“ geladen um einmal die Krachmacher vom benachbarten Marineflugplatz Jagel kennen zu lernen. Die Bewohner tauten bei Kaffee und Kuchen (man sagt, Köm soll es auch gegeben haben) schnell auf und hatten bei Zauberspäßen und einem improvisierten Shantychor offensichtlich viel Spaß.

 

Kurz vor Weihnachten besuchte Heide Simonis als Abgeordnete und Mitglied im Haushaltsausschuss im Deutschen Bundestag das Geschwader. Sie wurde von Kommodore KptzS Scholz empfangen und anschließend über die Aufgaben des Verbandes informiert.

 

Obwohl im Frühjahr ein Flugverbot für alle deutschen Starfighter durch eine Störung am Kabinendach auferlegt wurde, konnte das Jahr am 22. Dezember mit Rekordverdächtigen 9499,33 Flugstunden abgeschlossen werden. FKpt Bullwinkel und KKpt Sachse (ein traditioneller Vertreter der Technischen Gruppe) erflogen die letzte Flugstunde des Jahres. Der Flugsicherheitspokal für ein Unfallfreies Jahr 1977 wurde dem Geschwader durch Vizeadmiral Klose und Brigadegeneral Schmitz im Februar 1978 überreicht.

 

 

 

 

1978 65 Jahre deutsche Marineflieger, 20 Jahre MFG1

 

Nach fast 10 Jahren Abwesenheit kehrte ein alter Bekannter als offizieller Besucher auf den Fliegerhorst zurück. Der ehemalige Kommodore Günter Luther kam am 13. Januar in seiner Eigenschaft als Inspekteur der Marine und dem Dienstgrad Vizeadmiral nach Jagel. In den letzten Jahren landete er zwar öfter hier auf dem Flugplatz, nutzte Jagel aber immer nur als Zwischenstopp für weitere Termine. Nun blieb er etwas länger und hatte nach der Begrüßung durch KptzS Scholz (Kommodore) die Möglichkeit, Erinnerungen aufzufrischen. Mit lobenden Worten an seinen alten Verband bedankte er sich für die herzliche Aufnahme.

 

Welch ein Schreck; in den Morgenstunden des 23. Februar stand das Soldatenheim in Kropp in Flammen. Dieses Heim hatte bisher einen festen Platz in Leben der Gemeinde und im Alltag der Soldaten. Rund 35.000 Besucher im Jahr erhellten diesen Treffpunkt. Patenkinder des MFG1 aus dem Waisenhaus „Elisabetheim“ in Havetoft feierten noch tags zuvor in diesen Räumen. Nur die Grundmauern blieben stehen und der Schaden belief sich auf ca. 2,2 Millionen D-Mark (ca. 1,13 Millionen Euro). Die Planungen und der Wiederaufbau begannen im September. Bis die Bauarbeiten abgeschlossen werden konnten, vergingen allerdings fast drei Jahre.

 

Geschwadermusterung zum Tag der offenen Tür

Tag der offenen Tür

Überflug von sechzehn F-104G Starfighter des MFG1

Spiel und Spaß für die Besucher
Fotos: Archiv AG51
 

Der General Flugsicherheit (GenFlSichBW) der Luftwaffe ließ es sich nicht nehmen, am 12. April bei der Verleihung des Flugsicherheitspokals 1977 anwesend zu sein. Vizeadmiral Klose (Befehlshaber der Flotte) überreichte dem Kommodore die begehrte Trophäe. Seit dem letzten Flugunfall 1975 flog das MFG1 bereits weitere 22.000 Stunden auf F-104G Starfighter.

Bei der Nennung des Begriffs „GenFlSichBW“  ist nicht von einer bestimmten Person im Range eines Generals die Rede. Vielmehr ist der General Flugsicherheit eine Institution in der Bundeswehr, welche zum Luftfahrtamt der Bundeswehr gehört.
Gemäß der
Zentralen Dienstvorschrift (ZDv 44/30) „Die Verhütung von Unfällen mit Luftfahrzeugen und Luftfahrtgerät der Bundeswehr“ ist der General Flugsicherheit in der Bundeswehr (GenFlSichBW) bereichsübergreifend mit der Wahrnehmung der Fachaufgabe Flugsicherheit sowie für Grundsatzangelegenheiten und fachliche Steuerung der Maßnahmen zur Gewährleistung der Flugsicherheit in der Bundeswehr beauftragt.

 

Am 25. April besuchte General Ioannis Davos (griechischer Generalstabchef) in Begleitung von General Wust (Inspekteur der Bundeswehr) das Geschwader

   

Am 20. Mai besuchte der ehemalige Kommodore KptzS a.D. Klümper den Fliegerhorst Jagel. Der Besuch fiel nicht zufällig auf diesen Tag. Auf den Tag genau, vor 20 Jahren, war die Geburtsstunde des Geschwaders, welche anfangs noch unter dem Namen 1. Marinefliegergruppe firmierte. Seit im März 1957 mit der Aufstellung der 1.MFGr begonnen wurde und die Ausbildung von Technikern und Piloten seit Anfang 1958 erfolgte, stand der offiziellen Indienststellung vor genau 20 Jahren nichts mehr im Wege. KptzS a.D. Klümper, damals noch im Rang eines Fregattenkapitäns, war ab Mai 1959 Gruppenkommandeur und später nach der Umstrukturierung des Verbandes im Juli 1959 erster Kommodore des Geschwaders. Diese Position hielt er bis 1963 inne. Die Feierlichkeiten zum Geburtstag des Geschwaders fanden dann im Juli mit einem Tag der offenen Tür statt.

 

Nach eineinhalb Jahren Umbauzeit konnte im Mai die Halle 36 an die Störbehebung übergeben werden. Für genau 930779,73 D-Mark (475900,12 €) wurde die Halle modernisiert. Neue sanitäre Einrichtungen, neue Hallentore, ein neuer Fußboden und eine neue Heizung gehörten zu den größten Umbaumaßnahmen. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde durch den Staffelchef, KptLt Hoyer, die Halle wieder an die „alten Hausherren“ übergeben. Die Umzugsgewohnte Störbehebung brauchte nur zwei Tage für die Verlegung von Halle 250 nach Halle 36. Diese bot jetzt auf ca. 3200m² Platz für 11 Luftfahrzeuge vom Typ F-104 Starfighter bzw. 6 Maschinen vom Typ MRCA Tornado.

 

Die NATO-Überprüfung „TAC EVAL“ fand in diesem Jahr Anfang Juni statt und wurde mal wieder erfolgreich abgeschlossen.

Zum Staffelaustausch verlegten in diesem Jahr wieder mehrere Maschinen ins Schottische Lossiemouth.

 

Nach der Einführung des überarbeiteten Luft-Schiff-Flugkörpers „AS.34 Kormoran“ im Frühjahr erfolgte vom 3. - 21. Juli im Auftrag und mit Genehmigung des Bundesverteidigungsministers ein Funktionsschießen auf Kreta. Das Schießen erfolgte in einem vorher festgelegten Zeitraum von einem Flugzeug auf ein Zielschiff. Als Stützpunkt diente der Fliegerhorst Souda im Nordwesten Kretas. Die Übungen liefen zur vollen Zufriedenheit ab und der Flugkörper bewährte sich. Die Handhabung der neuen Lenkflugkörper erfolgte so routiniert als wenn man schon seit Jahren damit arbeiten würde.

 

Ein Wechsel in Führung der Flugbetriebsstaffel erfolgte am 4. Juli. Dort übergab KKpt Hohnholz seinen Posten an seinen bisherigen Stellvertreter KptLt Eilers. KKpt Hohnholz wechselt zur Marinefliegerdivision.

 

Ein Bodenunfall zwischen einem Schleppfahrzeug und der abgestellten 26+69 hätte im Juli aus Unachtsamkeit schlimm ausgehen können. Durch die Kollision wurde die rechte Tragfläche so stark beschädigt, daß diese komplett gewechselt werden mußte.

 

Zum Ehemaligentreffen am 22. Juli kommen alle sechs Ehemaligen und der derzeit amtierenden Kommodore zusammen. Mit rund 1000 Gästen feierten KptzS a.D. Linke, KptzS a.D. Klümper, Konteradmiral a.D. Jung, Vizeadmiral Luther, KptzS Reger und KptzS Dubois am Vorabend des Tages der offenen Tür zum 20 Jährigen Bestehen des MFG1. Wie bereits beschrieben ist der 20. Mai der eigentliche Geburtstag des Geschwaders vor 20 Jahren. An einem Tag vor bereits 65 Jahren tauchten im Mai 1913 am Himmel vier Marineflugzeuge auf, die die damalige Marineleitung derart in Begeisterung versetzten, dass schon bald danach mit dem Aufbau einer eigenen fliegenden Marinekomponente begonnen wurde. Der rasche Aufbau ist OLtzS Fritsche und dem Marineoberingeneur Carl Loew zu verdanken. Beide Ereignisse sollen nun mit einem Tag der offenen Tür gebühren gefeiert werden. Dabei soll der Öffentlichkeit unter anderem gezeigt werden, wie leistungsstark die Marinefliegergeschwader inzwischen geworden sind.

Am 23. Juli kamen 130.000 Schaulustige in mehr als 25.000 Autos. Ein Großaufgebot an Polizei leitete den Verkehrsstrom zum/vom Fliegerhorstgelände. 15 Verkaufsstände für Erbsensuppe und 40 weitere für Würstchen, Limo und Eis sorgten für das Leibliche Wohl der Besucher. Morgens um 9:00 Uhr fand ein Appell des Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Luther, vor Abordnungen aus allen Geschwadern und geladenen Ehrengästen statt. Rund 50 Flugzeuge aus aller Welt waren zu bestaunen. Das fliegerische Programm umfasste Darbietungen durch z.B. F-104 Starfighter, RF-4E Phantom II, G-91, F-15 Eagle, F-111 Aardvark, Do-28, Bo-105, Br.1150 Breguet Atlantic, J-35 Draken usw…

Höhepunkt der Veranstaltung war die ausgiebige Demonstration der MRCA Tornado (Multi-Role-Combat-Aircraft), die kurz vor der Einführung in die Bundeswehr steht. Das MFG1 soll der erste Verband sein, der mit der PA-200 Tornado, so der offizielle Name, ausgerüstet werden soll. Ein weiteres Highlight des Tages waren 999 verloste Rundflüge.

Eine feuchte Begrüßung durch die Flugplatzfeuerwehr erlebten die Zuschauer und der Pilot OLtzS Röhl. Er erflog während der Flugvorführung seine 1000ste Flugstunde auf der F-104. Nach dem Ende der Veranstaltung meldeten die zahlreichen „Fressbuden“ die auf dem Gelände verteilt standen „Kahlschlag“. Geschwaderführung und die höheren Dienststellen waren mit diesem Tag, dessen Vorbereitung ein ganzes Jahr dauerte, voll zufrieden.

 

Die 400. PE (Periodic Inspection) konnte am 4. August in der Halle 31 an einer TF-104G Starfighter abgeschlossen werden. Für diese 400 PE‘s wurden ca. 250.000 Mannstunden benötigt. Bis zu diesem Tag wurden neben den 400 PE‚s auch noch insgesamt 1704 HPO‘s durchgeführt.

 

Vom 22. Juli bis 1. September war das MFG2 zu Gast in Jagel. Aufgrund baulicher Maßnahmen im Bereich Landebahn und Rollwegen auf der Basis des MFG2 in Eggebek, kam es zu einer mehrwöchigen Zusammenarbeit der beiden Geschwader. Mit einer Shelterparty wurden die „Nordlichter“ aus Eggebek gebührend begrüßt.

 

Nur wenige Tage nach der Rückverlegung des MFG2 nach Eggebek, fürchtete die Geschwaderführung am 15. September um ihre eigene Startbahn. Die angemeldete C-141 Starlifter der US Air Force mit 150 Tonnen Gewicht setzte aber Butterweich auf der Runway auf und war das bisher schwerste Flugzeug auf Jagelaner Boden. Im Non-Stopp-Flug kam sie aus Cherry Point und brachte US-Marines zum Manöver „BOLD GUARD“. Es war das größte NATO-Manöver das bis dahin jemals stattgefunden hat. Die Soldaten kamen aus den USA, Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden. Zusammen mit den Deutschen Manöverteilnehmern waren 65.000 Soldaten, 660 Kampfpanzer, 380 Schützenpanzer, 36 Flugabwehrpanzer und 135 Hubschrauber im Einsatz. Die Flotte war mit weiteren 50 Einheiten vom U-Boot bis zur Fregatte beteiligt. Die Marineflieger beteiligten sich mit jeweils 150 Einsätzen pro Tag am Manöver. Der Flugplatz Jagel diente dabei hauptsächlich als Operationsbasis. Die Flugplatzfeuerwehr hatte auch ihren „Spaß“ indem sie ein brennendes Küchenzelt der Amerikaner löschen durfte. Der Ami darin wurde kurzerhand aus dem Zelt „heraus gelöscht“, nachdem dieser statt des vorgesehenen Petroleums Benzin für die Brenner genommen hatte. Das Zelt war am Ende jedoch zur Hälfte abgebrannt. Die Engländer hatten ein Problem ganz anderer Art. Einer ihrer Harrier hatte im Flug ein Kabinendach über einem Erdbeerfeld verloren. Die Besatzung eines Hubschraubers machte sich zur Bergung des Daches auf den Weg und fand es schließlich an besagtem Ort wieder. 30 Kinder eines Kieler Kindergartens hatten es kurzerhand zu ihrem neuen Spielplatz erklärt, mussten es dann unter Protest aber leider wieder herausrücken.

 

Für die Übung „NORTHERN WEDDING“ verlegen Teile des MFG1 vom 4. - 19. September nach Lista, an die Südwestküste von Norwegen.

 

Anfang Oktober wurde durch den Stellvertretenden Kommodore FKpt Beermann die 125.000ste Flugstunde auf F-104 Starfighter erflogen. Auf dem Rücksitz saß der S3 der Technischen Gruppe, KKpt Dominik als symbolischer Vertreter der Technischen Gruppe. In einer kurzen Anrede erinnerte Kommodore KptzS Scholz an die Anfangszeit und die Landung der ersten F-104 am 10. September 1963. Er verglich dieses Waffensystem mit einem menschlichen Leben und kam zu dem Schluss, dass der Starfighter „ein Herr von 85-90 Jahren“ sei.

 

Auch das diesjährige Oktoberfest ist bei seinen 2500 Besuchern wieder einmal sehr gut angekommen. Austragungsort für dieses gemütliche Fest war die Halle 154. Neben vielen Spielen und einer Tombola sorgte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Kropp für die musikalische Stimmung. 3200 Liter Bierkonsum sind erst einmal neuer Rekord.

 

Am 2. November wurde FKpt Baum (Kommandeur Technische Gruppe) im Rahmen einer großem Musterung von seinem Posten entbunden und zu seinem neuen Posten als Leiter der Deutschen Delegation der logistischen Versorgungszentrale für Breguet Atlantic in Paris verabschiedet. Sein Nachfolger wurde FKpt Schmidtbauer, der bereits viele Erfahrungen für das zukünftige Einsatzmuster Tornado von der NAMMA mitbrachte. Die NAMMA hatte die Aufgabe, die Betreuung und Teileversorgung während des Testbetriebs zu gewährleisten. Nach Abschluss der Testphase und der Auslieferung der Serienmaschinen an die einzelnen Betreiber, übernahm die NAMMA auch dessen Betreuung.

 

Anfang Dezember kam wieder ein 40 Mann starkes MBB-Team mit einem Prototyp des MRCA Tornado für Testflüge nach Jagel. Dieses Mal kam die Crew Fritz Soos und Fritz Eckert bei eisigen Temperaturen um die Minus 20°C mit dem Vorserien-Tornado 98+02 (Prototyp Nr. 13) um Erprobungen mit der MW-1 (Mehrzweckwaffe 1) durchzuführen. Der MW-1 Behälter, bestehend aus vier Segmenten, legte die Strecke von Manching nach Jagel per LKW zurück. Der Empfang der Crew war wieder einmal herzlich. Zufällig war am Ankunftstag ein amerikanischer Admiral in Jagel zu Besuch. Es handelte sich um Admiral Thomas B. Hayward (Befehlshaber der US-Navy) der sich im Geschwader über die Arbeit der deutschen Marineflieger informierte. Neben dem F-104 Starfighter wurde ihm auch das zukünftige Waffensystem, MRCA Tornado, vorgestellt. Als Pilot im Koreakrieg, sowie später als Testpilot der US Navy war er sehr beeindruckt vom neuen Flugzeug. Am 12. Dezember wurde der MW-1 Behälter zum ersten Mal an einem Tornado aktiviert. Bis zum 19. Dezember stellte das MFG1 hin und wieder eine Begleitmaschine für Observationszwecke. Für kleinere Änderungen am Tornado verlegte die Testcrew am 20. Dezember das Flugzeug zurück nach Manching. Gerade noch rechtzeitig bevor das Wetter noch schlechter wurde und der Schnee kam. Die Testreihe war aber noch nicht abgeschlossen und das MBB-Team blieb noch bis Mitte März 79 in Jagel.

 

Das in diesem Jahr die Flugunfallrate bei Null lag, war zwei aufmerksamen Angehörigen des Geschwaders zu verdanken. Die beiden beobachteten bei einer auf Startgenehmigung wartenden F-104 den Verlust großer Mengen von Hydraulikflüssigkeit. Dem Piloten konnten sie gerade noch rechtzeitig die Situation signalisieren, worauf hin dieser den geplanten Flug abbrach. Auf dem Weg zurück zum Shelter fiel dann Aufgrund des Ölverlustes die Bugradsteuerung aus. Ein Fehler der auf der Runway oder in der Luft schlimme Folgen hätte haben können. Dank der aufmerksamen Mitarbeiter konnte das dritte unfallfreie Jahr in Folge nach dem letzten Flug des Jahres mit einer Shelterparty gefeiert werden. Den letzten Flug führt OLtzS Pries mit FKpt Schmidtbauer (Kommandeur Technische Gruppe) am 22. Dezember in einer doppelsitzigen TF-104G Starfighter durch.

 

Der letzte Stellenwechsel des Jahres erfolgte in der Sanitätsstaffel. OSA Kleemann übergibt seinen Posten mit Jahreswechsel an SA Schlimmen. Neuer Fliegerarzt wird SA Löhr.

 

 

 

 

1979 Schnee, soweit das Auge reicht

  

Schnee, Schnee und nochmals Schnee, so begann das neue Jahr. Die große Schneekatastrophe am Jahresanfang forderte viel Mühe und Schweiß von allen Mitarbeitern des Geschwaders. Die Flugplätze Jagel und Eggebek meldeten durch die starken Schneefälle „Land unter“.  Erst Mitte Januar kam der Flugbetrieb nur mühsam wieder in Gange. Die Basis verwandelte sich in einen riesigen Hubschrauberstützpunkt. 130 Hilfseinsätze wurden täglich von Jagel aus mit zivilen Hubschraubern sowie Hubschraubern der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes geflogen. Es galt unter allen Umständen der Eingeschneiten Bevölkerung zu helfen, Versorgungsflüge und Krankentransporte durchzuführen und dann auch noch irgendwie die Schneemassen zu bändigen. Von der Außenwelt abgeschnittene Ortschaften, Bauernhöfe, Häuser usw., wurden mit Tonnen von Hilfsgütern versorgt. 200 Autofahrer wurden vom nahen A7 - Rastplatz „Hüttener Berge“ unter anderem mit Hilfe von Bergepanzern des Heeres herausgeholt und versorgt. 51 Zivilpersonen wurden für 8 Tage in der Kaserne untergebracht. Für diesen besonderen Einsatz stand gerade einmal ca. 80% des Geschwaderpersonals zur Verfügung. Der Rest kam gar nicht mehr zum Standort durch oder war selbst tief eingeschneit. Die San-Staffel war ununterbrochen im Einsatz. Die Hilfe, die die Geschwaderangehörigen leistete, wurde von der Zivilbevölkerung dankbar angenommen. Der Kommodore KptzS Scholz bedankte sich bei allen Helfern für ihren Einsatz und sprach seine Anerkennung aus. Zehn Soldaten und zwei Zivilangestellte erhielten eine besondere förmliche Anerkennung.

Doch der Spuk war noch nicht vorbei. Die Schneemassen vom Januar waren noch nicht abgetaut, als vom 14. - 19. Februar der Winter noch einmal mit starken Schneefällen kräftig nachsetzte. Der Shelterbereich konnte nur mühsam frei gehalten werden. Ein geflügelter Satz in dieser Zeit war folgender: „Was ist das, schmeißt mit blau-gelben Teilen…? ....Schneefräse, die die Rollwegsbeleuchtung erwischt hat.“

 

 

Schneekatastrophe Winter 1978/79 (Schneeräumen in Kropp)

 

  Schneekatastrophe Winter 1978/79 - Kasernenbereich Kropp

  Foto: Archiv AG51

  Überreste der F-104G Starfighter (22+25) nach Crash im englischen Yeovilton 
 

  Überreste F-104G Starfighter (22+25) nach Crash

  im englischen Yeovilton. Der Pilot kam ums Leben.

  Foto: Archiv AG51

10.000 „Flugstunden“ waren bis zum 19. Januar auf dem Flugsimulator des MFG1 für die F-104 absolviert worden. Der Kommodore gratulierte Herrn Rudolf Becker (Wartungsgruppenleiter der Firma CAE) für die erbrachte Arbeit.

 

Am 24. Januar kam die Testcrew Hans-Jörg Betz und Fritz Eckert mit dem Vorserien-Tornado 98+02 (Prototyp Nr. 13) zurück nach Jagel, um die im Dezember unterbrochenen Testflüge fort zu führen. Die Bilder der Schneekatastrophe in Norddeutschland kannten die beiden aus dem Fernsehen. Wie groß das Ausmaß tatsächlich war, sahen sie während des Fluges. Um mit der Maschine zur Halle-Ost rollen zu können, mussten die Tragflächen auf 67° (voll nach hinten) geschwenkt werden, da ansonsten die Tragflächenspitzen in den Schneebergen links und rechts der Rollwege hängen geblieben wären. Eingeschneit auf Tage, denn der Schnee kam zurück. Der Testflugbetrieb erfolgte noch bis Anfang März. Die MBB-Testmannschaft war mit den Ergebnissen und der erneuten Unterstützung durch das Geschwader sehr zufrieden. Daheim in Manching wurde das Testflugzeug einem größeren Lay-up, einer Umrüstung unterzogen, um es auf den neuesten technischen Entwicklungsstand zu bringen.

 

Einen Dienstantritt der besonderen Art erlebte der S1, FKpt Basche im Stabsgebäude der Kaserne Kropp. Eine zivile Do-28 flog am 25. Januar unter tiefliegenden Schneewolken über die Kaserne Kropp hinweg. Nach einer kurzen „Platzrunde“ schwebte plötzlich ein Fallschirmspringer zu Boden und meldete sich beim S1 zum Dienstantritt seiner vierwöchigen Reserveübung. Nachdem sich in der Vergangenheit Reserveübende schon per Segeljolle oder auch hoch zu Ross zum Dienstbeginn begaben, war HptBtsm d.R. Holzapfel der erste Reservist, der vom Himmel fiel.

 

Bundeskanzler Helmut Schmidt kam am 26. Januar nach Jagel. Wie viele andere Gäste zuvor, nutzte er das MFG1 als Zwischenstopp und Umsteigmöglichkeit. Nur wenige Tage später erfolgte am 31. Januar die Weisung zur Umrüstung von der F-104 Starfighter auf PA-200 Tornado.

 

OLtzS Grosse-Freese stürzt am 5. Februar in der Nähe von List/Sylt mit seiner F-104G Starfighter (22+84) nach Triebwerksausfall ab. Er kann sich mit dem Schleudersitz retten und wird nach 22 Minuten unverletzt von der Rettungsmannschaft des in Westerland stationierten SAR-Hubschraubers der Marine geborgen. „Pilot rettete sich mit Schleudersitz“, so die Schlagzeile der SCHLESWIGER NACHRICHTEN am nächsten Tag.

Noch während die Rettungsaktion für den Piloten lief, wurden zwei Angehörige der Flugplatzfeuerwehr selbst zu Rettern. Während eines Großfeuers in Schleswig konnten die beiden dank spezieller Feuerschutzanzüge, die die zivile Feuerwehr nicht besaß, eine Ausweitung des Feuers verhindern. Eine Ausweitung in dem eng bebauten Stadtteil hätte katastrophale Folgen gehabt. Der Schleswiger Wehrführer dankte in einem Schreiben für den Einsatz

 

 

Vom 17. - 30. März waren vier Maschinen und (nur) 13 Techniker des MFG1 zum Staffelaustausch in Landivisiau/Frankreich. Sie waren bei der 2.Staffel der 11. Flottille der Aeronavale zu Besuch. Da die französischen Marineflieger zu diesem Zeitpunkt gerade auf das neue Luftfahrzeug vom Typ Super Etendard umstellten, konnte der Gegenbesuch erst im Juli mit vier nagelneuen Maschinen des neuen Typs erfolgen. Die deutsche Abordnung bekam nun selbst einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Umrüstung auf den Tornado.

Ein weiterer Staffelaustausch erfolgte vom 25. April - 3. Mai mit der 441. Squadron der Kanadischen Luftwaffe aus Söllingen. Dafür verlegten die Kanadier mit acht CF-104 Starfightern und 35 Technikern aus dem Süden Deutschlands in den hohen Norden. Der Gegenbesuch der Jagelaner musste aus organisatorischen Gründen auf den Herbst verschoben werden. Dafür verlegten am 25. September sechs Marinestarfighter und 34 Techniker nach Söllingen. Am 4. Oktober ging es dann wieder nach Hause zurück. Das Planungssoll an Flugstunden konnte voll erfüllt werden und an den Abenden und dem Wochenende blieb noch genug Zeit, um die Gastgeber bei gemeinsamen Feiern und Ausflügen besser kennen zu lernen.

 

Am 28. März wurde durch den Kommandeur Marinefliegerdivision, Flottillenadmiral Deckert, die Flugsicherheitsurkunde fürs Jahr 1978 an Kommodore, KptzS Scholz, überreicht. Im Hinblick auf den Absturz im Februar sagte er in einer Rede: „Wir können heute Berge versetzen, aber wir können einer Mutter nicht ihren Sohn wiedergeben“. Kurz darauf verunglückt am 17. April KKpt Kowalewski nach Triebwerksausfall durch Vogelschlag mit der 22+15. Er konnte per Schleudersitz seinen Antriebslosen Vogel über dem Wattenmeer bei Sankt Peter-Ording verlassen. „Vieles ging mir durch den Kopf, jedoch kein Gedanke an ein nichtfunktionierendes Rettungssystem. Dann Routine. Ziehen am oberen Abzugsgriff, dabei schlage ich mir die Ellenbogen in die Seite. Schemenhaft ein Knall und das Verlassen des Cockpits. Ich sehe Wasser unter mir, also hänge ich mit dem Kopf nach unten. Ein leichter Ruck – der Steuerschirm stabilisiert den Sitz. Dann ein stärkerer Zug und ich hänge am Fallschirm. Die Sitz-Mann-Trennung habe ich gar nicht mitbekommen. Ohne Pendeln schwebe ich auf das Wasser zu und habe Zeit, meine after bail out procedure durchzuführen. Nur das Überprüfen der Fallschirmkappe auf richtige Entfaltung habe ich vergessen. Aber konnte sie denn anders als wohlgefüllt zu sein? Es ging ja alles so perfekt. Mein Dank an die R+S und die Schleudersitzspezialisten“. Die Bergung erfolgte durch einen Fischkutter.

Es war der 182. Verlust eines deutschen Starfighters bei dem bisher über 90 Piloten ihr Leben verloren.

 

Anfang Mai heißt es wieder „BOLD GAME“, eine immer wiederkehrende Übung im jährlichen Reigen der Flotte. In diesem Jahr waren dänische, norwegische und deutsche Einheiten daran beteiligt. Die F-104 Starfighter des MFG1 kämpften dabei je nach Manöverlage mal auf der Einen, dann aber wiederum auch auf der Anderen Seite. Am 4. Mai konnte dabei ein Schnellbootverband im Manövergebiet erfolgreich angegriffen und bekämpft werden.

 

Die Übung „MAIGEWITTER“ ist eine Übung der technischen Einheiten, die am 16. & 17. Mai mit der Sicherung und dem Schutz von Objekten gegen Luft- und Bodenfeinde zu tun hatte. Die 1. Schwere Marinesicherungskompanie und Teile der Flugabwehrstaffel stellten das Feindbild, der ganze andere Rest verteidigte sich gegen die Angreifer. Gemäß „Drehbuch“ konnte der Fliegerhorst Jagel gehalten werden.

 

Jubiläen mit 1000, 1500 oder sogar 2000 Flugstunden auf dem Buckel sind für Jetpiloten schon lange keine Seltenheit mehr. Ein paar Gratulanten, die obligatorische Dusche durch die Feuerwehr und evtl. auch eine Feier, meist im kleinen Kreise, gehören zum Ritual dazu. Wenn es ein Jetpilot der Bundeswehr aber schafft die 3000er Marke zu knacken, kann es passieren, dass unter den Gratulanten auch die höheren Chefs vertreten sind. So geschehen am 1. Juni, als KKpt Großklos nach der Landung in Jagel stolze und vor allem unfallfreie 3000 Flugstunden auf F-104 Starfighter in seinem Flugbuch nachweisen konnte. Fast 14½ Jahre waren erforderlich, um diese, nur von wenigen Piloten erreichte Stundenzahl einzufliegen. Zu den 3000 Stunden auf F-104 kommen noch die Stunden auf anderen Flugzeugmustern hinzu, die im Rahmen der Ausbildung ebenfalls von ihm erflogen wurden. Erster Gratulant nach dem abstellen des Triebwerks war Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision). FKpt Kröger (stellv. Kommodore) dankte dem Jubilar in einer kurzen Ansprache und dem Wunsch, dass dies nicht das Ende der fliegerischen Laufbahn, sondern erst der Höhepunkt war, überreichte er ihm die Sporen, mit denen er nun als „Ritter der Lüfte“ geadelt wurde.

 

Auch in der Flugbetriebsstaffel dürfte mit einem kräftigen Schnaps angestoßen worden sein, nachdem OLtzS Johnsen beinahe unbemerkt seinen 11.111sten radargeleiteten Anflug durchgeführt hatte.

 

Auf der Runway musste die alte Kettenbarriere Ende Juni einer neuen Fanganlage weichen. Ein Leichtgewicht war die alte Anlage nicht gerade, denn die vier je 260m langen Eisenketten wogen jeweils 36 Tonnen. Die neue Fanganlage war bereits für das neue Flugzeug Tornado ausgelegt.

 

Vom 3. - 6. Juli fand der Gegenbesuch der Franzosen von der 11. Flottille statt. Bei diesem Staffelaustausch wurde auf Wunsch der Gäste nicht nur über Nord-, und Ostsee geflogen, sondern auch nach Norwegen. Ein Grill-, und Bierabend tröstete den franz. Kommandoführer über sein kleines Missgeschick hinweg. Eigentlich wollte er seine Maschine nach der Landung vor der Halle West abstellen, verpasste aber die Ausfahrt. Stattdessen rollte er in die Baustelle am Startbahnkopf 23 – ohne Dreh und Wendemöglichkeit. Ein Schlepper befreite sein Flugzeug und brachte es zum vorgesehenen Parkplatz. Zum Kommandobegleitprogramm gehörten auch Besuche in Hamburg und Schleswig. Die Franzosen bedankten sich mit einem Weincall für die Gastfreundschaft.

 

Am 9. Juli war das MFG1 die letzte Station von Admiral Jean-René Lannuzel (Oberbefehlshaber der franz. Marine), der sich zuvor bei anderen Dienststellen im Maritimen Bereich informiert hatte. In Jagel empfangen wurde er neben der üblichen Geschwaderprominenz von Vizeadmiral Luther (Inspekteur der Marine).

 

Nach einer Flugvorführung im Rahmen eines Tages der offenen Tür der englischen Marineflieger in Yeovilton stürzte KptLt Stürmer am 3. August im Landeanflug mit seiner F-104G Starfighter (22+25) ab und kam dabei ums Leben. Der Unfall ereignete sich im normalen Landeanflug, nur Sekunden vor Beendigung seiner beeindruckenden Flugvorführung vor zahlreichen geschockten Zuschauern.

 

Seit 14 Jahren ist die Hundertvier das Einsatzflugzeug des MFG1. An einem grauen Novembermorgen wurde die 150.000ste Gesamtflugstunde des Geschwaders durch FKpt Wewetzer erflogen. FKpt Wewetzer danke in seiner Funktion als Stellvertretender Kommodore für diese Leistung nicht nur den Piloten, sondern auch der Technischen Gruppe, der Horstgruppe sowie allen anderen Geschwaderangehörigen. Als Zeichen der Dankbarkeit flog HptBtsm Golombek von der Wartungsstaffel als Backseater auf dem 2. Sitz mit. Auf diese 150.000 Flugstunden entfallen ca. 115.000 Stunden allein auf F-104 Starfighter.

 

Vom 4. – 29. September fand das Flottenmanöver „BOTANY BAY“ statt, bei dem auch das MFG1 stark gefordert war. Mehr als 10.000 Soldaten übten die Sicherung der Seewege in der Nord-, und Ostsee und bewiesen damit, dass auch bei schwierigsten Bedingungen Mensch und Material ihren Auftrag erfüllen können.

 

Ein freudiges Wiedersehen gab es am 21. September für viele Piloten im Geschwader. Flottillenadmiral Deckert (Kommandeur Marinefliegerdivision) und KptzS Scholz (Kommodore) konnten James Taliaferro "Jim" Montgomery, II in Jagel begrüßen. Seit 1967 betreut „Jim“ in Sheppard (Texas, USA) die deutschen Flugschüler und hilft bei allen Problemen, die in einem fremden Land mit anderen Lebensgewohnheiten auftreten können. Er arrangiert Ausflüge und Treffen mit texanischen Familien und wurde dafür 1972 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse vom Bundespräsidenten Gustav Heinemann ausgezeichnet. Dass er sehr beliebt ist, zeigt sich auch schon daran, dass neben KptzS Willi Scheyka (Kommodore MFG2) auch sehr viele Piloten des Nachbargeschwaders in Eggebek zum Empfang nach Jagel gekommen sind. Für ihn wurde ein großes Besuchsprogramm in Jagel und Kiel vorbereitet.

 

100.000 verschossene Geschosse mit der Flugabwehrkanone Bofors 40mm L70 konnte die Flugabwehrstaffel seit ihrem Bestehen am 21. September melden. Das entspricht in etwa der Masse von 250 Tonnen Munition die auf den Schießübungsplätzen zwischen April 1971 bis September 1979 verschossen wurde. Theoretisch gerechnet bedeutet das, dass 100.000 Schuss bei Dauerfeuer eines Rohres, einer Gesamtschusszeit von 5 Stunden, 12 Minuten und 3 Sekunden, entsprechen.

 

Am 1. Oktober wurde FKpt Helmut Kröger zum Leiter der Projektgruppe zur Umrüstung auf das Waffensystem Tornado ernannt. Seinen Posten als Stellvertretender Kommodore gab er damit an seinen Nachfolger FKpt Klaus Wewetzer ab.

Der bisherige Kommandeur Fliegende Gruppe, FKpt Stemmler gab seinen Dienstposten ab. Nachfolger wurde FKpt Haupt.

Bei der Instandsetzungsstaffel rückte KKpt Dominik als neuer Chef auf den Stuhl von KKpt Hoyer der als neuer S3 und Stellv. Kommandeur zum MFG2 nach Eggebek wechselt.

Die San-Staffel bekommt mit KKpt Pfeffer zum ersten Mal einen richtigen Staffelchef und auch die Horstgruppe wechselte an diesem Tag kräftig mit. Dort wurde KKpt Meuche der neue S3 und damit gleichzeitig auch der neuer Stellvertretende Kommandeur.

 

Vom 4. - 13. Oktober verlegten fünf Flugzeuge und Wartungspersonal zum „BULLS EYE“ ins benachbarte Husum zum LeKG41. Sieben weitere Nationen beteiligten sich in diesem Jahr am jährlich stattfindenden NATO-Jagdbomber-Wettbewerb. Böse Zungen behaupteten, dass die Gastgeber alles dafür getan haben, um einen regulären Flugdienst zu verhindern. Sehr viel dichter Nebel sorgte dafür, dass viele Aktivitäten nicht in der Luft, sondern am Boden stattfinden mussten. Während des gesamten „BULLS EYE“ haben es gerade einmal 10 Flugzeuge an den Himmel geschafft. Ein Querfeldeinrennen der TO’s gegen die Line-Chiefs sorgte für Abwechslung im Einheitsgrau des Wetters. Der Sieg ging natürlich an die Marinejungs aus Jagel. Über die Siegprämie, eine Batterie Holsten-Bier, fielen im Anschluss alle her. Im dichten Nebel, der die ganze Woche über der Region um den Flugplatz Husum lag, geschahen auch merkwürdige Dinge. So konnte nie geklärt werden, wohin die MFG1 Flagge verschwand oder wer das Bulls-Eye Embleme an der Hauptwache entfernt und einkassiert hatte. Man munkelt, dass Augenzeugen „gesehen“ hätten, dass die Übeltäter Marineuniformen trugen…

Nach der Abschiedszeremonie am 13. Oktober ging es bei strahlendem Sonnenschein für alle beteiligten Kommandoteilnehmer zurück nach Hause.

 

Ein Mann vor dem alle fliegenden Geschwader der Bundeswehr zittern oder zumindest ein mulmiges Gefühl bekommen, betrat am 22. Oktober den Fliegerhorst Jagel. Es war der General Flugsicherheit „GenFlSichBW“ und sein Gefolge, welches zur Inspizierung des Geschwaders sowie des Personals alles gründlich unter die Lupe nahm. Der General Flugsicherheit ist eine Fachabteilung innerhalb des Luftwaffenamtes, welche den sicheren und unfallfreien Betrieb aller Luftfahrzeuge der Bundeswehr sicherstellen soll. Auch die Untersuchung und Klärung nach Unfällen und Abstürzen gehört zu seinen Aufgaben. Am 24. Oktober war die Überprüfung durch die Kommission abgeschlossen. Das MFG1 hatte wieder einmal bestanden.

 

Der 19. November brachte mal wieder hohen Besuch ins Haus. FKpt Wewetzer (stellv. Kommodore) konnte Admiral Robert H. Falls (Chef Vereinigter Generalstab der Kanadischen Streitkräfte) begrüßen. In seiner Begleitung befanden sich General Brandt (Generalinspekteur der Bundeswehr) und Flottillenadmiral Liebig (stellv. Befehlshaber der Flotte).

 

Mit dem 6. Dezember bekam das Geschwader wieder einen eigenen Militärpfarrer. Im Rahmen eines Feldgottesdienstes wurde Pfarrer Gerhard Patra eingesegnet. Die Zeremonie fand in Halle 250 statt und wurde durch Militärdekan Magazin vorgenommen.

 

Um etwas über das MFG1 und seine Einbindung in die NATO zu lernen, waren auf Einladung des Kommodore, KptzS Scholz, Lehrer der Schulen aus Silberstedt, Owschlag, Kropp und Fleckeby zu Gast. Sie besichtigten verschiedene Einrichtungen im Geschwader und diskutierten nach einem gemeinsamen Abendessen im Offiziersheim mit Soldaten aller Dienstgradgruppen.

 

 

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[Quellen- und Literaturnachweis]