CHRONIK 1990-1994
1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1994
1990
unsichere Zukunft, der Anfang vom Ende |
Beim Neujahrsempfang der Gemeinde Kropp wurde die 1.Sicherungskompanie des
MFG1 mit dem Umweltpreis der Gemeinde ausgezeichnet. Belohnt wurde sie damit
für die Errichtung eines 300 Meter langen Erdwalls, der zu einem Knick
hergerichtet werden soll. 120 Soldaten waren mit schwerem Gerät und
letztlich in Handarbeit im Einsatz, um den 1 Meter hohen und 1,5 Meter
breiten Wall fertig zu stellen. Lohn der Arbeit war der mit 500,- DM (ca.
255,- €) dotierte Umweltpreis.
Am 9. Januar beging das Geschwader ein seltenes Jubiläum. Im Bereich der
Marinefliegerdivision feierte das MFG1 den 250.000sten GCA-Anflug auf den
Flugplatz Jagel. Im dortigen Radarabschnitt GCA (Ground
Controlled Approach)
wurde der Jubiläumsflug in Anwesenheit von Vizeadmiral
Mann
(Inspekteur der Marine) von einem Geschwadereigenen
Tornado
erflogen und in anschließend kleiner Runde gefeiert. 250.000 Radaranflüge
bedeutet kontinuierliche Flugsicherung seit Inbetriebnahme der Anlage im
April 1958. Seitdem haben 118 Controller (Fluglotsen) mit den
verschiedensten, immer wieder modernisierten Radargeräten für Ordnung im
Luftraum gesorgt, manchem Piloten bei schlechtester Sicht oder in
Notsituationen eine sichere Navigation und Landung ermöglicht.
Top Secret - hieß es ab dem 10. Januar. Drei Tornados und Fachleute der
Eloka nahmen an der Truppenerprobung des Täuschsenders „Cerberus“
und der Anti-Radar-Rakete „Harm“ teil.
Die Air Force Base Eglin/Florida war für die Zeit der Erprobung das neue zu
Hause der Jagelaner. Ziel dieser Erprobung war es, den Täuschsender
„Cerberus“ in seiner Wirksamkeit gegen Radargeführte Bodenluftverteidigung
zu optimieren.
Am 6. Februar
besuchte eine Delegation der Luftverteidigung aus dem neutralen Schweden das
MFG 1. Kurz darauf folgten am 13. und 15. Februar ein Besuch des ehem.
Klassenfeindes, dem Oberbefehlshaber der sowjetischen Seekriegsflotte (Военно-Морской
Флот СССР),
Admiral
Wladimir N. Tschernawin.
Es gibt
Besucher, über die man sich freut wenn sie kommen. Auf den Besuch von
„Wiebke“ aber, hätte man am 26. Februar sehr gern verzichtet. Sie war
Kraftsportlerin der besonderen Art und hatte an und in der Sporthalle im
Unterkunftsbereich in Kropp ihre Kräfte sinnlos walten lassen. Den ganzen
Tag zeichnete sich das Heranziehen eines schweren Sturmes ab. Am Nachmittag
packte „Wiebke“ mit einem Ruck zu und hob das gesamte Dach (1200 qm) mitsamt
Teerpappe, Isoliermaterial, Blitzableiteranlage usw. mit einem Schlag ab.
Sieben Autos hatten plötzlich ein „neues“ Dach und wurden von der
Versicherung als Totalschaden verbucht. Des Weiteren wurden in der Kaserne,
auf dem gesamten Flugplatz und in den Nachbargemeinden im Umland viele
Gebäude beschädigt.
Das Manöver „MALLET BLOW 1/90“ brachte für das MFG 1 die erste
Auslandsverlegung des Jahres.
Mit den Frühjahrsstürmen wehrte sich England mehrere Wochen erfolgreich
gegen den Flug eines Kommandos zur Vorbesprechung nach Honington. Die
Do-28
wäre bei den Sturmböen sicherlich
bis Bornholm abgetrieben. Am 26. März war es dann aber soweit und zwei
C-160 Transall des LTG 63 aus Hohn und 6 Tornados des MFG 1 machten sich auf den Weg nach
Honington. Das Wetter vor Ort war super und die geplanten Missionen konnten
fast alle auf der Otterburn Range geflogen werden. Den britischen
Abfangjägern gelang es nicht, die deutschen Marineflieger-Tornados im
Hochgeschwindigkeitskorridor abzufangen. Ein während des Kommandos
beförderter Soldat machte Bekanntschaft mit dem sehr kalten Löschwasser der
englischen Feuerwehr. Nach nur 5 Tagen ging es dann wieder nach Hause.
Einen ersten
Wechsel an der obersten Spitze des Geschwaders fand Anfang April statt. FKpt
Herman Eichin übernahm von seinem Vorgänger FKpt Fetz die Funktion als
stellvertretender Kommodore des Marinefliegergeschwader 1.
Den 1.000sten
unfallfreien Triebwerksprüflauf konnte U. Heidenreich, ein ziviler
Mitarbeiter am 5. April in der Lärmschutzhalle absolvieren. Für diese
Beachtliche Anzahl von Testläufen wurden im Laufe der Jahre ca. 1,2
Millionen Liter Kerosin benötigt. Die Lärmschutzhalle selbst ließ sich mit
diesem Lauf den insgesamt 2853. Triebwerkslauf in ihrer Geschichte auf ihrem
Konto verbuchen.
Einen Wechsel an der obersten Spitze der deutschen Flotte fand nur wenige
Tage später am 26. April statt. Im Marinestützpunkt Kiel-Wik wurde das
Kommando des Befehlshabers der Flotte durch Vizeadmiral
Mann (Inspekteur der Marine) von
Vizeadmiral
Rehder
an Konteradmiral
Braun übergeben.
Mit Eile,
Entschlossenheit und reichlich Engagement verlegt vom 23. - 30. April ein
Kommando zum Staffelaustausch mit vier Flugzeugen und technischem Personal
nach kurzer Vorbereitungsphase ins italienische Ghia del Colle. Die
Gastgeber hatten neben dem gemeinsamen Flugprogramm eine ganze Reihe von
außerdienstlichen Aktivitäten geplant. Im Übereifer wurden uralte Höhlen
gezeigt, Ausflüge nach Pompeji und Neapel durchgeführt und den Gästen auch
sonst alles ermöglicht, um den Aufenthalt unvergesslich zu machen. Da wird
es beim geplanten Gegenbesuch der Italiener in Jagel sicherlich schwer
fallen, ein ähnlich starkes Programm auf die Beine zu stellen.
25 jähriges
Bestehen hat in diesem Jahr der „Nachbrenner“, die Geschwaderzeitung des MFG
1. Der „Nachbrenner“ ist das Sprachrohr der Geschwaderangehörigen und des
Geschwaders hinaus in die umliegenden Gemeinden, Städte und den Rest der
Welt. Er ist damit auch das größte und älteste Informationsheft in der
Bundeswehr und erschien meistens sechs Mal im Jahr. Sein silbernes Jubiläum
konnte im Juni gefeiert werden. Viele Hände und Geister gaben ihm immer
wieder ein neues Aussehen. Unzählige Redakteure und freie Mitarbeiter haben
alle zwei Monate dazu beigetragen, dass Ereignisse aus dem Standort, dem
Sport, diversen Serien und sonstige Informationen in einem Heft
zusammengetragen, gestaltet, geschrieben, gedruckt und veröffentlicht
wurden. Nun, zum 25. Jubiläum lud er „Nachbrenner“ ein und alle die Rang und
Namen hatten, kamen. Ehemalige Mitarbeiter, Sponsoren und sogar die
militärischen Führungsebenen der benachbarten Verbände nahmen an diesem
Event teil. Anstatt der sonst üblichen Aufmerksamkeiten für den Jubilar,
erbat sich die Nachbrenner-Redaktion für die Soldatentumorhilfe zu spenden.
520 DM (ca. 265 Euro) kamen zusammen.
Weitem mehr Geld
kam zusammen, als Militärpfarrer Hubrich, den alle nur Don Camillo nannten,
zu einem Benefizkonzert einlud. Der Erlös sollte der sardischen
Thalassämie-Hilfe
zu Gute kommen. Jeder Kommandoteilnehmer der nach Deci darf, weiß über die
besondere Erbkrankheit der Kinder Sardiniens Bescheid. Alle Erwartungen
wurden weit übertroffen, als man am Ende 10.000 DM (etwa 5113 Euro) im
Spendentopf hatte. Die Unteroffiziersvereinigung Kropp hatte die
Mehrzweckhalle der Gemeinde in einen Stimmungsvollen Veranstaltungsort
verwandelt. Eine extra aus Sardinen eingeflogene Folkloretruppe sorgte neben
anderen lokalen Musikgruppen für ordentliche Stimmung. Einen großen Anteil
am Erfolg hatte die gewohnt lockere Moderation des in Norddeutschland
beliebten Moderators
Carlo von Tiedemann,
der wie alle Beteiligten ohne Gage auftrat.
Am 8. Juni besuchten der Oberbefehlshaber der Israelischen
Marinestreitkräfte, Konteradmiral
Micha Ram und der Verteidigungs- und Streitkräfteattaché
Brigadegeneral Shmuel Ben-Rom, das Geschwader.
Bundesverteidigungsminister
Gerhard Stoltenberg
besuchte am 4. Juli wieder einmal das MFG 1. Über seine Pläne, wie es in
Zukunft mit der Bundeswehr und damit auch den Marinefliegern weiter gehen
soll, verlor er kein Wort. Schließlich sind bald Wahlen und somit hält er
seine Pläne gegenüber den betroffenen Standorten und Gemeinden, seinen
Soldaten und Zivilangestellten zurück. Seinen Inspekteuren von Heer,
Luftwaffe und Marine hatte er einen Maulkorb verpasst. Diese hatten im Laufe
des Jahres ihre Abrüstungspläne nach der
deutschen Wiedervereinigung entwickelt und entschieden, welcher Standort
aufgegeben werden soll. Spekulationen und mögliche Pläne dazu konnte man in
DER SPIEGEL, Ausgabe
49/1990 unter
der Überschrift „Erst mal das Maul halten“ lesen.
Als wenn man nicht
schon genug Probleme mit der anfälligen Technik im Tornado zu kämpfen hätte,
gesellte sich ein weiteres Problem dazu, mit welchem man zuvor noch nie zu
tun hatte. Aus dem Cockpit der 43+59 nahm man einen absonderlichen Geruch
war. Die Maschine stand derzeit im Dock. Nach kurzer Suche war der erste
Übeltäter gefunden. Auf der linken Cockpitkonsole lag eine tote Maus. Es
wurden auch noch eine zweite und eine dritte Maus gefunden, bei denen die
Verwesung schon etwas weiter fortgeschritten war… Die Mechaniker staunten
nicht schlecht über die Nagetiere, wussten sie doch von den Schäden, die
solche Tiere anrichten können. Als ihnen dann aber auch noch ein Marder über
die Füße rannte und im geöffneten Rückenschacht verschwand, war das Maß
voll. In diesem Teil des Flugzeugs kann sich ein solches Tier relativ frei
in alle Richtungen bewegen. Fallen aufstellen, ausräuchern oder gar
erschießen, all diese Fangmethoden kamen leider nicht in die engere Auswahl.
Also Augen auf und suchen. Schließlich wurde die komplette
Flugzeugoberfläche mit Talkum bestreut um zu sehen, wohin sich das Tier
bewegt. Am nächsten Morgen konnte man anhand der Spuren feststellen, dass
der ungebetene Gast das Flugzeug, ohne größere Schäden zu hinterlassen,
verlassen hatte. Die Freude darüber war leider nur von kurzer Dauer, denn
das Personal im Nachbardock meldete zwei tote Mäuse im Cockpit der 43+80 und
zwei freundlich blickende Knopfaugen des Marders bevor er wieder im
Rückenschacht verschwand. Während einer Krisensitzung wurden härtere
Maßnahmen beschlossen, die weitere Sabotageakte gegen die militärische
Sicherheit, unterbinden sollen. Wenig später war der Auftrag erledigt…was
immer das heißen mag.
Vom 4. - 13. September verlegten acht Tornados und ca. 80 Techniker zum
Herbstmanöver nach Lossiemouth (Schottland). Nach der Rückkehr und einer
kurzen Verschnaufpause ging es mit 15 Maschinen weiter zum Schießabschnitt
nach Deci. Dort wurde vom 20. September bis 25. Oktober, wie nahezu jedes
Jahr, der scharfe Schuss trainiert. Unabhängig vom Geschwaderpersonal des
MFG1 war auch eine Auswahl erfahrener Soldaten des MFG1 und MFG2 in Deci.
Diese Versuchsmannschaft führte zusammen mit der WTD61 (Wehrtechnische
Dienststelle) die Truppenerprobung des Anti-Schiff-Flugkörpers „AS.34 Kormoran II“ durch. Nach längeren Testreihen und Rückschlägen während der Erprobung in
den letzten Jahren durch die WTD61, sollte hier auf Sardinen alles klappen.
Die AS.34 Kormoran II ist eine Weiterentwicklung des schon zu Zeiten des
F-104 Starfighter genutzten Anti-Schiff-Flugkörpers „AS.34 Kormoran“.
Beim weiter entwickelten Flugkörper wurde die
analoge Elektronik gegen digitale ausgetauscht, dadurch ist sie wesentlich
resistenter gegen Elektronische Gegenmaßnahmen. Weiter wurde der
Radarsuchkopf ersetzt, sowie die Booster und der Hauptantrieb. Der
Gefechtskopf wurde mit ca. 230kg bedeutend schwerer als der alte zuvor. Für
den Einsatz vom Tornado wurden eine neue Datenschnittstelle (MCS 3) und ein
spezieller Launcher entwickelt. Das Handling mit den neuen Flugkörpern und
die Erfolge beim scharfen Schuss bestätigten alle Hoffnungen. Insgesamt zwei
Flugkörper trafen die Schleppziele.
Auf der Z-Line
spielte sich zum ersten Mal ein Ereignis ab, welches es in solch einer Form
noch nie auf dem Fliegerhorst Jagel gab. Der
Motorsportclub Eckernförde
veranstaltete eine Sonderprüfung für die Gefion-Rally, einer Rennsportserie
des ADAC. Namensgeberin für alle Veranstaltungen des MC Eckernförde ist die
SMS GEFION,
eine ehemalige dänische Segelfregatte, welche im
Schleswig-Holstein Krieg
(1848-1851) in einem Gefecht in der Eckernförder Bucht durch die Preußen
erbeutet wurde. Neben 30 Teams, 60 Helfern vom Rennleiter bis zum Rennarzt,
Streckenposten, und Zeitnehmer war sogar ein Team der
„Nachbrenner-Redaktion“ mit am Start. Da der MC Eckernförde in der damaligen
Zeit knapp bei Kasse war, nutzte man diese Art von Rennflächen, um die
Kosten im Rahmen zu halten. Von der Veranstaltung hatte nicht nur der
Motorsport profitiert. Durch den Verkauf von BW-Erbsensuppe, Snacks und
Getränken kam ein Reinerlös von 455,45 DM (etwa 233 Euro) zusammen, die der
Soldatentumorhilfe zugutekam.
Innerhalb der
Geschwaderführung gab es in diesem Jahr einen weiteren Wechsel. Nach
dreieinhalb Jahren räumte KptzS Lutz Uwe Gloeckner am 27. September den
Kommodoresessel und übergab die Führung des Marinefliegergeschwader 1 an
FKpt
Wolfgang Kalähne.
Was die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnten, war die
Tatsache, dass dies der letzte Wechsel innerhalb der
Marine-Geschwader-Führung sein sollte. Im Rahmen einer großen
Geschwadermusterung erfolgte die Übergabe im Beisein von Flottillenadmiral
Kurt
Ziebis
(Kommandeur Marinefliegerdivision) und fünf früherer Kommodores.
In der Jahresabschlußmusterung wies Kommodore KptzS Kalähne auf die
dramatischen Veränderungen in der Weltpolitik hin. Er sagte, dass die zu
erwartende Truppenreduzierung der Bundeswehr auch die Marineflieger treffen
würde. Eine Reduzierung oder Auflösung des Verbandes würde den Standort, die
umliegenden Gemeinden und die Stadt Schleswig hart treffen. Kommodore, KptzS
Kalähne sagte „Das kommende Jahr wird das erste von drei schweren Jahren
sein. Wir werden vor einer Fülle von Problemen stehen, aber wir werden die
Probleme lösen und unnötige Härten vermeiden.“ Als endgültigen
Auflösungszeitpunkt für eines der beiden Marinefliegergeschwader in Eggebek
und Jagel nannte er Ende 1994. Die Jagelaner wähnten sich aufgrund der Größe
und der guten Infrastruktur ihres Flugplatzes auf der sicheren Seite.
Welches Geschwader es treffen würde, stand bis dato noch nicht fest. |
1991
erste Reduzierungen |
||
Am
Jahresanfang ließ Bundesverteidigungsminister
Gerhard Stoltenberg die Bombe platzen. Nun
wurde es zur Gewissheit, dass das MFG1 mit dem Standort Jagel aufgelöst
wird. Ein rekrutiertes neues Marinefliegergeschwader wird auf dem
Marinefliegerhorst Eggebek neu aufgestellt und den Namen MFG2 führen.
Niemand verstand es so richtig, warum
die Marine ihren größten, bedeutendsten und bekanntesten Flugplatz
aufgibt. Die Bewohner von Kropp und Jagel konnten erleichtert aufatmen,
als es hieß, dass der Marinefliegerhorst Jagel von der Luftwaffe
übernommen wird.
Auch wenn die
Auflösung des Geschwaders bevor stehen soll, wird trotzdem kräftig weiter
geübt und so ging es vom 13. Februar bis 15. März mit zwei Flugzeugen zum
TLP (Tactical Leadership Programme) nach Florennes (Belgien). Das „TLP“
ist eine Weiterbildungseinrichtung für Kampfflugzeugbesatzungen. Dort
werden taktische Luftkampfmanöver mit weiteren NATO-Partnern besprochen,
geübt und ausgewertet.
Vom 4. April bis 17.
Mai verlegten Teile des Geschwaders mit sechzehn
Tornados nach Deci zum Schießtraining.
Seit langem bekommt
das Geschwader erstmals wieder den Pokal für Flugsicherheit im Jahr 1990
verliehen.
Am 21. Juni betrat der
ehemalige Klassenfeind den Beton des Fliegerhorstes. Der Befehlshaber der
Baltischen Flotte (командующий
Балтийским флотом), Admiral Vitaliy
Pavlovich Ivanov kam in Begleitung von Vizeadmiral
Braun (Befehlshaber der Flotte). Er ließ
sich über Einsatz und Auftrag des MFG1 informieren und ließ sich das
Waffensystem Tornado vorstellen.
Eine Oase der Erholung
bauten sich die Männer der Wartungs-, Waffenstaffel vor dem Gebäude des 1.
Wartungszuges. Im Zuge der Shelterbegrünung wurde bereits 1988/89 vor dem
Line-Gebäude eine Grube ausgehoben, in der ein Teich entstehen soll. Nach
der Fertigstellung füllte die Fliegerhorstfeuerwehr den „Neubau“ mit
20.000 Litern Wasser. Im Frühjahr 1990 wurden im Umfeld des Flugplatzes
größere und kleinere Findlinge der letzten Eiszeit gesammelt und sorgsam
um den Teich positioniert. Ein Springbrunnen und Goldfisch-Besatz machen
die kleine Oase perfekt. Eine auf einem Betonsockel aufgestellte
Tragfläche eines
F-104G Starfighter wurde mit dem
Geschwaderwappen versehen. Das Wappen wurde mit einem Kranz aus 20mm -
Geschossen umrahmt.
Durch den Golfkrieg in Kuwait und im Irak wurde das "TFM" (TACTICAL FIGHTER MEET) in Lossiemouth (Schottland) abgesagt. Auch der geplante Staffelaustausch der 2. Fliegenden Staffel wurde gecancelt, da die türkische Luftwaffe kurdische Flüchtlingslager im eigenen Land bombardiert hatte. Vom 12. - 20. September verlegte jedoch ein ca. 50-köpfiges Team mit sechs Tornados zum Manöver „NORTH STAR“ ins norwegische Ørland. Mit Wirkung des 30.
September wird die 1. schwere Marinesicherungskompanie des MFG 1
aufgelöst. Über 30 Jahre war sie Bestandteil des Geschwaders. Es begann
Anfang der 60er Jahre mit der Bodenverteidigungsstaffel. 1972 wurde die
Einheit in Horstsicherungsstaffel umbenannt. Die Staffel hatte
schwerpunktmäßig die Aufgabe, den Marinefliegerhorst und den
Unterkunftsbereich zu bewachen. Im Juli 1978 wurde dann die 1. schwere
Marinesicherungskompanie mit dem Schwerpunkt „Fliegerabwehr“ in Dienst
gestellt. Bereits ab dem 1. April wurde der Einheit der Ausbildungs- und
Einsatzauftrag entzogen, gleichzeitig wurde der Auflösungsauftrag erteilt.
52 aktive und
ehemalige Soldaten haben am 9. Oktober die „Marinekameradschaft
Marinefliegergeschwader 1 Kropp 1991 e.V.“ gegründet. Die Soldaten waren
sich einig, dass nach der Auflösung des seit 33 Jahren bestehenden
Verbandes, der Name erhalten bleiben soll. Ziel dieses Vereins ist es, die
Tradition fortzusetzen und die Kameradschaft unter den Angehörigen zu
pflegen und fortzuführen. Zudem sollen die Erinnerungsstücke wie z.B.
Fahnen, Wappen, Modelle usw. einen würdigen Platz erhalten. Der amtierende
Kommodore, KptzS
Kalähne
begrüßte diese
Initiative und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck. Auch der
ehemalige Kommodore KptzS a.D. Reger freute sich über den Entschluss, das
Wirken und das Zusammengehörigkeitsgefühl des MFG1 am Leben zu erhalten.
Obwohl er schon seit über 20 Jahren aus dem Geschwader ausgeschieden war,
verfolgte er noch immer mit großem Interesse und Anteilnahme das Geschehen
im Geschwader. „Für viele, so auch
für mich, ist das MFG1 mehr als nur eine Arbeitsstätte gewesen, mehr als
nur ein Ort bloßer Pflichterfüllung gegenüber einer freiwillig
übernommenen Aufgabe. Insbesondere auch, weil unsere Aufgabe nur durch
eine beispiellose Bereitschaft bewältigt werden konnte, die leider auch
erhebliche Opfer forderte, deren Andenken es zu bewahren gilt.“
Am 31. Oktober
ereignete sich ein tödlicher Flugunfall im Skagerrak. Während einer
Luftbetankung von Tornado zu Tornado (Buddy-to-Buddy) bei Nacht stießen
die
43+84 und
die
46+17 im Tiefflug zusammen. Alle vier
Besatzungsmitglieder können sich mit dem Schleudersitz retten. KKpt
Greßmann hatte das Pech, dass sein „Frankenstein“ (Kälteschutzanzug)
undicht war und sich langsam und allmählich mit dem Eiskalten Wasser der
Ostsee füllte. Er starb an Unterkühlung in einem dänischen Krankenhaus. KKpt Greßmann hatte
schon einmal mit einem Schleudersitz aus einem Flugzeug aussteigen müssen.
Damals, am 27. Mai 1981 flog er als
Austauschoffizier der Marine auf dem hinteren Sitz der
35+30, einer
RF-4E
Phantom II der Luftwaffe
(Aufklärungsgeschwader 52) aus dem benachbarten Leck mit. Während eines
Aufklärungseinsatzes ist seine Phantom ca. 12km südlich von Detmold
abgestürzt. Sein Pilot Hptm Hausmann kam dabei ums Leben.
Das
Jahresflugstundenprogramm wurde mit 6948 Flugstunden abgeschlossen. |
1992
erste
Luftwaffensoldaten in Jagel |
||||||
Leider verlief
auch dieses Jahr nicht unfallfrei. Erneut wurde das MFG1 um ein Flugzeug
„erleichtert“. Bei einem Nachtflug am 6. Februar musste in der Nähe
von Aalhorn der Tornado
46+16 von seiner Crew mit dem Schleudersitz verlassen
werden. Die Besatzung
überlebte. Das
Flugzeug war zum Zeitpunkt des Absturzes fast neu und hatte erst etwa 300
Stunden auf dem Buckel. Es war der letzte Absturz eines Flugzeuges des
MFG1.
Sechs
Tornados und diverse Techniker verlegten am 12. März ins kalte
norwegische Ørland um an der Übung „TEAM WORK 92“ teil zu nehmen. Das
Wetter spielte oft nicht mit und so steigerte sich der anfängliche Wind
zum Sturm mit zeitweise strömendem Regen. Für die Techniker auf der Line
wahrlich keine schöne Zeit. Einige Tage später verwandelte sich der Sturm
in einen Schneesturm und legte dabei erst einmal alles lahm. Die Techniker
arbeiteten z.T. unter sibirischen Verhältnissen und befreiten nebenbei mit
Besen und Händen die Maschinen von Eis und Schnee. Die Tornados flogen
zusammen mit holländischen und norwegischen
F-16 im Tiefflug durch die Fjorde, Angriffe auf Schiffe.
Nach zwei Wochen ging es mit einer
Iljushin Il-62,
der ehem. Regierungsmaschine von
Erich Honecker zurück nach Hause.
Für den Zeitraum vom
24. Februar bis 25. Mai hatten 14 Jugendliche die Möglichkeit an einem
Betriebspraktikum teilzunehmen. Diese Möglichkeit für Schüler sich zu
informieren gab es im MFG1 seit November 1989.
Die 1. fliegende
Staffel wurde am 31. März offiziell mit einer Geschwadermusterung außer
Dienst gestellt. Die Angehörigen der 1. Staffel feierten am 4. April das
Ende ihres Verbandes mit gemischten Gefühlen.
Anfang April
landet ein Exot auf dem Fliegerhorst in Jagel. Es handelt sich um eine
Suchoi Su-22M4 Fitter K
aus den Beständen der
Luftstreitkräfte
der ehemaligen
NVA. Durch die Übernahme dieser und anderer Maschinen
besitzt die Bundeswehr erstmals moderne Flugzeuge russischer Bauart und
nutzt diese für ausgiebige Tests. Da diese Maschinen nicht dem westlichen
Flugsicherungsstandard entsprach, musste die Su-22 bei ihren Flügen über
der Ostsee immer von einem Tornado des MFG1 begleitet werden.
Im April erfolgte eine
Verlegung mit vier Tornados nach Volkel (Niederlande) zum Manöver „VOLKIT
92“
Österreichische
Gendarmerie Beamte und Spitzensportler aus Kärnten waren vom 11. - 16. Mai
im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit Gäste im MFG1. So standen u.a. eine
Besichtigung des Fliegerhorstes, des Tornado, der Stadt Schleswig usw. auf
dem Programm.
Aufgrund
erster Auflösungserscheinungen des Heimatgeschwaders und zeitlichen
Problemen konnte der Staffelaustausch vom 9. – 17. Juni mit der
französischen Luftwaffe in Orange nur einseitig erfolgen. Auch der
Staffelaustausch vom 3. - 12. August mit den Kollegen der italienischen
Luftwaffe mit ihren
F-104 Starfighter vom 37°Stormo/18°Gruppo in Trapani blieb einseitig. Es war die letzte
Möglichkeit gemeinsam mit ausländischen Verbänden direkt zu üben und
Erfahrungen aus zu tauschen.
Bisher war die
Versetzung von Luftwaffensoldaten zum Marinefliegergeschwader eher die
Ausnahme. Doch am 1. Juli begann für den ältesten Marinefliegerhorst der
Bundeswehr eine neue Ära. Im Rahmen der Umstrukturierung der Streitkräfte
wurde in den Führungsstäben von Marine und Luftwaffe die Auflösung des
Marinefliegerhorstes Schleswig durch die Marine sowie die Übernahme durch
die Luftwaffe beschlossen. Kurz darauf traten fünf Luftwaffensoldaten
unter Führung von Oberstleutnant Eckhard Sowada,
mit offizieller Versetzungsverfügung in der Tasche, ihren Dienst im neu
gebildeten Aufstellungsstab „Luftwaffe-Tornado-Geschwader Jagel“ (Lw-TOR-G
Jagel) an. Die Aufgabe dieser fünf Soldaten war der Aufbau des künftigen
Luftwaffengeschwaders.
Von Tag zu Tag kommen
jetzt immer mehr „Neue“ hinzu, so wie es bei der Marine von Tag zu Tag
weniger „Alte“ werden. Ein fließender Übergang, der spätestens bis zum 1.
Oktober 1994 seinen Abschluss gefunden haben soll.
Am 2. Juli wurde mit
einem Familientag der 10. Jahrestag der Aufnahme des Flugbetriebs mit dem
Tornado gefeiert. Innerhalb dieser 10 Jahre wurden im Geschwader mehr als
74.000 Flugstunden bewältigt.
Das letzte Highlight
für die Soldaten der Flugabwehrstaffel wird das Flugkörperschießen
„ARIADNE 92“ vom 17. - 25. August auf Kreta. Nach der Rückkehr nach Jagel
werden die meisten Soldaten in die Flugabwehrstaffeln der MFG2 und MFG3
versetzt.
Mit ihren
Unterschriften haben am 10. Dezember Flottillenadmiral
Engelmann
(Kommandeur Marinefliegerdivision) und Brigadegeneral
Engelin (Kommandeur 3. Luftwaffendivision) eine in der
Bundeswehr ungewöhnliche Betriebsvereinbarung unterzeichnet. Diese
Vereinbarung regelt den gemeinsamen Dienstbetrieb der Dienststellen der
Marine und Luftwaffe im Standort Kropp/Jagel vom 1. Januar 1993 bis 30.
September 1994. Der Kommodore MFG1 ist bis zum Ablauf des 31. Dezember
1993 zuständig und verantwortlich für den Marinefliegerhorst und
Kasernenbereich. Mit dem Jahreswechsel gehen ab dem 1. Januar 1994 die
Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten an den zukünftigen Kommodore der
Luftwaffe über. Das neue Luftwaffengeschwaders wird den Namen
„Aufklärungsgeschwader 51 Immelmann“ tragen.
Mit dem Jahreswechsel verliert das MFG1 auch die Geschwadereigene Fahrschule. 9280 Bw-Führerscheine wurden erteilt und ca. 3.000.000 km zurückgelegt. Die letzte Bundeswehrfahrerlaubnis des MFG1 wurde am 23. Dezember vom Kommandeur der Horstgruppe, KKpt Ebeling, ausgehändigt. |
1993
vom MFG1 zum Luftwaffe-Tornado-Geschwader |
||||
Neben dem MFG1 und dem Lw-Tor-G-Jagel befindet sich auch das ebenfalls
auflösende Jagdbombergeschwader 41 (JaboG 41) mit seinen
Alpha Jets
aus Husum auf dem Marinefliegerhorst Jagel. Der Kommodore des JaboG 41,
Oberst Dirk Weimar, startete am 25. März von Jagel aus mit einem Alpha Jet
zum letzten Flug seines Geschwaders. Mit der Landung hörte das
Luftwaffengeschwader JaboG 41 aus Husum auf zu existieren. Die Flugzeuge
(Alpha Jet) des Verbandes wurden innerhalb der nächsten Tage nach
Fürstenfeldbruck/Bayern überführt. Hier wurden die Maschinen eingelagert,
verkauft oder für andere Aufgaben z.B. ABDR-Ausbildung vorbereitet.
Am 26. März wurden durch den zukünftigen Kommodore OTL Sowada die ersten 73
Grundwehrdienstleistende und Eignungsübende der Luftwaffe in Empfang
genommen.
Final Touchdown - Als Konteradmiral
Jürgen Dubois
(Befehlshaber Territorialkommando Schleswig Holstein) am 25. März mit einem
Heereshubschrauber auf dem Marinefliegerhorst Jagel landete, war es für ihn
die letzte offizielle Ankunft im MFG1. Jenseits von Dienstvorschriften und
militärischem Protokoll erwies ihm eine Delegation des Geschwaders grüßend
Respekt. Nach seinem Besuch wurde KAdm Dubois in den Ruhestand
verabschiedet. Im MFG1 machte er Karriere als Line-Pilot, Staffelkapitän,
Kommandeur fliegende Gruppe und als Kommodore.
Damit das neue
Luftwaffengeschwader den Namen und die Tradition des in Bremgarten
stationierten
RF-4E
Phantom II Verbandes übernehmen kann, reiste OTL Sowada am 18. März nach Bremgarten
und übernahm vom letzten Kommodore
Oberst Uwe Focke die Truppenfahne des einen Tag zuvor aufgelösten Aufklärungsgeschwader 51.
Die Inkraftsetzung der Geschwader-Organisationsform und die Namensgebung für
das Lw-Tor-G-Jagel wurden am 1. April vollzogen. Der neue Name des
Geschwaders lautet ab sofort Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ (AG 51
„I“) und übernimmt damit den Namen des aufgelösten AG 51 in Bremgarten. Die
Indienststellung des neuen Verbandes wird erst zum Jahresende durch den
Inspekteur der Luftwaffe erfolgen. Das neue Geschwaderwappen setzt sich aus
denen der aufgelösten AG51 und AG52 zusammen. Man verbindet den schwarzen
Panther des AG 52 mit der roten „51“ des AG 51. Damit kann das neue AG51 als
einziger deutscher Verband am berühmten „NATO
TIGER MEET“
teilnehmen.
Die Personalstärke der
Luftwaffe betrug am 1. April bereits 525 Soldaten darunter sind 70 Soldaten
die einen Wechsel von der Marine zur Luftwaffe vollzogen. Erster Kommodore
des neuen AG 51 wurde Oberstleutnant Sowada.
Vizeadmiral Weyher (Inspekteur der Marine) besuchte vom 20. - 22. April das MFG1. Hier wurde er mit einer fliegerischen Ausstattung, Helm, Sauerstoffmaske, Frankenstein (Kälteschutzanzug) usw. ausgestattet, denn er war extra nach Jagel gekommen um zum ersten Mal in einem Tornado mit zu fliegen. Am ersten Tag absolvierte er noch einige Stunden im Flugsimulator. In den vergangenen Monaten erhielt er Typeneinweisungen auf Tornado, eine Simulatoreinweisung, eine Überlebensausbildung usw... Der zweite Tag begann mit einem Einsatzbriefing und einigen Stunden im Simulator. Am Nachmittag bestieg der dann Tornado 43+88 und hob zum fast zweistündigen Flug ab. Ihm wurde ein Tiefflugauftrag mit Waffeneinsatz und Luftbetankung gezeigt. Sichtlich beeindruckt und begeistert verließ er die Maschine, wo er bereits erwartet wurde. Ein guter Eindruck von den Marinefliegern, vom MFG1 und dem Waffensystem Tornado hat ihn in den Führungsstab der Marine nach Bonn begleitet.
Am 16. Juni feierte die STAN-Wache des MFG1 ihr 30 jähriges Bestehen.
Am 4. September präsentierten sich die Marineflieger ein letztes Mal der
Öffentlichkeit mit einem Tag der offenen Tür. Die Veranstaltung kündigte die
zum Jahresende vorgesehene Außerdienststellung des Verbandes nach 35jährigem
fliegerischem Einsatz an. Zugleich stellte sich das neue
Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ vor.
Das bisherige, alte AG51, mit seinen
RF-4E Phantom II
im südbadischen Bremgarten, wurde im Rahmen einer neuen Bundeswehr-Struktur
aufgelöst. Das neue AG51 „Immelmann“ befand sich bereits auf dem
Fliegerhorst Jagel im Aufbau und wird dem MFG1 folgen. Auch die meisten
Flugzeuge des MFG1 wurden ins neue AG51 übernommen. Die neuen „Immelmänner“
sind damit der einzige verbliebene Verband der Luftwaffe, der taktische
Luftaufklärung betreibt. Rund 40.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, etwa
50 Flugzeuge aus NATO-Staaten, aus Österreich und Schweden sowie
Flugabwehrraketensysteme aus der Nähe zu betrachten. Die Darstellung der
Historie des Fliegerhorstes und zahlreiche weitere Stände informierten über
Luftfahrt, Luftwaffe und Marine. Die Flugvorführungen standen im Mittelpunkt
der meisten Besucher. Die fliegenden Besatzungen demonstrierten Teile des
täglichen Ausbildungs-, und Einsatzflugbetriebes. Vorbeiflüge in Formation,
insbesondere aber die Einzelvorführungen vom Typ
Harrier
der Royal Air Force und der
Su-22
der WTD61 aus Manching erregten die Aufmerksamkeit. Die Su-22 stammte aus
den Beständen der
Luftstreitkräfte
der ehemaligen
NVA
und flog dort beim MFG28 in Laage. Ein Formationsflug des AG51 und der Start
eines Heißluftballons beendeten am späten Nachmittag die gelungene
Veranstaltung.
Während einer
großen Geschwadermusterung am 21. Dezember wurde das Marinefliegergeschwader
1 offiziell mit Wirkung des 31. Dezember 1993 außer Dienst gestellt.
Gleichzeitig erfolgte die Ernennung des Aufklärungsgeschwaders 51
„Immelmann“ als Nachfolger, dessen Indienststellung mit Wirkung des 1.
Januar 1994 erfolgt. Zeitgleich erfolgt ein Kommodorewechsel von KptzS
Kalähne
zu OTL Sowada. Die Inspekteure der Luftwaffe und Marine, Generalleutnant
Kuebart
und Vizeadmiral
Weyher waren
zu diesem historischen Anlass nach Jagel gekommen um die Übergabe von der
Marine zur Luftwaffe zu vollziehen.
Das MFG hört mit
dem Jahreswechsel nach 35 Jahren, 9 Monaten und 19 Tagen auf zu existieren.
In den Köpfen und Gedanken von vielen Ehemaligen wird es weiter Bestand
haben, da es einer ihrer Lebensinhalte war. Ein Restkommando von 130 Mann
blieb für die nächsten Monate noch in Jagel vor Ort. Die 2. fliegende
Staffel des MFG1 wurde ab dem 1. Januar 1994 als 3. fliegende Staffel ins
MFG 2 integriert, verblieb jedoch noch etwa
ein dreiviertel Jahr in Jagel bevor sie endgültig nach Eggebek umzog. |
1994
Aufklärungsgeschwader
51 "Immelmann" |
Seit Jahresbeginn ist die Luftwaffe neuer Hausherr auf dem ältesten und
größten ehemaligen Marinefliegerhorst der Bundeswehr. Das AG51 „I“ übernimmt
fast alle Luftfahrzeuge des ehem. MFG1 und setzt diese in zwei Staffeln ein.
70 Marinesoldaten entschlossen sich zu einem Wechsel zur Luftwaffe. Alle 395
Zivilbeschäftigten der Marine wurden von der Luftwaffe übernommen. Mit 1200
Soldaten und 435 zivilen Mitarbeitern hat das AG51 „I“ bereits 90% seiner
Sollstärke erreicht.
Die Geschwaderzeitschrift
"DER NACHBRENNER"“ bekommt
mit dem
"RECCE"
einen würdigen Nachfolger. Mit dem gewählten Namen kann sich das neue
Geschwader gut identifizieren, denn er steht für den Auftrag des Geschwaders
als einziger Aufklärungsverband der Bundeswehr.
Am Jahresanfang
wurde Paulchen das Geschwader Maskottchen am Haupttor der Kaserne Kropp
durch GenMaj
Engelin
(Kommandeur 3. Luftwaffendivision) feierlich enthüllt. Paulchen ist ein
sechs Zentner schwerer schwarzer
Panther, der
auch im Geschwaderwappen seinen Platz hat. Dieses wertvolle Maskottchen
stand bereits im 2. Weltkrieg am Eingang von Görings
Reichsluftfahrtministerium in Berlin. Wie es nun mal Sitte ist, gehören zu
jedem Krieg auch Kriegsgefangene und so machten sich Soldaten einer
amerikanischen Jagdbombereinheit daran, Paulchen zu „verhaften“. Als diese
Einheit in die USA zurück verlegte, wurde Paulchen das Maskottchen einer
amerikanischen Radareinheit in Deutschland. Einige Offiziere des nach dem Krieg neu aufgestellten AG 52 fanden
Paulchen in Erding und wussten, dass der Panther eigentlich eine andere
Heimat hatte und befreiten ihn in einer Nacht und Nebelaktion aus der
Kriegsgefangenschaft. Nach der Verlegung des AG52 zuerst nach Eggebek und
später nach Leck wurde Paulchen am jeweiligen Standort aufgestellt und der
Kopf des Panthers ins Geschwaderwappen aufgenommen.
Am 4. Februar machte der Kommodore, Oberst Sowada seinen Antrittsbesuch bei
GenMaj
Jürgen von Falkenhayn
(AFNORTH und TerrKdo Schleswig Holstein).
An dem Platz an der Hauptwache Jagel, wo zu Marinezeiten die
Sea Hawk des
Hauptgefreiten Metzger (siehe 1963) wurde am 15. März eine
RF-84F Thunderflash aufgestellt. Die Maschine wurde unter einem Hubschrauber hängend aus Leck
eingeflogen. Die Sea Hawk wurde nach der Auflösung des MFG1 an ein Museum
nach Nordholz abgegeben. Des Weiteren wurde eine
T-33 T-Bird
an der Nebenwache und eine
F-104G Starfighter vor dem Geschwaderstab in Kropp aufgestellt.
Im April verlegte das benachbarte MFG 2 aus Eggebek wegen Reparaturarbeiten
an der Startbahn nach Jagel. Mit der Rückverlegung wird auch die 3. Staffel
des MFG2 (ehem. 2. Staffel MFG1) nach Eggebek verlegt, um dann völlig ins
MFG 2 integriert zu werden. Mit diesem Schritt wird in Jagel die Zeit der
Marinefliegerei beendet sein.
Das war´s dann... So oder ähnlich werden viele Angehörige des ehemaligen MFG 1 gedacht haben, als am 29. September die Truppenfahne eingerollt wurde. Die lange Tradition muss die Angehörigen aber dennoch mit Stolz erfüllen. In über 35 Jahren kam das Geschwader seinem Auftrag, durch ständige Präsenz über Nord- und Ostsee, in hohem Maße nach. Des Weiteren bewährte sich das Geschwader in zahlreichen Verlegungen über den Seeräumen des Mittelmeeres, des Atlantik und Pazifik. |
2003
90 Jahre Deutsche
Marineflieger |
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Dieser Tag der offenen Tür in Eggebek war zugleich die offizielle
Abschiedsveranstaltung des MFG2. Im Rahmen einer Bundeswehrreform hatte die
Bundesregierung im Frühjahr 2003 beschlossen, dass das MFG2 in Eggebek dem
Rotstift und Sparzwang zum Opfer fallen wird. Gemäß Plan soll dort Ende 2005
endgültig das Licht ausgemacht werden. Im Gegensatz zu Jagel wurde dieser
Fliegerhorst für immer geschlossen. Mit dem MFG2 verlor die Marine nicht nur
ihren letzten Tornado-Verband, sondern auch ihre letzten Flugzeuge mit
Jettriebwerken. Die Aufgaben und Flugzeuge wurden an die Luftwaffe
übergeben. Die letzten Marinefliegergeschwader befinden sich in Nordholz
(MFG3) und in Kiel (MFG5). Dort werden für die Seeaufklärung, Überwachung,
SAR usw. die betagten
Br1150 Breguet Atlantic,
sowie die Hubschraubermuster
Sea King und
Sea Lynx
geflogen. Die ersten Breguet Atlantic wurden im Dezember 2004 außer Dienst
gestellt und verschrottet. Deren Nachfolge traten acht gebrauchte, von den Holländischen Marinefliegern
gekauften
P-3 Orion an. |
2013
100 Jahre Deutsche
Marineflieger
|
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Nachdem die beiden letzten verbliebenen Marinefliegergeschwader 3 und 5 auf
einen gemeinsamen Fliegerhorst zusammengelegt wurden, ist Nordholz der
letzte Standort in Deutschland, von dem Marineflieger operieren. Im MFG3
sind die Seefernaufklärer P-3C Orion und
Do-228
stationiert. Die P-3 Orions dienen mit ihrer Ausstattung und direktem
Datenlink der weiträumigen luftgestützten Überwachung und Aufklärung über,
als auch unter Wasser. Die Do-228 fliegen im Auftrag des
Verkehrsministeriums für das Havarie Kommando in Cuxhaven und sind für die
Überwachung der Seeräume gegen Meeresverschmutzungen ausgerüstet. Mit
speziellen Geräten wie Radar, Infrarot- und Ultraviolett-Sensoren,
Mikrowellenradiometer, Fluoreszenz-Laser sowie Videokameras werden während
des Fluges auf See entdeckte Verschmutzungen (z.B. durch Schiffe) via
direktem Datenlink unverzüglich an das Havarie Kommando weitergeleitet.
Im MFG5, welches 2012 von Kiel nach Nordholz umzog, sind die
Bordhubschrauber Sea Lynx Mk.88 und Sea King Mk.41 vereint. Beide
Hubschraubertypen werden auch auf den Schiffen der Marine eingesetzt und
sind somit weltweit im Einsatz. Während der Sea Lynx Mk.88 in Ausrüstung und
Bewaffnung für die U-Boot Jagd ausgelegt ist, dient der Sea King Mk.41 der
Unterstützung der Flotte im Verbindungsdienst Land/See sowie im Such- und
Rettungsdienst (SAR). Aber auch die Luftwaffe
hatte 2013 einige Veränderungen erfahren. In Zuge der Umstrukturierung der
Bundeswehr und damit auch der Luftwaffe, wurden die Geschwader an neue
zukünftige Einsatzprofile angepasst. Alle Jagdgeschwader,
Jagdbombergeschwader und das Aufklärungsgeschwader erhielten am 1. Oktober
die neue Bezeichnung „Taktisches Luftwaffen Geschwader“. Die Zahl die bisher
im Namen getragen wurde, ist beibehalten worden. Somit wurde aus dem
Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ das Taktische Luftwaffen Geschwader 51
„Immelmann“ Mit der Auflösung des MFG2 in Eggebek hatte das AG51 schon zum
zweiten Mal die Aufgaben der Marineflieger übernommen. Mit der Schließung
des JaboG32 im bayrischen Lechfeld, hatte das AG 51 auch die dort
stationierten ECR-Tornados und dessen Aufgaben übernommen. Damit verfügt das
TLG51 neben dem neuen Namen auch über die neuesten Tornados der Luftwaffe.
Diese wurden im Gegensatz zum bisher geflogenen IDS-Tornado nämlich erst
Anfang der 90er Jahre gebaut. Die bisher geflogenen IDS-Tornados wurden nach
und nach zum TLG33 nach Büchel, bzw. zum deutschen Ausbildungskommando der
Luftwaffe nach Holloman in den USA abgegeben. Einige Flugzeuge traten auch
den direkten Weg nach Jever an, um dort der Hochwertteilegewinnung zugeführt
zu werden. Alles was dort nicht ausgebaut oder einer anderen Verwendung
zugeführt wurde, fiel dem Schredder zum Opfer. Von den im MFG1 geflogenen
Tornados existierte 2013 nur noch eine Handvoll. Die meisten wurden
inzwischen verschrottet, fielen bei anderen Verbänden Flugunfällen
zum Opfer oder fanden mit etwas Glück einen Platz im Museum oder als Gate
Guard. |
2015
Kropp, ein letztes Stück Marinegeschichte stirbt |
Schon lange gab es in
Kropp und Umgebung Gerüchte. Das Restaurant „Rosengarten“, das ehemalige
Soldatenheim des MFG1, AG51 und der Gemeinde Kropp wird geschlossen. Lange
Zeit war es Treffpunkt für Vereine, Verbände und viele Kropper Bürger. Der
Bürgermeister gab am 19. Januar in einer Pressemitteilung bekannt, dass
das Gebäude aufgrund erheblicher Mängel im Bereich des Brandschutzes
geschlossen werden muss. Im Rahmen einer Brandverhütungsschau durch den
Kreis Schleswig-Flensburg wurden die Mängel festgestellt und eine
Beseitigung gefordert. Das Amt Kropp sah sich gezwungen, den Betrieb des
Restaurants „Rosengarten“, mit sofortiger Wirkung zu verbieten. In der Verwaltung der Gemeinde war der Zustand des
Gebäudes schon seit längerem bekannt. Eine Sanierung ist auch „immer
eine Frage der Kosten und der Abwägung“ und „vor 70 Jahren wurde eben noch anders gebaut“, so Bürgermeister
Ploog. Das Gebäude wurde 1968
nach 1½ jähriger Bauzeit als
Soldatenheim seiner Bestimmung übergeben und wurde nicht nur durch die
Soldaten und die Kropper Bevölkerung genutzt. Ein Feuer im Februar 1978
vernichtete das Gebäude. Der Wiederaufbau, der meist in privater Arbeit
vollzogen wurde, zog sich über mehrere Jahre hin. Anfang das Jahres 1981
konnte der Neubau wieder seiner Bestimmung übergeben werden. Nicht nur der
Brandschutz, der auf Bestimmungen der 1970er/80er Jahre beruhte, war ein
Problem. Das Gebäude war inzwischen auch als Energieschleuder bekannt. Die
Frage, ob die Gemeinde nicht absichtlich auf diese Situation zugesteuert
hat, wollte der Bürgermeister nicht beantworten. Er versprach aber,
kurzfristig ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Die Kosten für eine
Sanierung kann die Gemeinde nicht stemmen. Mit dem sofortigen
Betriebsverbot hat man auch den Pachtvertrag mit dem Betreiber des
„Rosengarten“ aufgehoben. Der Betreiber hatte das Gebäude erst zwei Jahren
zuvor übernommen und dafür ein anderes gut gehendes Restaurant aufgegeben.
Nachdem er die Gemeinde immer wieder auf Missstände hingewiesen hatte und
die Gemeinde ihm versicherte ein Sanierungskonzept zu haben, stand
er nun vor dem Ruin. Angestellte und Auszubildende verloren ihre Jobs. |
Nachwort |
Die von mir Anfang der
2000er Jahre erstellte Chronik hatte große Lücken und auch den einen oder
anderen Fehler. Um diese „neue“ Chronik zu erstellen, waren unzählige
Stunden Recherche von Nöten. Diverse Nachbrenner-Hefte, das Bücher
„Starfighter“ (Rainer Wunschik) und „Die Geschichte des Fliegerhorstes
Land/See“ (Alexander Hertz), das Deutsche Bundesarchiv sowie unzählige
Hefte deutscher Nachrichtenmagazine rundeten das Zeitliche Gesamtbild des
MFG1 ab.
Ein ganz besonders
herzlicher Dank geht an Manfred Seltmann, ohne dessen liebevolle,
detaillierte fast 30-jährige Chronik der Wartungs- und Waffenstaffel
vieles unentdeckt geblieben wäre. Auch die kleine aber feine Chronik der
Prüfgruppe, welche mir durch Kurt Rusitschka zur Verfügung gestellt wurde,
half beim Auffinden wichtiger Daten. Nicht zu vergessen ist die liebevoll
erstellte MFG1-Chronik von Dietrich Schmidt, welche aus diversen
"DER NACHBRENNER" sowie
"NACHBRENNER REES" Heften bekannt ist. Dr. Anja Dörfer
vom Aeronauticum Nordholz und Admiral a.D. Kampe konnten ebenfalls dazu
beitragen wichtige Lücken zu schließen. Ein Dank gilt auch all
denen, die in Wort und Schrift, sowie mit zahlreichem Bildmaterial zum
Gelingen dieser umfangreich überarbeiteten Chronik des MFG1 beigetragen
haben. All diese Helfer hier namentlich zu nennen, würde den Rahmen
sprengen. Ich hoffe Ihr verzeiht mir…
Obwohl die aktuelle Chronik nach der Überarbeitung um mehr als 300% an Informationen zugenommen hat, soll noch lange kein Schlussstrich unter dieses Kapitel gezogen werden. Es sind noch jede Menge Lücken und sicherlich auch Fehler enthalten. Vieles gibt es mit Sicherheit noch zu berichten. Viele Kleinigkeiten, Erinnerungen die bisher in keiner Chronik nachzulesen sind. Jeder kann dazu beitragen, diese Lücken zu Schließen. Bei wem werden alte Erinnerungen wach gerufen? Jeder Hinweis, jedes Bild ist herzlich willkommen.
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1950-1959 | 1960-1969 | 1970-1979 | 1980-1989 | 1990-1994
[Quellen- und Literaturnachweis]